Dienstag, 10. Dezember 2024

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Niedersächsischer Literaturpreis 2024 geht an Maxim Biller und Charlotte Gneuß

Kulturminister Falko Mohrs zeichnet den Schriftsteller Maxim Biller und die Schriftstellerin Charlotte Gneuß mit dem Niedersächsischen Literaturpreis 2024 aus. Biller erhält den Nicolas-Born-Preis; der Nicolas-Born-Debütpreis geht an Charlotte Gneuß.

„Maxim Biller und Charlotte Gneuß zeichnen sich – ganz in der Tradition Nicolas Borns – durch ein vielschichtiges schriftstellerisches Schaffen aus. Mit großem erzählerischem Können beschäftigen sie sich in ihren Texten immer wieder mit Fragen nach Identität und Herkunft und greifen damit Themen von herausragender Aktualität auf. Ich gratuliere den beiden ganz herzlich zur Auszeichnung mit dem Nicolas-Born-Preis des Landes Niedersachsen“, sagt Falko Mohrs, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur.

Die Preisverleihung wird am 27. November in Hannover stattfinden. Die Preise sind mit insgesamt 30.000 Euro dotiert, sie werden auf Empfehlung der Niedersächsischen Literaturkommission vergeben.

Der Schriftsteller Maxim Biller, 1960 in Prag geboren, erhält den mit 20.000 Euro dotierten Hauptpreis. Die Kommission begründet ihre Empfehlung wie folgt:

„Maxim Biller ist als großer Prosaist und streitbarer Essayist einer der bekanntesten deutschen Autoren seiner Generation. Sein beeindruckendes Werk findet auch eine internationale Leserschaft. Zudem ist sein Name regelmäßig einer der erstgenannten, wenn es um eine jüdische Perspektive in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur geht.

Billers Kolumnen Hundert Zeilen Hass sind legendär. Seine frühen Erzählungen zählen seit langem zum Kanon der deutsch-jüdischen Literatur nach der Shoah. Sein Roman Esra (2003) provozierte einen höchstrichterlichen Grundsatzentscheid über die Grenzen der Kunstfreiheit. Seine Romane und Novellen wie Im Kopf von Bruno Schulz (2013), Biografie (2016), Der falsche Gruß (2021), Sechs Koffer (2018) und Mama Odessa (2023) verhandeln mit hohem persönlichem Einsatz oft jene Themen, die erst mit Verzögerung auch im Bewusstsein der Allgemeinheit als drängende Fragen der Gegenwart begriffen worden sind: u.a. Exil, Antisemitismus und ‚Neue‘ Rechte.

Bei aller Gegenwärtigkeit begreift Maxim Biller die Biografie jeder einzelnen Figur grundlegend von den familiären und sozialen Prägungen her, die die gewaltvollen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts ihr auferlegt haben. Bei aller intellektuellen Unabhängigkeit ist Maxim Billers Werk geprägt von reichen Bezugnahmen auf den Kanon der Moderne sowie die Traditionen jüdischer Literatur und schreibt sich so ein in die Weltliteratur.“

Schriftstellerin Charlotte Gneuß, 1992 in Ludwigsburg geboren, wird mit Debütpreis ausgezeichnet. Dieser ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Jury schreibt zu ihrer Empfehlung:

„In ihrem Roman Gittersee führt Charlotte Gneuß auf eindrucksvollste Weise vor, was Literatur vermag: ein geradezu sinnliches Mitfühlen mit anderen Menschen in anderen Kontexten zu ermöglichen, allein mit den Mitteln einer genau gesetzten Sprache historische und räumliche Distanzen zu überwinden. Wir verfolgen den atemberaubend kurzen Weg einer jungen Frau vom Opfer eines repressiven Systems zur potentiellen Täterin. Wir erleben die permanente Bedrängnis, die in einer Gesellschaft mit engsten Normalitätsvorstellungen herrscht. Wir beobachten, wie die Menschen darum ringen, diesem Druck auszuweichen und wie sie mit ihren Fluchtversuchen doch immer nur jene Gewaltverhältnisse reproduzieren, denen sie ausgesetzt sind.

In Charlotte Gneuß‘ Debütroman sitzt jedes Wort: Wir werden nicht aufgefordert zu fühlen, sondern wir werden in Empfindungen geworfen. Wir werden nicht über historische Zusammenhänge belehrt, sondern wir verstehen unmittelbar. Dies ist das Resultat einer meisterhaften Beherrschung der nie aufdringlich eingesetzten Mittel, der sorgsamen Arbeit an der Sprache und einer klugen Komposition. Hierzu gehört nicht zuletzt eine erzählerische Ökonomie, die uns Lesenden den nötigen Raum lässt, um die unauflösbaren Ambivalenzen der menschlichen Existenz zu erkennen und auszuhalten. In Zeiten einer oft allzu entschiedenen Debattenkultur ist Gittersee eine leise, aber nicht weniger machtvolle Gegenstimme, die auf die Kraft literarischer Fiktion, auf Imagination und Empathie vertraut. Ein Buch, das bleiben wird!“

Der Niedersächsischen Literaturkommission gehören an: Kathrin Dittmer (Literaturhaus Hannover, Vorsitzende), Lisa Kreißler (Schriftstellerin), Prof. Dr. Matthias Lorenz (Leibniz Universität Hannover) und Volker Petri (Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Nord e.V.).

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