Mittwoch, 11. Dezember 2024

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350 Jahre Schlosstheater: Fulminante Premiere mit SCHLOSS DER FRAUEN

Auf eine poetisch, komödiantische Zeitreise schickte Autor Andreas Döring das Publikum im vollbesetzten Schlosstheater bei der Uraufführung des eigens für das Jubiläum kreierten Stückes. Da war viel los vor 350 Jahren im „verfranzten“ Celle.

Die Protagonisten Eléonore, Herzogin von Celle (1639 – 1722), ihre Tochter Sophie Dorothea (1666 – 1726) beamten Caroline Mathilde von Dänemark (1751 – 1775) in ihr Zeitfenster, um das Trio zu komplettieren, und die Probleme nahmen ihren Lauf. Allein die Französin Eleónore, der Glaubensgemeinschaft der Hugenotten angehörig, dominierte das Geschehen, nachdem sie den überzeugten Junggesellen, Welfen-Herzog Georg Wilhelm (1624 – 1705) für sich gewann. Obwohl Georg Wilhelm eigentlich Sophie von Pfalz (1630 – 1714) heiraten sollte, entschied er sich für die junge Französin, die er zuvor als nicht standesgemäß erachtete. Zur Ehrenrettung der Welfen sprang dann Georg Wilhelms jüngerer Bruder Ernst-August , Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg, ein, der Sophie heiratete.

Mia Kaufhold, Verena Saake, Yanthe Liv Glienke

Mit Eléonores Tochter Sophie Dorothea setzten sich die Probleme des Adelsgeschlechts fort. Sie wurde in eine unglückliche Ehe mit ihrem Cousin Georg Ludwig gezwungen. Sie aber verliebte sich bald darauf in Philipp Christoph Graf von Königsmarck, ein Offizier in Diensten des hannoverschen Fürsten,

All diese Irrungen und Wirrungen in ein Theaterstück zu packen und das auch noch als Komödie, ist schon ein Kunststück, zumal auch noch Caroline Mathilde darin untergebracht werden musste, die maßgeblich an der Geschichte um das Celler Schloss mitgewirkt hat, schließlich lag deren Verdienst lange nach dem Tod der bisherigen Akteure. Das Anliegen des Autors Andreas Döring war, die Geschichte des Schlosstheaters aus der Sicht historischer Frauenfiguren komödiantisch zu vermitteln. Sie soll aufzeigen, warum gerade die Freiheitsentwicklung einer Gesellschaft nur anhand ihrer Emanzipationsgeschichte erzählt werden sollte. So wären Teile der Handlung – z. B. die Affäre der Caroline Mathilde mit dem Leibarzt Struensee – aus heutiger Sicht hochaktuell, geradezu ein gefundenes Fressen für die Regenbogenpresse.

Am Freitag bei der Premiere gab es viel Anlass für Szenenbeifall, insbesondere bei Anspielung der historischen Ereignisse auf Ereignisse der Gegenwart. Man kann auch sagen, wenn die Akteure nicht in historischen Kostümen aufgetreten wären, hätte es eine moderne Komödie sein können; es wäre aber auch anders formuliert als Tragödie oder gar als Kriminalstück durchgegangen, wenn die Schicksale zweier Liebhaber – Königsmarck und Struensee – noch in die Handlung eingeflossen wären, von denen der eine verschollen ist und der andere hingerichtet wurde. Stoff, aus dem Dramen sind. Aber auch ohne diese Dramen und Krimivarianten zeigte sich das Celler Publikum dankbar und quittierte die Komödie mit langanhaltendem Applaus.

Einmal mehr hat das Schlosstheater neben der schauspielerischen Leistung auch wieder die musikalische Leistung unter Beweis gestellt. So lockerten Livemusik und –gesang die Szenen auf – sehr zum Vergnügen des Publikums. Die Hofkapelle „Pour l’argent“ unter der Leitung vom Moritz Aring mit den Instrumentalisten Nils Mosen und Marko Djurdevic hatte viel zu tun. Den Akteuren wurde auch nicht langweilig, zumal sie in verschiedene Rollen schlüpfen mussten und zogen sich dann auch mal auf der Bühne um, so dass der Wechsel offensichtlich wurde. Den Hauptpart bestritt Verena Saake als souveräne Eléonore und als Gräfin Plate. Die umtriebige und verzweifelte Sophie Dorothea wurde von Yanthe Liv Glienke eindrucksvoll dargestellt  Mia Kaufhold spielte Caroline Mathilde und Sopie. Kai Fribus war vielbeschäftigt als Mitglied der Hofkapelle und des Hoftheaters, Architekt, Graf Platen, Page Graf Königsmarck und Reporter. Ebenso in verschiedene Rollen schlüpfte Thomas Wenzel, wobei er als Herzog Georg Wilhelm von Celle seinen Hauptpart grandios absolvierte. Das war schon witzig, wie er versuchte, seine resolute Eléonore in ihrem Redefluss zu bremsen oder als er in seiner Zweisamkeit mit Eléonore überrascht wurde und er in Unterhemd und kurzer Unterhose sein „Kopftuch“ suchte. Als er dann seine Perücke gefunden hatte, war das noch eine Steigerung der Skurrilität. Lars Fabian war Mitglied der Hofkapelle und des Hoftheaters, dänischer Gesandter, Herzog Ernst-August, dessen Sohn Georg Ludwig und Minister Bernstorff. Alles in allem für alle Beteiligten eine anstrengende aber lohnenswerte Angelegenheit für ein dankbares Publikum. Den Abschluss bildete in authentischer Kostümierung die Gründung des Theatervereins 1950. Somit war das Doppeljubiläum – 350 Jahre Schlosstheater und 75 Jahre Theaterverein – mit dieser Veranstaltung im amüsanten Rahmen gewürdigt. 

Bei der Jubiläumsaufführung war als Vertreterin der Stadt die Erste Stadträtin, Nicole Mrotzek, anwesend. Sie würdigte am Schluss des Stücks die Bedeutung des Schlosstheaters für die Stadtgesellschaft und antwortete auf die Frage von Intendant Andreas Döring, wie lange denn das Theater noch existieren soll: „Für immer.“.

Comme il faut.

Redaktion
Celler Presse
Foto: Marie Liebig, Gestaltung Christian Stych

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