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Y-Trasse: Widerstand formiert sich

NIEDERSACHSEN. „Derzeit organisiert sich der Widerstand an vielen Orten recht erfolgreich“, so der Sprecher des Landesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (LBU) Niedersachsen – LBU Ostheide – Eckehard Niemann. Wo bisher nur offiziell organisierte Informationsveranstaltungen stattfanden, sollten jetzt bald eigenständig organisierte Veranstaltungen folgen. Niemann sagt den sich derzeit bildenden Bürgerinitiativen Unterstützung zu und empfahl allen eine enge organisatorische und inhaltliche Zusammenarbeit untereinander und auch mit den Gegnern der zuvor jahrelang favorisierten Y-Trasse.

Der Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz Niedersachsen e.V. (LBU) lehnt die von der Deutsche Bahn AG vorgeschlagenen Y-Neubau-Trassen zwischen Hamburg/Bremen und Hannover ab und fordert stattdessen den Ausbau vorhandener Bahnstrecken für die Hinterland-Anbindung der Seehäfen. Die Sorgen wegen der Beeinträchtigung weiterer Räume durch neue Trassen seien ebenso begründet wie die Sorgen von Uelzen und Lüneburg, durch die neuen Hochgeschwindigkeitsstrecken von den ICE- und IC-Verbindungen abgehängt zu werden. Der Lärmschutz von Anwohnern an bisherigen Trassen könne und müsse ohnehin und deshalb auch bei einem Ausbau gesichert und verbessert werden. Ohnehin sei auch beim Bau der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecken zu befürchten, dass dann auf diesen der überregionale Personenverkehr stattfinden werde und dass der dort hemmende Güterverkehr vollständig auf die bestehende Strecke Winsen-Lüneburg-Uelzen-Celle verlagert werde.

Niemann schlägt die Bildung eines überörtlichen Dachverbands vor, der nicht nur kreisübergreifend entlang einer Trasse, sondern gemeinsam für alle Y-Trassen mit Ausnahme der bestehenden Trassen tätig ist. Dabei sollte darauf geachtet werden, dem perspektivlosen und öffentlichkeitsschädlichen “Sankt-Florians-Prinzip” (also Verhinderung der “eigenen Trasse” durch Verschiebe-Versuche auf andere Trassen auf Kosten anderer Bürgerinitiativen) keinerlei Chance zu geben.

In diesem partei-unabhängigen Dachverband sollten nur Bürgerinitiativen und NGOs (Non-Governmental-Organizations – Nichtregierungsorganisationen) vertreten sein. Die enge Zusammenarbeit mit kommunalen Gremien und auch Parteien und Verbänden sollte dennoch gepflegt werden, aber auf Basis der Unabhängigkeit. Aus vielen Erfahrungen heraus sollte man stets fragen, wer ohne Bindung durch andere Verpflichtungen oder Ämter wirklich unabhängig und konsequent und nicht korrumpierbar das Interesse aller Engagierten vertreten kann.

Niemann bedauert, dass die derzeitigen Widerstands-Bekundungen von Parteivertretern und kommunalen Vertretungen zumeist an den Grenzen der eigenen Wahlkreise enden und zudem durch Zugeständnisse auf anderen politische Feldern abgekauft werden können.

Der LBU ermutigt die Gegner der Neutrassierungen, sich nicht auf vertröstende Worte hinsichtlich eines ja noch frühen Planungsstands zu verlassen – diese Trassen seien vermutlich insgeheim längst beschlossen. Auch die Hinweise der DB AG auf eine spätere vergleichende Nutzen-Kosten-Bewertung seien falsch, weil in diese Bewertungen viele Faktoren nicht eingingen – z.B. die regionalen Folgen eines Abhängens wichtiger Städte von bisherigen IC- und ICE-Verbindungen.

Die Beschlüsse von kommunalpolitischen Gremien gegen diese Neubautrassen und für den Ausbau bestehender Trassen seien zwar sehr wichtig und auszubauen – nach allen Erfahrungen führe aber vor allem der entschlossene und vernetzte Widerstand von Bürgerinitiativen mit dem Vertrauen auf die eigene Kraft zum Erfolg. Der LBU unterstützte in diesem Zusammenhang die Forderung nach mehr Transparenz und flächendeckenden Bürgerveranstaltungen der Bahn, bei denen offene Fragen und auch der Widerstand der Bürgerinnen und Bürger Raum haben müssten.

Hintergrund:
Die Deutsche Bahn AG hat im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums Alternativen zur Aus- und Neubaustrecke Bremen/Hamburg – Hannover (der so genannten Y-Trasse) erarbeitet. Dabei wurden fünf Alternativ- und eine Ergänzungsvariante untersucht.

Ulrich Bischoping, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG für die Länder Niedersachsen und Bremen: „Bei der Untersuchung von Alternativvarianten stand die Frage im Vordergrund, wie man mehr Kapazitäten auf der Schiene schaffen kann – sowohl für den Personen- wie den Güterverkehr. Zudem spielen die Themen Lärm- und Umweltschutz eine zentrale Rolle.“ Ziel sei es ferner, die Knoten Hamburg, Bremen und Hannover nicht zusätzlich zu belasten sowie eine wirtschaftliche und machbare Lösung zu entwickeln.

Die nun ausgearbeiteten Varianten beruhen auf einer Verkehrsprognose für das Jahr 2025 und berücksichtigen auch andere Infrastrukturmaßnahmen, die in Planung oder Umsetzung sind, wie etwa Maßnahmen im Knoten Bremen und Hamburg oder den durchgehenden zweigleisigen Ausbau der Strecke Uelzen – Stendal. Neben Lärm- und Umweltbelangen wurden auch die Machbarkeit, Kosten, Fahrzeitgewinne und Kapazitätseffekte untersucht.

Die Deutsche Bahn wird im nächsten Schritt die Bevölkerung in der Region über die möglichen Lösungen informieren. Der Bund wird eine gesamtwirtschaftliche Einschätzung der Varianten auf Basis der neuesten Verkehrsprognosen für das Jahr 2030 vornehmen. Die im Anschluss zu entwickelnde Vorzugslösung wird schließlich durch ein Raumordnungsverfahren durch das Land Niedersachsen konkretisiert.

Für den Raum Celle bedeuten die Planungen, dass die klassische Variante weiträumig an Celle vorbeiführt und dann auf Hannover stößt. Das führte auch in Celle zu der Befürchtung, von den schnellen Zugverbindungen abgekoppelt zu werden. Eine neue Variante stößt abgehend von Soltau direkt auf Celle. In Erwägung gezogen ist auch ein Ausbau vorhandener Strecken. Dabei soll die Strecke Uelzen – Celle von zwei auf drei Gleise erweitert werden. Celle wird in mehreren Varianten angesteuert. Ein „Überwerfungsbau“ in Celle klingt nicht nach einer anwohnerfreundlichen Lösung, zumal die Bestandsstrecke durch Stadtgebiet verläuft.

PR/Redaktion
Celler Presse

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