Freitag, 11. Juli 2025

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„Deutschlandweit nichts Vergleichbares“ – Ein multikulturelles Märchenbuch aus Celle

Elmast Süzük durfte in Anatolien, wo sie geboren wurde und die ersten zehn Jahre ihres Lebens verbrachte, ihre Muttersprache nicht lernen. Sie konnte sie weder lesen noch schreiben. Nun sitzt sie tausende Kilometer entfernt in der Stadt, die ihr Zuhause geworden ist, im Dichterraum eines Cafés und liest das kurdische Märchen „Wie der Vogel Zehnmalklug sein Glück fand“.

Es ist eines von 17 Tiermärchen in 15 Sprachen, die in einer multikulturellen Märchenwerkstatt zusammengetragen, von der Bibliotheksgesellschaft Celle in Buchform gebracht und im Jahr 2015 publiziert wurden. Die Sammlung des alten Kulturguts kam gut an, war schnell vergriffen. „Es wurde vielfach der Wunsch nach einer Neuauflage geäußert“, berichtet Dr. Lothar Haas bei der Präsentation der zweiten Auflage im Kanzlei-Café, für die die Ernst-Schulze-Gesellschaft verantwortlich zeichnet und die nur mithilfe dreier Celler Firmen, der Ströher Druckerei, der Buchbinderei Büge sowie Achilles veredelt, zustande gekommen ist. Der Vorsitzende der Ernst-Schulze-Gesellschaft Lothar Haas bringt seinen großen Dank zum Ausdruck, begrüßt die Gäste und führt kurz ins Thema ein, dann gehört der Nachmittag allein dem weiblichen Geschlecht, denn die Märchenwerkstatt bestand ausschließlich aus Frauen, darunter etlichen aus aller Herren Länder, die sich in Celle zusammenfanden, um unter der Leitung von Dr. Elke Haas über Märchen aus ihrer Heimat zu sprechen, sie zu erzählen und niederzuschreiben. Von Albanisch, Farsi über Kroatisch und Ukrainisch ist eine Sprachenvielfalt enthalten, jeweils übersetzt ins Deutsche und illustriert von Andreas Röckener, die das Buch auch Unterrichts-tauglich macht. Auch zwei Kinder sind unter den Gästen. Maria Tsilimigka liest das griechische Märchen „Die Bachstelze“ kurz an, ihre Tochter trägt die deutsche Übersetzung vor. „Der Klang ist wichtig“, sagt Dr. Elke Haas, und daher hat sie einige Autorinnen gebeten, Auszüge zu Gehör zu bringen. Ausschließlich ums Gehörte ging es in der Kindheit von Elmast Süzük: „Wir waren sieben Geschwister, Fernsehen hatten wir nicht, meine Eltern konnten nicht schreiben und lesen. Meine Mutter waren die Geschichten erzählt worden und sie gab sie an uns weiter, abends, wenn wir zusammensaßen.“ Im Jahr 1986 kam die Ezidin nach Celle, fand hier ihre neue Heimat und lernte, auch auf Kurdisch zu schreiben und zu lesen.

Nur eine der zahlreichen Migrationsgeschichten, die sich hinter diesem Buch „Viele Tiere – Viele Sprachen“ (ISBN 978-3-00-051694-8), das kostenlos an die Grundschulen, Kitas und öffentlichen Bibliotheken in Stadt und Landkreis Celle verschickt wird, verbergen. Für Elmast Süzük bedeutet es viel, an der Märchenwerkstatt teilgenommen zu haben, es hat dazu beigetragen, dass eine Wunde heilen konnte. Endlich durfte sie schreiben und lesen auf Kurdisch. „Frau Dr. Haas hat mir das ermöglicht, für mich war das ein Gefühl der Befreiung“, sagt Elmast Süzük mit einem Unterton der Dankbarkeit. „Märchen sind ein altes Kulturgut, es darf nicht verloren gehen, nicht vergessen werden“, betont die Lehrerin aus Leidenschaft Elke Haas. Die Neuauflage leistet ihren Beitrag. Die früher am Gymnasium Ernestinum tätige Pädagogin ergänzt: „Es gibt deutschlandweit nichts Vergleichbares!“

Anke Schlicht
Celler Presse

Fotos: Anke Schlicht

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