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Streitpunkt Kalihaldenabdeckung: BI bemängelt, Bürgermeister Harms schweigt und ignoriert die Bürger

WATHLINGEN. Der Kaliberg gehört zu Wathlingen wie der Hafen zu Hamburg oder der Maschsee zu Hannover. Von weit aus sichtbar erhebt sich das Wahrzeichen über der hierzulande eher flachen Landschaft. Doch die Abraumhalde bringt ein Problem mit sich: Sie ist nicht mehr in Betrieb und ist eine Gefahr für die Umwelt. Also muss eine Lösung her. Und genau da ist das Problem. Die verantwortliche K+S möchte den Berg begrünen.

Begrünung hört sich erstmal gut an und bedeutet mal ganz laienhaft gesagt, der Berg wird entsprechendem Material bedeckt. Bei den immensen Maßen des Berges ist dieses Vorhaben aber ein Mammutprojekt, welches Jahrzehnte dauern würde. Die Region wäre tagtäglich mit Unmengen von LKWs belastet, die das nötige Material für die Begrünung anliefern. Ein weiteres Problem: Das hierfür in Frage kommende Material wäre Sondermüll mit gesundheitsgefährdenden Stoffen. Der Berg würde sich durch die Begrünung zudem erheblich vergrößern, und hierfür müssten umliegende Grundstücke angekauft werden.

Reines Profitdenken, bemängelt unter anderem die Bürgerinitiative Umwelt Wathlingen und hatte daher vor der gestrigen Sitzung des Bau- und Umweltausschusses der Gemeinde zur Demo vor dem 4-Generationen-Park eingeladen. Einer Einladung, der rund 80 besorgte Bürger aus Wathlingen und dem benachbarten Hänigsen gefolgt waren.

Mit Plakaten machten die Teilnehmer auf ihre Sorgen aufmerksam und Holger Müller, Sprecher der BI, machte mit einer Rede auf die Problematik und Sorgen der Menschen aufmerksam:
„Mein Name ist Holger Müller. Ich begrüße Sie und euch im Namen der BI Umwelt Wathlingen ganz herzlich zu unserer Kundgebung. Toll, dass so viele gekommen sind – aus Wathlingen, Nienhagen, Eicklingen, Hänigsen! Anlass ist die geplante Kalihaldenabdeckung mit ihren fatalen Folgen für Menschen und Umwelt.

Schwerwiegende Verkehrsprobleme sind nach wie vor ungelöst – diverse Lösungsvorschläge haben sich alle als reine Luftschlösser erwiesen. Der Lkw wird durch die Dörfer rollen – ob Hänigsen oder Nienhagen und Wathlingen – keiner kann mehr sicher sein! Die Auswirkungen der Halde auf das Grundwasser mit und ohne Abdeckung sind ungeklärt.

Gründliche Untersuchungen fehlen seit Jahren und Informationen werden uns vom LBEG vorenthalten. In den Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren steht viel, aber um dieses heikle Thema drückt K+S sich herum. Es fehlen klare Aussagen und Belege, woher die Versalzung des Grundwassers kommt.

Offenbar macht sich diese Firma immer alles so zurecht, wie es ihr gerade passt und das LBEG macht dabei mit. Zum Beginn musste die Flutung des Bergwerkes angeblich in maximal 15 Jahren abgeschlossen sein – heute plötzlich hat die Flutung 60 Jahre Zeit. Geflutet werden soll zukünftig mit Salzlauge aus Hessen und Thüringen, was noch mehr Lkw Verkehr bedeutet.

Vor Jahren war eine Haldenabdeckung laut K+S nicht möglich – heute soll sie angeblich kein Problem sein. Dabei zeigen die von uns aufgedeckten Versackungen in Sehnde doch, dass solche Abdeckungen nicht funktionieren. Über allem steht offensichtlich das Interesse an Profit – jede Tonne Abfall bringt rund 20 Euro – das macht hunderte Millionen Euro Umsatz.

Die Landesregierung ist auch keine Hilfe, denn das Land Niedersachsen wird so seine Abfälle bequem los – Abfälle aus Hannover, Braunschweig, Wolfsburg, ja sogar aus Bremen und Hamburg.

Deshalb soll Wathlingen eine der größten Abfalldeponien Niedersachsens bekommen – getarnt als „Begrünung“. Dagegen kämpfen wir!

Normalerweise stehen in einer so bedrohlichen Situation Bürger und Politik eines Dorfes zusammen – normalerweise. In Wathlingen ist das – leider – anders. Die Gemeinde Wathlingen besitzt Grundstücke, die K+S unbedingt braucht und könnte damit einen entscheidenden Einfluss nehmen. Was tut der Gemeinderat in dieser Situation? – Nichts!

Was ist das für eine Politik, die zu der Abdeckung keine Haltung zeigt und einfach abtaucht. Kein Politiker spricht sich dafür aus, es tut aber auch keiner was dagegen.

Was tut der Bürgermeister? Schweigt und ignoriert die Bürger. Herr Harms gibt weder Informationen zu den Grundstücken selbst noch zu den Grundbüchern. Trotz öffentlicher Zusage gibt er auch keine Informationen zum Stand der Prüfung von Enteignungsmöglichkeiten. Wir sind übrigens überzeugt, dass es die gar nicht gibt.

Was hat Herr Harms eigentlich zu verbergen? Hat sein Stellvertreter und Parteifreund Kesselhut als privater Eigentümer eines Grundstückes an der Halde Vorteile von dem Vorhaben? – Wir können nur Vermutungen anstellen. Dieses selbstherrliche Verhalten nehmen wir jedenfalls nicht hin! Deshalb sind wir hier und wir kommen immer wieder!

Es geht schließlich um die Lebensqualität und die Umwelt von uns allen. Es geht um Natur statt Deponie, eine saubere Fuhse und sauberes Grundwasser.

Erst wenn der Gemeinderat beschließt, die Gemeindegrundstücke nicht zu veräußern, können wir alle wieder ruhiger leben.

Gleich beginnt die Sitzung des Bau- und Umweltausschusses. Wir fordern von Bürgermeister Harms Informationen. Wir fordern Taten, um die Bürger zu schützen.“

Während sich zur Demo kaum ein Ausschussmitglied blicken ließ, sah dieses seitens der Demoteilnehmer ganz anders bei der anschließenden Ausschusssitzung aus. Rund 120 Bürger warteten im Sitzungssaal anschließend auf Antworten zu ihren Fragen.

Die Stimmung allerdings war von Anfang an auf Konfrontationskurs. Legt man die Anzahl der aufgestellten Stühle zu Grunde, so war ersichtlich, dass dem Bau- und Umweltausschuss klar war, dass es ein reges Interesse an der Sitzung geben würde. Offensichtlich rechnete sogar mit einer Eskalation, denn im Foyer hielten sich während der Sitzung sogar zwei Polizisten auf. Zwar gab es während der Bürgerfragestunde keine Ausschreitungen, auch wenn die Ausschuss-Vorsitzende Beatrix Thunich (CDU-FDP-Gruppe) mehrfach an die Sitzungsordnung erinnern musste. Das Ergebnis der Fragestunde allerdings dürfte von beiden Seiten grundlegend anders bewertet werden. Antworten auf die Fragen der Bürger gab es aus deren Sicht wohl nicht. Die Ausschussmitglieder werden das verständlicherweise komplett anders sehen. Bemängelte man seitens der BI besonders, dass man gerade im Vorfeld der Sitzung nicht ausreichend informiert wurde, so widerlegte Stefan Hausknecht, Verwaltungsvertreter des Bürgermeisters, anhand seiner Aufzeichnungen, dass dieses nicht der Fall gewesen sei. Hinzukomme nach Meinung von Bürgermeister Torsten Harms (CDU) auch die Tatsache, dass mit Mar-Heinz Marheine (Bündnis 90/Die Grünen) ein Vertreter der Bürgerinitiative Mitglied des Gemeinderates sei und die BI somit Informationen aus erster Hand erhalten haben solle. Ob dieses der Fall war, wissen nur die Beteiligten selbst.

Fakt ist, dass der Ausschuss bereit war, Antworten auf Fragen zu geben, obwohl das Thema „Haldenabdeckung“ an diesem Tag eigentlich gar nicht auf der Tagesordnung stand, sondern erst in der kommenden Sitzung behandelt werden soll. Und zu dieser Sitzung werden dann auch die Demoteilnehmer wieder vor Ort sein. Man darf also gespannt sein, wie es dann weiter geht und vor allem welche Empfehlung der Ausschuss an den Gemeinderat abgeben wird.

Redaktion
Celler Presse

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