Mittwoch, 23. April 2025

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Zeitenwende in Europa: Chance oder Herausforderung?

Unter dem Titel „Zeitenwende – eine Chance für Europa“ fand heute an der BBS III in Celle ein Projekttag statt. Mehrere Wochen lang hatten sich rund 250 Schülerinnen und Schüler mit dem Thema Europa beschäftigt und konnten am heutigen Tag im Rahmen von Vorstellungen, Präsentationen, Mitmachangeboten und zwei Quiz ihre Ergebnisse den anderen Klassen sowie den Gästen präsentieren. Im Anschluss folgten fünf Redebeiträge geladener Gäste aus Politik und Gesellschaft. Die Veranstaltung wurde von Michael Scholl am Klavier begleitet.

Ein ganzer Flur mit angrenzenden Klassenräumen wurde zu einer kleinen Europa-Messe umgestaltet. Hier haben sich die Schülerinnen und Schüler des Themas Europa gewidmet und sich spielerisch gegenseitig informiert. Wie präsentieren sich unsere Heimatländer? Wie funktionieren Gesundheitssysteme in der EU? Wie sieht der Pflegeberuf im europäischen Vergleich aus? Diese und viele weitere Themen wurden an den verschiedenen Stationen behandelt, darunter auch Nachhaltigkeit, Vielfalt, Kinderrechte und Frauenrechte. Ein EU- und ein Kahoot-Quiz rundeten das Event ab. Gäste wie Hatti Kizilyel, Charles Sievers oder Klaus Didschies trugen dazu bei, dass nicht nur die Schülerinnen und Schüler bestens informiert waren, sondern alle etwas Neues über die EU lernen konnten. Wer sich bei all den Informationen eine Pause gönnen wollte, konnte sich über selbstgemachte Waffeln freuen.

Die Ständige Vertreterin der Schulleitung, Claudia Hermann, griff in ihrer Begrüßung das Thema „Zeitenwende“ auf und bezog sich dabei auf den Krieg in der Ukraine. Sie betonte: „Europa wird stetig mit globalen Konflikten konfrontiert, ob Pandemie oder nun den Krieg, die unter anderem den Klimawandel in den Hintergrund rücken lassen. Die Menschen sind stets von Ängsten und Sorgen geplagt. Europa wurde einst als reine Wirtschaftsunion gegründet, um Krieg auf dem Kontinent unmöglich zu machen. Nun ist die Zusammenarbeit und Kooperation innerhalb Europas umso wichtiger.“

Der Bundestagsabgeordnete Henning Otte (CDU) – auch stellvertretender Vorsitzender des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages – eröffnete seinen Redebeitrag mit einem Zitat des Philosophen Georg Picht: „Wer die Verantwortung in der Welt bejaht, darf sich der Last, die sich daraus ergibt, nicht entziehen.“ Deutschland befinde sich im Herzen Europas und sei volkswirtschaftlich an der Spitze, daher sieht Otte die Verantwortung Deutschlands innerhalb der EU. Ob Krieg in Syrien, Erdbeben in der Türkei oder andere Konflikte und Herausforderungen, gemeinsam könne man diese besser bewältigen. „Alle für einen, einer für alle“, so Otte. Der Bundestagsabgeordnete ist sich sicher, dass in der globalen Welt niemand allein die Probleme lösen könne. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine bezeichnet der Bundestagsabgeordnete den Angriffskrieg Putins anhand des Mutes und der Tapferkeit der Ukrainer als gescheitert. „Frieden erwächst aus Stärke, nicht aus Schwäche“, so Otte. Dennoch verweist der stellvertretende Vorsitzende des Verteidigungsausschusses darauf, dass die Zeitenwende noch nicht angekommen sei und hat dabei auch Asien und Afrika im Blick. Man müsse den Frieden bewahren, aber die Autokraten stehen den Demokraten gegenüber. „Lasst uns alle Europa als Chance sehen“, unterstrich Henning Otte.

Die ehemalige Bundestagsabgeordnete Kirsten Lühmann (SPD) vertrat nicht nur offiziell Landrat Axel Flader, sondern ist auch die Vorsitzende der Europa Union Celle. Lühmann betrachtete zunächst die Zeitenwende kritisch, denn schließlich wurde das LNG-Terminal schon seit 7 Jahren geplant und wurde nun nur im Eiltempo umgesetzt. Auch andere Themen gab es schon vor der Zeitenwende und wurden lediglich beschleunigt. Dies scheint ein Anfang, doch Lühmann blickte nachfolgend noch einmal in der Geschichte zurück. Als die UdSSR zerbrach, konnten die ehemaligen Teilrepubliken keine eigene Identität und Stabilität entwickeln. Es gab in den darauffolgenden Jahren stets Krisen, Konflikte und militärische Auseinandersetzungen. Mit Blick auf die Welt sieht Lühmann mit Erschrecken, dass es mehr autokratische Staaten gibt als Demokratien. Die Vorsitzende der Europa Union Celle betonte jedoch, dass die EU in diesem Zusammenhang nicht mehr die einzige reine Wirtschaftsunion ist, sondern mit ihren Demokratien auch eine Werteunion vertritt. Verträge untereinander, Freizügigkeit und Reisefreiheit sind wichtig, aber wie funktioniert die EU? Europa kann eine Krise nach der anderen bewältigen, stellt Lühmann fest, doch es wird dann sehr intransparent, was man an der Banken- und Flüchtlingskrise gesehen hat. Europa ist stark, wenn wir es wollen und uns einbringen. Nehmen Sie Anteil und bringen Sie sich ein, appellierte Kirsten Lühmann.

Johanna Werk von der Stiftung Zukunft Wald beleuchtete in ihrer Rede das Thema Klimaschutz. Die Stiftung hat sich das Motto „Pflanzt nicht Worte, sondern Bäume“ auf die Fahnen geschrieben und bereits 70 Schulwälder in Niedersachsen in Zusammenarbeit mit Schulen geschaffen. Werk betonte, dass alle Schülerinnen und Schüler in das Projekt einbezogen werden, da man nur schützen kann, was man schätzt. Es sei eine gemeinschaftliche Aktion, bei der Kinder und Jugendliche zusammen etwas unternehmen. Der Wald wird dabei nicht nur als Lernort, sondern auch als Ort der Entspannung und als Rohstoffquelle geschätzt. Die Stiftung möchte zusammen mit den Schulen und den Schülerinnen und Schülern einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Liliane Steinke, Geschäftsführerin der Volkshochschule Celle, gab einen Einblick in das „Joint Peace Center“ mit der Partnerstadt Sumy in der Ost-Ukraine. Sie berichtete von Begegnungen mit den Vertreterinnen aus Sumy, der Gastfreundschaft und dem gemeinsamen Projekt, das zusammen mit dem Auswärtigen Amt, Sumy und Celle ins Leben gerufen wurde. Hierbei verlagern sich zunächst die Interessen und Bedarfe der jeweiligen Bildungseinrichtungen. Auf ukrainischer Seite stehen Erste-Hilfe-Ausbildungen, Demokratieförderung und aber auch die Helden des Landes im Fokus. „Freiheit und Sicherheit“ sind zentrale Anliegen, und die Zusammenarbeit wurde zunächst für 5 Jahre beschlossen, wobei auch Bildungsfestivals mit einbezogen werden sollen. Während es auf deutscher Seite einfacher schien, hat Sumy bereits ein Festival unter erschwerten Bedingungen im Bunker ausgerichtet. Gemeinsam möchte man an der Verbindung festhalten und sich gegenseitig unterstützen.

Sebastian Broll, Jugendoffizier und Referent für Sicherheitspolitik, erkennt in dem militärischen Vorgehen Russlands klare Kriegsverbrechen. So gibt es auch im Krieg klare Regeln, beispielsweise bombardiert man keine Krankenhäuser. Broll beleuchtete die aktuellen Entwicklungen sowohl national als auch international. Die Bundeswehr war unterfinanziert, aber dies werde sich nun ändern. Dennoch könne es schneller gehen, doch hierbei gehe es lediglich darum, entstandene Lücken zu füllen. Von einer Aufrüstung sei keine Rede, beschwichtigte der Jugendoffizier. International sieht er China in einer Lauerstellung, die genau die globale Entwicklung beobachtet und ihre eigenen Interessen klar im Blick hat. Daher wünscht man sich in Europa, dass man sich selbst verteidigen könne, fernab der Unterstützung der NATO oder den USA. Obwohl die USA derzeit massiv die Ukraine unterstützen, ist unklar, wie lange diese Unterstützung angesichts baldiger Wahlen anhalten wird. Zudem verlagern die USA ihren Schwerpunkt vom europäischen Raum auf den asiatischen Raum. Broll sieht die eingeschlagene Richtung als notwendig für die „Sicherheit für Europa, für die Europäer“.

Redaktion
Celler Presse
Fotos: Celler-Presse.de

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