Samstag, 15. Februar 2025

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Über das Sichtbare hinaus – Edel Klatt in „Wandliebe“

Es sind die Gesichter, die nicht auftauchen in Edel Klatts Kunst, geht das zusammen mit Menschen als Lebensthema, wie es der Ehemann der im Jahr 2018 verstorbenen Künstlerin Dietrich „Pütten“ Klatt über sie berichtet? Anlass ist eine große, gestern eröffnete Retrospektive in „Wandliebe“, „Kleiderbilder von Edel Klatt“ betitelt. Die Räumlichkeiten waren bis auf den letzten Meter gefüllt mit Gästen, zahlreichen früheren Weggefährten, Freunden, Kunstliebhabern.

„Edel würde sich sehr freuen, wenn sie so viele Menschen vor ihren Bildern sähe“, leitete Pütten Klatt seine Rede ein. 58 Jahre waren beide ein Paar, schon als Kinder kannten sie sich. „‘Karotten-Edel‘ nannten wir sie während der Schulzeit“, blickte der 88-Jährige zurück. Denn das junge Mädchen, das das Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium besuchte, Klavier spielte, im Schulchor und in der Kantorei sang und privaten Zeichenunterricht erhielt, erschien bereits Anfang der 1950er Jahre in orange-gelber Hose. Schon damals ein Beleg für Eigenwilligkeit und Interesse an Mode. „Edel hatte Freude an der Farbe und Lust an Textilien. Sie wusste, was Farben uns verraten“, ließ Gastgeberin Marianne Stumpf in ihrer kurzen Einführung die Besucher wissen, bevor sie an Dietrich Klatt übergab. Beide sprachen sie vor einer einzigartigen Kulisse, denn in das Gebäude am Kleinen Plan aus dem Jahr 1590 ist ein Teil des früheren Stadtwalls integriert.

„Das ist die älteste Wand Celles“, kommentierte der Fotograf, frühere Kunsterzieher, Architekturkenner und Autor Pütten Klatt den Hintergrund für die Werke seiner Frau. Echte farbgewaltige Hingucker, die ganz deutlich zeigen, dass Edel Klatts Interesse sich keineswegs auf Stoffe, Muster und Mode beschränkte, sie wollte die Menschen nicht anziehen, sondern ihr Inneres sichtbar machen mittels der Textilien, die Teil ihres Alltags sind, in die sie sich hüllen, die sie umgeben. Sie verzichtet auf Gesichter und erzählt dennoch etwas über die Protagonisten ihrer Werke – ihre Haltung, die Art, wie sie Wäsche zum Trocknen aufhängen, wie viele Orden sie an ihre Uniform geheftet, die Turnschuhe neben dem Sofa nicht beiseitegeräumt haben, ihre Hände auf dem Kleid ruhen lassen halten Geschichten über sie bereit – liebevoll, mitfühlend, manchmal kritisch den politischen Hintergrund andeutend. So stellt die Künstlerin beispielsweise einen Mann in brauner kolonialer Militäruniform in die Mitte dreier afrikanischer Frauen, erkennbar allein an ihrer Kleidung und ihrem Schmuck.

Sie setzt ihren Sinn für das Zusammenspiel von Farben und die Bildkomposition so geschickt ein, dass sich eine große Wirkung entfaltet. „Edel schaltete den Raum aus und setzte die Figuren ins Zentrum“, erläutert ihr Mann und Berufskollege. Beide arbeiteten sie als Kunsterzieher, sie am KAV, er am Hölty. „Wir waren auf das Ungegenständliche, Abstrakte gedrillt“, ging Klatt zurück in die Zeit des Studiums der Bildenden Kunst in Hamburg. Einige konstruktivistische Werke sind neben Portraits ausgestellt. Auf den ersten Blick scheinen sie weit weg von dem Stil und den Motiven, die Edel Klatt später zu ihrem Markenzeichen machte, schaut man jedoch genauer hin, dann ist noch zu spüren, dass sie zu Beginn ihrer Laufbahn dem Konstruktivistischen zugetan war. Sie bedient sich geometrischer Formen, um Wirkung zu erzeugen. Ungeordnet oder sorgfältig arrangiert – miteinander verwoben in reinster Farbharmonie oder kontrastierend – werfen die Bildinhalte Fragen nach dem größeren Kontext oder der Geschichte dahinter auf, entwickeln aber auch einzeln, aus sich heraus Strahlkraft.

Die Künstlerin hinter den Exponaten dieser sehr sehenswerten Ausstellung „Kleiderbilder von Edel Klatt – Eine Retrospektive“ verstand es auch ohne Gesichter, den Menschen ins Zentrum ihres Schaffens zu stellen, mittels ihrer Kunst zu erzählen über das Sichtbare hinaus.

In „Wandliebe“, 15.10.-4.11.2023, Kleiner Plan 2-3, Di-Fr 10-13 Uhr, 15-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr, montags geschlossen

Anke Schlicht
Celler Presse
Fotos: Anke Schlicht

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