Mittwoch, 30. April 2025

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Leben und Überleben: Persönliche Geschichten von Zeitzeugen berühren die Herzen der Teilnehmer

Am Samstag versammelten sich Menschen aus nah und fern, um an einer bewegenden Gedenkveranstaltung auf der „Rampe“ am historischen Waggon teilzunehmen, welche von der Arbeitsgemeinschaft Bergen-Belsen e.V. organisiert wurde. Die Atmosphäre an diesem authentischen Ort war von einer tiefen Emotionalität geprägt, wie es Elke von Meding von der Arbeitsgemeinschaft treffend beschrieb. Besonders berührend war die Anwesenheit von gleich zwei Zeitzeugen, die mit ihren persönlichen Erinnerungen die Bedeutung dieses Tages unterstrichen.

Die Teilnehmer, darunter zahlreiche Gäste, die eine weite Anreise auf sich genommen hatten, versammelten sich, um gemeinsam an die schrecklichen Ereignisse der Vergangenheit zu erinnern und den Opfern zu gedenken. Die Rampe wurde zum traurigen Symbol für das Leid unzähliger Menschen, die während der dunkelsten Kapitel der Geschichte Europas hier ankamen – sowohl Kriegsgefangene als auch KZ-Häftlinge aus verschiedenen Ländern, darunter auch Kinder und Jugendliche.

Elke von Meding erinnerte an die Bemühungen, die es brauchte, um diesen Gedenkort zu etablieren. Seit 1995 kämpfte sie gemeinsam mit anderen Aktivisten dafür, dass dieser Ort der Erinnerung erhalten bleibt und öffentlich zugänglich wird. Seit dem Jahr 2000 steht ein Teil der Rampe unter Denkmalschutz, und dank der Unterstützung der Bundeswehr konnte der historische Waggon beschafft und restauriert werden. Heute ermöglicht dieser Ort es den Besuchern, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen und zu gedenken – ein Ort, der im Gegensatz zum eigentlichen Lager einen intimen und persönlichen Rahmen bietet, der viele Besucher tief berührt.

Diana Gring von der Gedenkstätte Bergen-Belsen gewährte den Besuchern Einblicke in das tragische Schicksal der Kinder, die während ihrer Zeit im Lager Bergen-Belsen unvorstellbares Leid erfahren mussten. Von den insgesamt 3000 Kindern, die zwischen 1943 und 1945 im Lager eingesperrt waren, kamen 200 Babys zur Welt. Doch die überwiegende Mehrheit dieser Neugeborenen überlebte die grausamen Bedingungen nicht. Diese schockierenden Zahlen verdeutlichen die Tragödie, die sich hinter den Mauern des Lagers abspielte, und die unermesslichen seelischen Wunden, die auch bei den jüngsten Opfern dieser menschenverachtenden Ideologie hinterlassen wurden.

Unter den Anwesenden war auch Carry Polak, eine Überlebende des KZ Bergen-Belsen, die mit bewegenden Worten ihre eigene Geschichte und die ihrer Familie teilte. Geboren im Jahr 1942 in den Niederlanden, erlebte sie als Kind das Grauen der Deportation und die entsetzlichen Bedingungen im Lager. Ihre Erinnerungen an den Verlust ihrer Familienmitglieder und die Qualen, die sie und ihre Mitgefangenen ertragen mussten, verdeutlichen die Grausamkeit jener Zeit. Trotz aller Tragik und Verluste kann sie heute sagen: „Wir haben überlebt“, und hat eine Familie gegründet, die ihr Halt und Hoffnung gab.

Ein weiterer bewegender Moment der Veranstaltung war der Auftritt von Maciej Hoffmann, einem Überlebenden, der bereits im Alter von vier Jahren mit seiner Familie das Martyrium des Zweiten Weltkriegs erlebte. Seine Erzählung von der Rettung durch einen deutschen Soldaten, der während der Erschießungen nach dem Aufstand im Warschauer Ghetto Mitgefühl für die Familie zeigte, berührte zutiefst. Hoffmann schilderte, wie sie eigentlich an jenem schicksalhaften Tag ebenfalls zum Opfer hätten fallen sollen, doch der deutsche Soldat nahm sie beiseite und zeigte ihnen ein Bild seiner eigenen Familie. Dieser Akt der Menschlichkeit und Mitmenschlichkeit rettete ihnen das Leben. Nach diesem schicksalhaften Ereignis im Warschauer Ghetto wurde die Familie Hoffmann nach Bergen-Belsen deportiert. Der mutige Einsatz seiner Mutter, die in einer nahegelegenen Munitionsfabrik arbeitete und durch den Chef Zugang zur medizinischen Versorgung erhielt, rettete dem schwer erkrankten Maciej Hoffmann nochmals das Leben.

Ihre Entschlossenheit und ihr unermüdlicher Einsatz, selbst unter den extremen Bedingungen jener Zeit, waren bewundernswert. Hoffmann machte deutlich, wie sehr ihn die Erinnerung an die Strapazen und Opferbereitschaft seiner Mutter geprägt hat, und appellierte an die Wertschätzung und Anerkennung aller Mütter, die in jener Zeit unter unvorstellbaren Bedingungen für ihre Kinder kämpften.

Elke von Meding schloss die Veranstaltung mit einem Appell, dass das Gedenken an vergangene Gräueltaten nicht nur der Erinnerung dienen soll, sondern auch als Mahnung für die Zukunft verstanden werden muss. Sie zitierte Marcel Reif, der in seiner Rede im Deutschen Bundestag die Worte seines jüdischen Vaters wiederholte: „Sei ein Mensch.“ Diese einfache Botschaft, die den Kern menschlicher Werte trifft, sollte uns alle dazu ermutigen, uns aktiv gegen Unmenschlichkeit und Hass einzusetzen und eine Welt zu schaffen, in der solche Gräueltaten nie wieder geschehen können.

Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung von der Gruppe Mizwa von der liberalen jüdischen Gemeinde in Hannover, die mit ihren einfühlsamen Klängen eine atmosphärische Kulisse schaffen und die Bedeutung des Gedenkens auf eine ganz besondere Weise unterstreichen.

Redaktion
Celler Presse
Fotos: Celler-Presse.de

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