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Eine bisher unbekannte Stadt – Zweiter „Celler Abrisskalender“ von RWLE Möller

Da muss der Betrachter schon sehr genau auf die Blatt-Rückseiten des „Abrisskalenders von RWLE Möller“ schauen, um zu beurteilen, ob die kleinen Fotos von Altstadtmotiven in Schwarz-Weiß auch aktuell sind. Ist Karstadt schon geschlossen, der „Wassertisch“ mit Mini-Fontäne bereits auf dem Robert-Meyer-Platz installiert?

Die Celler Altstadt wandelt sich in rasantem Tempo, tat dieses stetig, mancher registriert es beiläufig, quasi im Vorbeigehen, ein anderer gar nicht und wieder andere mit allergrößter Aufmerksamkeit, einem wachen Auge, wohlwollend zustimmend oder erbost ablehnend, aber nie gleichgültig. Einer dieser leidenschaftlichen Celler, dem seine Stadt am Herzen lag, war der Künstler RWLE Möller (1952-2001). Von Kindheit an lebte er mittendrin, wuchs in der Zöllnerstraße auf. „Er hatte den Wandel stets vor Augen, das Thema drängte sich auf“, berichtet Jasmin-Bianca Hartmann am gestrigen Abend in der Thalia-Buchhandlung vor einem zahlreich erschienenen Publikum, dem die Kunsthistorikerin etwas mitgebracht hat. Nach 30 Jahren ist der zweite „Celler Abrisskalender“ mit Zeichnungen und Texten von RWLE Möller, kommentiert und ergänzt von der Kuratorin Jasmin-Bianca Hartmann sowie Fotos von Malte Nies erschienen. Ein Projekt der gleichnamigen Stiftung, die in diesem Herbst mit zwei Veranstaltungen ihr 22-jähriges Wirken feiert.

Im Jahr 1987 wurde im Zuge des Abbruchs eines Hauses am Südwall auch ein Teil des historischen Walls, auf den man während der Arbeiten gestoßen war, zerstört. Anlass für Reinhard Walter Ludwig Eduard, RWLE, die alten Fassaden zu bewahren in Form von Fotos und Zeichnungen, was im Jahr 1992 zur Publikation des ersten „Celler Abrisskalenders“ führte, damals noch im DIN A4-Format. „Alle Exemplare sind vergriffen“, bedauert die Kuratorin, dass sie den Vorläufer des brandneuen Kunstwerks nicht zeigen kann und macht gleichsam deutlich, wie beliebt und gefragt die Arbeiten des verstorbenen Künstlers und Stadtchronisten sind. Keineswegs ging es diesem um eine nostalgische Fassadenbewahrung, deutlich sichtbar auf dem August-Kalenderblatt, das den einst am Südwall Nr. 2 beheimateten C-Club, eine Rotlicht-Lokalität, in der Handschrift des Fotorealistischen zeigt, eine Stilrichtung, derer sich der Autodidakt Möller gerne bediente. Oskar Ansull, Schriftsteller, Mitglied des Stiftungsvorstands und langjähriger Wegbegleiter RWLEs, nutzt in seiner Einführungsrede ein Zitat des Architekturkritikers Wolfgang Pehnt, um deutlich zu machen, worum es bei dem Projekt „Abrisskalender“ ging: „Architektur ist unentrinnbar. Sie erzählt uns, woher wir kommen und hat Einfluss darauf, wohin wir auf welchen Wegen gehen.“

Der Fund von bisher unveröffentlichten Zeichnungen im Nachlass des Künstlers machte die Herausgabe einer zweiten Ausgabe möglich. Wer den „Celler Abrisskalender“ durchblättert, sich die Zeichnungen anschaut, die Texte liest, erhält Gelegenheit, eine bisher unbekannte Stadt zu entdecken.

Anke Schlicht
Celler Presse
Fotos: Celler Presse

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