Mittwoch, 16. Juli 2025

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Congress Union – Zukunftsmodell statt Millionengrab?!

Dieser Tage hat sie ihre Tore wieder geöffnet, beherbergt die Drilling Conference. Folgt man den Aussagen der Stadtverwaltung zu Beginn des Sommers, dann soll mit dieser und allen anderen Veranstaltungen in der Congress Union Schluss sein. Ein Millionengrab, das nichts als Verluste generiere, eine völlig marode Bausubstanz aufweise, spärlich nachgefragt und stetig subventioniert sowie über 30 Mio. Euro an Investitionen erfordere. Dieser Eindruck vermittelt sich der Öffentlichkeit auf Basis von Zahlen, die zu Sommerbeginn vom Finanzdezernat vorgelegt wurden.

Ist das Szenario wirklich so düster, wie es sich in den Printmedien darstellt? „Stand heute: Nein“, sagt Jörg Rodenwaldt, „was die Stadt meines Erachtens betreibt, ist pure Meinungspolitik.“ Er ist Ratsherr und Aufsichtsratsvorsitzender der Betreibergesellschaft „Congress Union Celle GmbH & Co. KG“, die eine hundertprozentige Tochter der Stadt ist und von Bryan Johnston, dem Chef des Hotels „Fürstenhof“, geleitet wird. Dieses gehört zur Althoff-Hotel-Gruppe, die im Jahr 2005 das Management der Union übernommen hat. Oberbürgermeister Dr. Jörg Nigge möchte den aus einem denkmalgeschützten Alt- und einem Neubau bestehenden Gebäudekomplex in zentraler Lage verkaufen oder den modernen in den 1990er Jahren entstandenen, nicht geschützten Teil an der Hannoverschen Straße abreißen lassen.

Stadtkämmerin Nicole Mrotzek sähe die Türen am liebsten dauerhaft verschlossen: „Ginge es nach mir als Kämmerin, dann hätte der Brandschutz die Union dichtgemacht“, wird sie in der lokalen Printpresse zitiert. Für Stadtbaurätin Elena Kuhls „ist die Congress Union als Kongresszentrum nicht mehr existent“.

Von einem Gutachten ist die Rede, initiiert von der Verwaltung. „Ich möchte demnächst Einblick nehmen in die zahlreichen von der Stadt in Auftrag gegebenen Gutachten der vergangenen Jahre“, sagt Rodenwaldt. Der frühere Banker kennt sich aus mit Wirtschaft und Finanzen, vertritt seine politische Gruppe im Finanz- und Wirtschaftsausschuss.

TEIL DER DASEINSVORSORGE

Selbst wenn man von den genannten 30 Mio. Euro ausginge, wäre das nach Einschätzung Rodenwaldts machbar. Das gebe der Haushalt her. „Man saniert ja in Stufen. Das zieht sich über viele Jahre, und für die energetische Nachrüstung gibt es ja auch Fördergelder vom Bund.“ Der ehemalige Fraktions-Vorsitzende der SPD, der den Genossen den Rücken kehrte und nun für „Zukunft Celle“ im Lokalparlament sitzt, beklagt, dass Instandhaltung und Investitionen über die Jahre stark vernachlässigt wurden und mahnt: „Man muss investieren und neue Ideen entwickeln.“ Gewinne seien auch dann nicht garantiert. Er verweist auf andere Städte wie Hannover, Stade, Gifhorn und Hameln: „Dort schreiben die kommunalen Veranstalter auch keine schwarzen Zahlen.“ Für ihn sind Stadthallen ein Teil der Daseinsvorsorge und der Wirtschaftsförderung. Deshalb reichten oberflächliche betriebswirtschaftliche Analysen nicht aus. Ergebnisse einer Wertschöpfungsanalyse oder „Best-Practice-Beispiele“ seien ebenso notwendig wie nachträgliche Bewertungen von Städten, die ihre Hallen aufgegeben haben – falls es solche überhaupt gebe.

„Viele kleinere und größere Veranstaltungen mit und ohne Verpflegung wie Vereinstreffen, Bälle und Konzerte könnten nicht mehr stattfinden. Und die Celler Vereine machen sich jetzt schon Sorgen, ob sie überhaupt noch Räume buchen können“, vernimmt er aus der Celler Stadtgesellschaft. Für etliche Zusammenkünfte auf Vereins- und Verbandsebene existierten halt vor Ort keine Alternativen. Darüber hinaus dürfe man nicht vergessen, dass sowohl die Gewerbe- als auch die Grundsteuer an die Stadt fließen, was die Verluste auf unter eine Mio. Euro reduziere. „Denn es ist letztendlich nur linke Tasche, rechte Tasche“, sagt der Finanz-Fachmann.

„ABRISS IST KEINE LÖSUNG“

Die Fakten, die ihm vorliegen, sprechen eine andere Sprache als die verbreiteten Negativnachrichten. So sei die Raumauslastung im Zeitraum von 2016 bis 2022 im Vergleich zu anderen Lokalitäten in der Stadt eher stabil mit üblichen Schwankungsbreiten, ein deutlicher Rückgang sei nicht erkennbar, wenn man die Corona-Effekte vernachlässigt. „Das Thaers ist so beliebt wie wohl kaum ein anderes Lokal. Eine dezidierte Spartenrechnung ist mir nicht bekannt. Man kann nicht einfach behaupten, dass es ein Zuschussgeschäft ist“, erläutert der Ratsherr, der ebenso wie der Betriebsleiter der Congress Union Celle, Bryan Johnston, fordert: „Es muss dringend ein weiteres unabhängiges Gutachten in Auftrag gegeben werden, um diese horrenden Summen, die hier im Raum stehen, zu bestätigen oder ggfs. auch zu relativieren.“

Anfang der 1990er Jahre war die Stadthalle unter dem damaligen Oberbürgermeister Dr. Martin Biermann modernisiert und erweitert worden. Das damals zugrunde gelegte Betriebsmodell gilt als kompliziert. Rodenwaldt bezeichnet es indes als gängiges Steuersparmodell. Es beinhaltet ein Aktienpaket mit Wertpapieren von Uniper, Eon, Avacon und der SVO. Die Erträge aus den Dividenden dienten zum Ausgleich von Verlusten. Im Fall einer Veräußerung müssten die Aktien aus dem Betriebs- ins städtische Vermögen überführt werden. „Es müssten hohe Buchwerte abgeschrieben werden, und hohe Steuerzahlungen auf die eingelagerten Wertpapiere würden fällig. Dabei reden wir insgesamt über potentielle Millionenverluste in Höhe der veröffentlichten Sanierungskosten“, erläutert der Ratsherr. Im Jahr 2018 hatte der damalige Kämmerer Thomas Bertram von Einsparungen für die Stadt in Höhe von 18 Mio Euro durch das Konstrukt gesprochen. Rodenwaldt bestätigt: „So kompliziert das steuerrechtliche Modell Congress Union auch sein mag, kann jedoch konstatiert werden, dass die damaligen Erfinder und Entscheider damit für den städtischen Haushalt bis heute einen Mehrertrag in zweistelliger Millionenhöhe generiert haben. Und das soll aufgegeben werden?“

Das Fazit von Dr. Jörg Rodenwaldt ist weit entfernt von dem der Dezernentinnen Nicole Mrotzek und Elena Kuhls: „Eine Sanierung wäre für die Celler Bevölkerung wahrscheinlich langfristig sehr viel positiver als eine Veräußerung.“ Eines steht für ihn fest: „Abreißen ist keine Lösung, in der Congress Union steckt Potential. Man muss sie nur zukunftsfähig aufstellen.“

Anke Schlicht
Foto: Peter Müller

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