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Erst Corona, nun der Klimawandel: Celler Klimaplattform kritisiert Klimawandel-Leugnung von „Celle steht auf“

  • Celle

CELLE. In den Sozialen Medien kursiert aktuell der Begriff „Klima-Lockdown“. Dies hat die Gruppe „Celle steht auf“ augenscheinlich angeregt, ihre nächste Kundgebung unter das Motto „Wir und der Klimawandel“ zu stellen. Wie immer kündigen sie an, Wahrheit und Freiheit zu verkünden. Doch welche Wahrheit? „Wir sind am recherchieren“ schreiben sie in ihrem Telegram-Kanal. Das mit dem menschengemachten Klimawandel sei eine große Lüge, von Korruption und Betrug ist die Rede.

Die Celler Klimaplattform distanziert sich ausdrücklich von der Kundgebung der Gruppe „Celle steht auf“ und kritisiert deren Leugnung des vom Menschen gemachten Klimawandels: „Wir lehnen die Positionen der Gruppe aus fachlichen Gründen vehement ab. Wollen wir für uns und nachfolgende Generationen noch die allerschlimmsten Folgen des Klimawandels verhindern, müssen wir im Kleinen und im Großen aktiv werden und uns konstruktiv engagieren. Wir alle dürfen es Schrägdenkenden und verwirrten Menschen nicht erlauben, andere vom Handeln abzuhalten – denn es ist wichtiger denn je, am Klimaschutz zu arbeiten.“ fordert Michael Weinrich als Sprecher der Celler Klimaplattform, der 15 Organisationen aus Stadt und Landkreis angehören.

„Für 1,5 Grad müssen wir innerhalb der nächsten 15 Jahre klimaneutral sein. Dafür brauchen wir sofortige Maßnahmen, um die Emissionen zu senken und einen Systemwandel – kein Geschwafel über #Klimalockdown oder den Kohleausstieg nach 2030.“ twitterte Fridays for Future Germany am 4. Mai. Auch die Grünen distanzierten sich von dem Begriff Klima-Lockdown. Wissenschaftler wie Professor Konrad Ott, Experte für Philosophie und Ethik der Umwelt Universität Kiel, kritisieren die medial verbreitete oberflächliche Analogie zwischen der Bekämpfung der Pandemie und der Bekämpfung eines langfristigen Menschheitsproblems. Ein Lockdown ist eine zeitlich begrenzte Maßnahme, beim Klima geht es um die nachhaltige Veränderung in der Gesellschaft, um einen langfristigen Plan.

Es ist wissenschaftlich gesichert und gut belegt, dass der Mensch Hauptverursacher der bereits laufenden globalen Erwärmung ist. Diesem Konsens stimmen Wissenschafts-Akademien aus 80 Ländern zu, außerdem viele weitere wissenschaftliche Organisationen und – laut mehrerer Studien – rund 97 Prozent der Klimawissenschaftler:innen. Es gibt bisher keine einzige peer-rewiewte Forschungsarbeit, die die Erderwärmung des 20. Jahrhunderts ohne den menschlichen Einfluss physikalisch überzeugend erklären könnte. Aber die Rechercheure von ‚Celle steht auf‘ wollen das natürlich besser wissen.

„Selbst das als konservativ geltende Bundesverfassungsgericht hat gerade in einem Grundsatzurteil die Verantwortung für nachkommende Generationen in den Blick genommen. Das deutsche Klimaschutzgesetz aus dem Jahr 2019 ist in Teilen nicht mit den Grundrechten vereinbar. Die Gefahren des Klimawandels werden auf Zeiträume danach und damit zulasten der jüngeren Generation verschoben, urteilten die Richter. Da wundert es schon, dass die Gruppe „Celle steht auf“ den Klimawandel, zumindest den menschengemachten, in Frage stellt. Ihnen sind die Grundrechte doch heilig, das haben sie bei den Kundgebungen zur Corona-Pandemie wöchentlich gezeigt. Und sie kämpfen für Kinder und deren Unversehrtheit, sprechen sich z. B. gegen Maskenzwang für Kinder aus. Umso unverständlicher ist die Kritik an den Maßnahmen, die jetzt auf das Urteil folgen werden. Bedeutet das, dass sich die Celler Querdenkerinnen und Querdenker doch nicht für Grundrechte und Kinder einsetzen?“

Der Klimawandel macht sich auch in Celle bemerkbar. Um 1,6 Grad stieg in den letzten 140 Jahren die Jahresdurchschnittstemperatur in Niedersachsen an. Über dieselben 140 Jahre stieg die Konzentration des Treibhausgases CO2 durch Verbrennung fossiler Energieträger wie Erdöl, Erdgas und Kohle von 280 ppm auf 420 ppm. Zudem gehen die Niederschläge zurück, was sich in Dürreproblemen und einem Grundwassertiefstand bereits massiv bemerkbar macht. Das hat nicht nur Rückwirkungen auf die Landwirtschaft, sondern beginnt sich auch zunehmend auf die Gesundheit der Menschen auszuwirken. Man kann das ignorieren oder in Frage stellen. Hilft aber nicht, das ist Vogel-Strauß-Strategie.

Natürliche Klimaschwankungen gab es in der Erdgeschichte zwar schon viele, doch eine solche CO2-Konzentration gab es zuletzt vor drei Millionen Jahren und einen solchen Temperaturverlauf in den letzten 50.000 Jahren nie. Dieser Zusammenhang zwischen der Verbrennung fossiler Rohstoffe und dem Klimawandel wird nicht einmal mehr von denen bestritten, die damit ihr Geschäft machen, den großen Öl- und Erdgaskonzernen. Die Anhänger von „Celle steht auf“ müssen also gar nicht mehr recherchieren, sie wissen längst, was sie nicht wissen wollen. „Irgendwie verständlich“ sei das, sagt Dr. Michael Huber von Climate Watch Celle, ebenfalls Mitglied in der Celler Klimaplattform. „Sie wollen einfach in einer ‚Heilen Welt Deutschland‘ weiterleben. Ein Deutschland ohne Migration aus armen Ländern (obwohl sie auf die Rohstoffe aus diesen Ländern nicht verzichten wollen), ohne eingeflogene Viren (obwohl sie sich Flugreisen nicht verbieten lassen wollen) ohne Beschränkungen beim Autofahren (obwohl sie nicht von den Ölmultis oder den Ölscheichs abhängig sein wollen). Und dabei schieben sie, wie auch schon bei Corona, das Wohl ihrer Kinder vor“, so Dr. Huber weiter.

Eine positive und handlungsorientierte Einstellung zu diesen Fragen vertreten die Gruppen, Vereine und Organisationen, die sich Anfang des Jahres zur Celler Klimaplattform zusammengeschlossen haben. Sie setzen sich teils seit Jahrzehnten wissenschaftlich mit der Klimaforschung auseinander, sind fachlich in der Lage, neue Erkenntnisse und praktische Lösungen zu beurteilen und werden selbst aktiv, um gegen den Klimawandel zu agieren. Über ihre internationalen und bundesweiten Netzwerke verfolgen die Mitglieder der Celler Klimaplattform die aktuelle Klimadebatte und nehmen auch zu klimapolitischen Entscheidungen in Celle kritisch Stellung.

„Wir sind keinesfalls obrigkeitsgläubig oder ‚Schlafschafe‘, wie uns Vertreterinnen und Vertreter der Gruppe „Celle steht auf“ sicher vorwerfen werden. Wir sind durchaus streitbar und stellen politische Entscheidungen, regional und überregional, in Frage. Nur bewegen wir uns im Gegensatz zur genannten Gruppe auf dem Boden vieltausendfach geprüfter Erkenntnisse. Wir sehen eine gefährliche Entwicklung bei „Celle steht auf“. Es werden wie bei der Corona-Pandemie staatliche Strukturen und wissenschaftliche Erkenntnisse grundsätzlich in Frage gestellt. Dahinter steht die Mär von der großen Weltverschwörung“, meint Michael Weinrich, Sprecher der Klimaplattform. Er ergänzt: „Für Informationen und Aufklärung in Sachen Klimawandel und Klimaschutzmaßnahmen stehen die Akteur:innen und Gruppen der Klimaplattform gerne jederzeit mit fundiertem Wissen statt mit postfaktischen Ansichten zur Verfügung.“

www.celler-klimaplattform.de

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