Sonntag, 20. Juli 2025

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Interview BARMER Pflegereport: Pflegende Angehörige erschöpft

CELLE. Die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von pflegenden Angehörigen im aktuellen BARMER Pflegereport zeigen deutliche Alarmsignale: Allein in Niedersachsen sind nach einer Hochrechnung der Krankenkasse etwa 9.000 Angehörige von der Pflege erschöpft und am Ende ihrer Kräfte. Sie stehen kurz davor, ihren Dienst einzustellen. Ein ernstes Thema, über das wir mit Heike Sander, der Landesgeschäftsführerin der BARMER in Niedersachsen und Bremen, gesprochen haben.

Frau Sander, lassen Sie uns mit den Dimensionen beginnen, wie viele Menschen sind denn pflegebedürftig – und wer pflegt sie?
Heike Sander: Die pflegenden Familienmitglieder sind ein sehr wichtiger Pfeiler unseres Pflegesystems. Mit ihrer Motivation aus Liebe und Pflichtbewusstsein leisten sie in der Gesellschaft einen unschätzbaren Dienst. Oft jedoch kommen dabei ihre eigenen Bedürfnisse zu kurz und sie werden krank. In Niedersachsen leben rund 330.000 Pflegebedürftige. Fast die Hälfte von ihnen werden mehrheitlich von pflegenden Angehörigen umsorgt. Für die Angehörigen ist das eine große Verantwortung und viel Arbeit. Die Familie, Deutschlands größter Pflegedienst, pflegt mit großem Engagement ihre Angehörigen. In zwei Drittel aller Fälle übernehmen Frauen im Alter zwischen 50 bis 70 Jahren die Pflege. Durchschnittlich beansprucht die Pflege täglich neun Stunden und dauert rund zwei bis sieben Jahre.

Was hat das denn für Auswirkungen auf das Leben und natürlich die Gesundheit der Pflegenden?
Heike Sander: Pflege bestimmt bei 85 Prozent der Betroffenen tagtäglich das Leben, das ist ein Pfund, eine enorme Belastung, wie man sich vorstellen kann. Laut BARMER-Pflegereport gibt es in Deutschland rund 2,5 Millionen pflegende Angehörige, darunter rund 1,65 Millionen Frauen. Nur ein Drittel aller Betroffenen geht arbeiten, jeder Vierte hat seine Arbeit aufgrund der Pflege reduziert oder ganz aufgeben müssen. Die Befragung macht deutlich, dass pflegende Angehörige recht schnell an ihre Grenzen kommen, Ruhephasen selten sind und die Kontakte zu Freunden und Bekannten oft zu kurz kommen.

Was heißt das konkret in Zahlen?
Heike Sander: Fast 40 Prozent von ihnen fehlt Schlaf, 30 Prozent fühlen sich in ihrer Rolle als Pflegende gefangen, und jedem Fünften ist die Pflege eigentlich zu anstrengend.
Dauerhafte Belastung und hoher Verantwortungsdruck schlagen also direkt auf die Gesundheit. Pflegende Angehörige sind vergleichsweise häufiger krank als andere. So leiden 55 Prozent von Ihnen unter Rückenbeschwerden und bis zu 48 Prozent unter psychischen Störungen.

Was gibt es für Hilfsangebote?
Heike Sander: Es ist es wichtig, dass Pflegepersonen nicht nur für ihren Angehörigen, sondern auch für sich selbst Hilfe bekommen. Um ihnen den Alltag zu erleichtern, bietet die BARMER für ihre Versicherten kostenlos das Seminar „Ich pflege – auch mich“ an. In mehreren Modulen lernen die Teilnehmer unter anderem, wie sie sich trotz der anstrengenden Pflegesituation entlasten können.

Was tut die Politik?
Heike Sander: Es bewegt sich etwas. So begrüßen wir, dass eine weitere Erleichterung für Pflegebedürftige ab Pflegegrad drei seit dem 1. Januar in Kraft getreten ist: für diese Schwerkranken wird für Krankenfahrten zum Arzt keine Genehmigung der Krankenkasse mehr nötig sein. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung weniger Bürokratie.

Haben Sie vielen Dank für das Gespräch, Frau Sander!

PR

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