Sonntag, 8. September 2024

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Auslaufmodell klassisches Elterntaxi – Hambühren zeigt, wie’s möglich wird

Es ist ein Phänomen unserer Zeit: Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto in die Grundschule, halten morgens und nachmittags direkt vor den Unterrichtsgebäuden. „Dieses Bringen und Holen birgt viele Gefahren“, sagt die Celler Polizei-Kontaktbeamtin Anja Heins. „Oft entsteht Chaos, alles ballt sich zu einem bestimmten Zeitpunkt“, ergänzt Verkehrsexperte Jens Leven.

Wie können Lösungen bzw. Alternativen aussehen, um dem Ziel, dass Grundschulkinder ihren Schulweg selbständig meistern, näherzukommen? Dieser Fragestellung ist der Bürgermeister der Gemeinde Hambühren, Carsten Kranz, gemeinsam mit seinem Team, der Polizei, Verkehrsbehörden, den politischen Vertretern und anderen drei Jahre lang nachgegangen. Am heutigen Vormittag wurden erste Ergebnisse des schulischen Mobilitätskonzeptes bei zwei Ortsterminen präsentiert.

„Elternhaltestelle – Ab hier zu Fuß“ steht auf dem Schild gegenüber der Feuerwehr unweit der Manfred-Holz-Grundschule am Hambührener Wildpfad. Schon vor Beginn der offiziellen Eröffnung ist ein Klassenverband mit Lehrerin anzutreffen, es wird erklärt und ein kleines Quiz durchgeführt, für richtige Antworten gibt es einen Sticker. Dann geht es zu Fuß zurück zum Unterricht in die rund 200 Meter entfernte Schule. Wenn die Eltern ihren Nachwuchs unbedingt mit dem Pkw bringen wollen, dann sollen sie hier halten, die Kinder rauslassen, und diese gehen den restlichen Weg zu Fuß. Rund um die Grundschule finden sich fünf solcher Elternhaltestellen, die alle unterschiedliche Namen tragen: „Wildnis“, „Märchen“, „Sportplatz“, „Glitzerstein“ oder eben „Feuerwehr“. Der morgendliche Verkehrsbetrieb wird entzerrt, die Haltebuchten sind so gewählt, dass nach dem Aussteigen keine Straße überquert werden muss. „Direkt vor der Schule ist Halten möglich, aber nicht erlaubt, es herrscht Halteverbot, dort sind nur Parkplätze für die Lehrkräfte und andere Mitarbeiter eingerichtet“, erläutert Bürgermeister Carsten Kranz, „für Kontrolle wird gesorgt werden“, kündigt er an.

Ein besonderes Merkmal der innovativen Planung, die längst noch nicht abgeschlossen ist, besteht in der Verzahnung von Wege- und Pädagogik-Konzept. Die Lehrkräfte sind eingebunden, was ausgearbeitet und in die Praxis umgesetzt wird, bringen sie ihren Schützlingen näher. „Wir haben alles von Anfang an mit begleitet. Jetzt findet bei uns gerade eine Verkehrsprojektwoche statt, heute ist ein Aktionstag“, erläutert die kommissarische Leiterin der Manfred-Holz-Grundschule, Steffi Kanngießer. Eigens wurde ein Flyer entworfen, der alle Infos zur Neuerung kompakt bündelt.

Die Erarbeitung des schulischen Mobilitätskonzeptes startete im Jahr 2021 mit einer Elternbefragung. „Wir wollten wissen, warum bringen die Erwachsenen die Kinder in die Schule“, berichtet Jens Leven vom Büro für Forschung, Entwicklung und Evaluation Wuppertal, das sich die Gemeinde zur Hilfe geholt hat. Es folgte die Analyse der Gegebenheiten, 52 Gefahrenstellen wurden ausgemacht, die im Zuge der Gesamtrealisation entkräftet werden sollen. Die Schulwege sollen ausschließlich aus der Perspektive des Schulkindes gedacht und natürlich sicher gemacht werden. „Die Beleuchtung ist z.B. wichtig“, erläutert Leven, der evaluieren wird, wie die Elternhaltestellen angenommen werden. Wenn Elterntaxi, dann wünscht sich der Verkehrsexperte, dass die Kinder sich an den Haltestellen verabreden, Mama oder Papa gar nicht in Versuchung kommen, vor die Schule zu fahren, weil der Nachwuchs gemeinsam mit Klassenkameraden das letzte Stück zum Unterricht zu Fuß gehen möchte.

Dieses wäre ein Baustein zum Erreichen des endgültigen Zieles, nämlich den Schulweg von zu Hause aus völlig selbständig zurückzulegen und damit das klassische Elterntaxi zum Auslaufmodell werden zu lassen.

Anke Schlicht
Celler Presse
Fotos: Anke Schlicht

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