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Präsentation einer bedeutenden Celler Gemälde-Erwerbung

CELLE. Am Freitag, den 18. Juni um 11.30 Uhr wurde im Residenzmuseum im Celler Schloss ein bislang nicht öffentlich bekanntes Gemälde der Celler Herzogin Eléonore d’Olbreuse präsentiert. Dank der Unterstützung durch die Landschaft des vormaligen Fürstentums Lüneburg konnte das bedeutende Barockgemälde für Celle erworben werden.

Das Gemälde stammt aus dem Besitz des zuletzt in Frankreich lebenden Kunsthändlers und -sammlers Helmut Bollmann, der 2021 verstarb. Durch Vermittlung wurde das Museum auf das Bild aufmerksam. Erst im Zuge einer umfangreichen Restaurierung konnte die herausragende Qualität des Gemäldes deutlich werden.

Christian und Ilka Starke, durch deren Vermittlung das Gemälde nach Celle kam

Für das Residenzmuseum im Celler Schloss bedeutet dieser Erwerb eine herausragende Bereicherung, zum einen aufgrund der Qualität des Gemäldes, zum anderen, da es thematisch in die Blütezeit der Celler Residenz und ihren Ausbau zum barocken Residenzschloss zurückgeht, auf dessen Ausgestaltung Herzogin Eléonore nachweisbaren Einfluss hatte.

Das Gemälde hat seinen Platz in den barocken Paradegemächern des Schlosses gefunden.

Vertiefender Hintergrund:

Im Residenzmuseum im Celler Schloss sind bereits zwei Gemälde der Herzogin Eléonore zu sehen. Bei beiden handelt es sich jedoch um gute, aber gegenüber der jetzigen Erwerbung zweitrangige Kopien. Die „Kopiertechnik“ war nicht ungewöhnlich und ihr haftet nichts „Unrechtmäßiges“ an, wie etwa dem zeitgenössischen Begriff der (Raub)Kopie. Tatsächlich müsste man eher den Begriff der Vervielfältigung nutzen.

Staatsporträts oder repräsentative Herrscherporträts wurden für vielfache Zwecke genutzt und oft wurde das (zumindest teilweise vor dem Modell angefertigte) Gemälde in mehrfacher Ausführung produziert, um es für verschiedene Anlässe nutzen zu können. Dazu gehörten beispielsweise die Ahnengalerien verwandter Höfe, Bilder als Geschenkgaben (Diplomatengeschenke o.ä.).

Auch um den oder die Porträtierte nicht über Gebühr mit langen Modellsitzungen zu belasten, wurde das „Original“ mehrfach abgemalt (reproduziert) und dabei für unterschiedliche Zwecke variiert (andere Kleidung, anderer Hintergrund), während Gesicht und Pose übernommen wurden.

Die bisher im Schloss vorhandenen Gemälde der Celler Herzogin dokumentieren eindrucksvoll die Varianzbreite des „Kopierverfahrens“ – ein (wohl auf den brandenburgischen Hofmaler Abraham oder Gedéon Romandon zurückgehendes Gemälde) zeigt sie im selben Kleid, ein weiteres eines bislang nicht identifizierten Künstlers zeigt sie in selber Pose, aber in einem anderen Gewand.

Das heute vorgestellte Gemälde wurde bereits im vergangen Jahr von dem Kunsthändler und Sammler Helmut Bollmann erworben. Er hatte das Bild Ende der 1970er Jahre in Niort (Dep. Deux Sèvres) erworben. Es soll zuvor im Stadtschloss von Niort gehangen haben, allerdings fälschlicherweise verstanden als Darstellung der Henriette Stuart. Aufgrund der detailgenauen Ähnlichkeit mit weiteren Darstellung ist jedoch die Identifikation der Dargestellten mit Herzogin Eleonore zweifelsfrei korrekt.

Durch die Vermittlung des mit dem Sammler verwandten ehemaligen Cellers Christian Starke wurde der Kontakt zum Museum geknüpft. Das Gemälde wurde im vergangenen Jahr aus Reims nach Deutschland gebracht. Die umfassende Restaurierung durch Jakob Wedemeyer, Berg (Lk. Ravensburg), brachte dann die außerordentliche Qualität der Malerei des nun erworbenen Gemäldes zum Vorschein.

Die Datierung des Gemäldes ist in den Zeitraum vom Ende des 17. Jahrhunderts bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts anzusetzen. Es zeigt die Herzogin in der repräsentativen Robe mit Hermelinumhang, einem deutlichen Verweis auf ihre Rolle als Fürstin. Erst seit 1680 durfte sie den Titel einer Herzogin, um den sie und ihr Gemahl Herzog Georg Wilm über zehn Jahre lang gerungen hatten, offiziell tragen. Auch Kleidung, Frisur und Schmuck weisen es als spätbarocke Darstellung aus. Die Darstellungsweise lässt einen französischen Maler vermuten: Das Porträt ist von großer Anmut und feiner Eleganz, das Inkarnat (Hautfarbe) ist differenziert und sehr fein modelliert, die Körperhaltung und die Darstellung der Hände wirken natürlich und zugleich elegant. Das Gemälde strahlt insgesamt eine große Ruhe aus, und ihm haftet nichts aufgesetztes, künstlich Repräsentatives an.

Das Gemälde zeigt Eléonore zweifellos in der Blütezeit des Celler Hofes und auf dem Höhepunkt ihres Lebens (zwischen 1675 und 1790). Ob es noch zu ihren Lebzeiten entstand (sie starb 1722) kann nicht sicher belegt werden.

Der Aufstieg Eléonores von einer französischen Landadeligen, die im Zuge der Hugenottenverfolgung aus Frankreich geflüchtet war, zu einer Reichsfürstin war ungewöhnlich. In Celle setzte Eleonore ihre neu erworbene Stellung und ihre Verbindungen für verfolgte Hugenotten aus ihrer ehemaligen Heimat im Poitou ein.

Der frühere Standort des Gemäldes in Niort liegt nur einige Kilometer von Eléonores Geburtsort Olbreuse entfernt. Somit wäre auch eine Entstehungszeit bald nach ihrem Tod 1722 denkbar, als Erinnerung an die in ihrer französischen Heimat hoch geschätzte Adlige.

Ihre besondere Geschichte, verbunden mit dem Einsatz Herzogin Eléonores für verfolgte Hugenotten, wurde 2009 im Rahmen einer großen Ausstellung „mächtig verlockend – Frauen der Welfen“ gewürdigt. Seit 2009 ist Celle mit Herzogin Eléonore auch Teil der Initiative des Landesfrauenrates „frauenORTE Niedersachsen“.

Die Landschaft des Fürstentums Lüneburg hat dieses besondere Gemälde erworben und auch die Kosten der Restaurierung übernommen. Als Dauerleihgabe der Landschaft, zu deren herausragenden Aufgaben die regionale Kulturförderung zählt, wird es im Residenzmuseum im Celler Schloss künftig in den unteren Staatsgemächern zu sehen sein. Mit dem Erwerb und der Rückführung des Gemäldes nach Celle geht zugleich der Wunsch des im April 2021 verstorbenen Sammlers Helmut Bollman in Erfüllung.

Anwesend waren:

Dr. Jochen Meiners, Direktor der Celler Museen
Wilken v. Bothmer, Präsidierender Landschaftsrat der Landschaft des vormaligen Fürstentums Lüneburg (Förderung)
Christian und Ilka Starke, Verwandte des Kunsthändlers (Vermittlung)
Jakob Wedemeyer, Dipl. Restaurator (Restaurierung)
Juliane Schmieglitz-Otten, Leiterin des Residenzmuseums im Celler Schloss

PR
Foto: Michelle Bappert © Residenzmuseum im Celler Schloss

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