Der bedeutendste Unternehmer der Stadt Celle – Harry Trüller – erzielte mit Plan B seine Welterfolge. Bekanntlich fing es mit der ungewöhnlichen Kombination eines Nähmaschinengestells mit einem Kreissägeblatt an: Die Zwiebackschneidemaschine revolutionierte die Branche. Viele weitere Ideen, Erfindungen neuer Maschinen und ein weltweites Vertriebsmodell folgten. Innerhalb von 10 Jahren schuf er rund 1.200 Arbeitsplätze in seiner Nahrungsmittelfabrik an der Fuhse. Heute unvorstellbar?
Peer-Detlev Schladebusch, Moderator von SCHRAMME-derTALK, ruft das seit 4 Jahren regelmäßig in Erinnerung. Er berät seit 25 Jahren Unternehmen in Change-Prozessen, Personalauswahl und Unternehmensstrategie. Im kommenden Jahr eröffnet er zusammen mit seiner Ehefrau Kerstin Schladebusch ein kleines, aber feines Event-, Innovations- und Seminarzentrum (Trüller EIS). Dazu gehören die dann 100 Jahre alte Straßenbahn, „Trüller´s Atoll“, eine Naturbühne an der Stelle der ehemaligen Trüller-Villa und Trüller´s Chauffeurhaus mit Seminarraum und Aufnahmestudio „Harry´s Garage“ und restaurierten Räumen im Obergeschoss. Der berühmte Architekt Otto Haesler hatte dieses Haus 1921 für Trüller entworfen.
Mit Dr. Jörg Munzel interviewt Peer-Detlev Schladebusch zum 4-jährigen Jubiläum von SCHRAMME-derTALK einen innovativen Denker und Strategieberater. Als Technik- und Umwelthistoriker war er bereits Teilnehmer der ersten Weltklimakonferenz 1995. Zum Themengebiet der Nachhaltigkeit, ihrer Umsetzungsproblematik und der dogmatischen Starrsinnigkeit besonders in Deutschland stellt er zur aktuellen Weltklimakonferenz COP28 vor: Plan B: A new hope!
Nach dem Studium der Politik- und Geschichtswissenschaft promovierte er über Genese von Schlüsseltechnologien Informatik und gentechnische Biotechnologie. In den USA, Japan und Indien lebte und arbeitete er und erstellte den ersten Umwelt- und Nachhaltigkeitsbericht in der Automobilindustrie. Im Schatten der gerade beendeten UN-Klimakonferenz in Dubai kommt er mit zwei handfesten Botschaften nach Celle:
Deutschland hat ein 30 Jahre altes Bild von Klima, Technologie und Umweltmanagement. Durch die Hybris der vermeintlichen Vorreiterrolle hat es unbemerkt international den Anschluss an neue Lösungen verloren. Der Sonderweg der Energie- und Klimapolitik ist mit Zahlen zu belegen: Im Vergleich zu Schweden steht Deutschland bei der Stromerzeugung bis zu 40 mal schlechter mit seinem CO2-Ausstoss pro Kilowattstunde da. Deutschland gehört zu den Ländern mit den höchsten Energiepreisen und der schmutzigsten Strom-Herstellung in Kombination einer Energiewende mit Schulden, Subventionen, Wertschöpfungs- und Arbeitsplatzverlust sowie der Hybris, damit die Welt retten zu können.
Munzel fordert zu einem neuen Denken und einer Fokussierung auf neueste Technologien und Konzepte auf. Wie bei Harry Trüller ist es eine in Deutschland bislang unvorstellbare Kombination. Damit kommt er zur guten Botschaft. Bei SCHRAMME-derTALK geht es ihm darum, auch die Schrammen der Abhängigkeiten von Rohstoffen aus politisch problematischen Regionen zu minimieren. Er hat die große Perspektive des Wohlstands einer Weltbevölkerung von 11 Mrd. Menschen auf einem Niveau von Nordeuropa. Die hierfür benötigten Ressourcen sieht er in der Herstellung maximaler Energie und Nahrung auf kleinster Fläche, bei gleichzeitiger Nutzung der freiwerdenden Flächen für Natur und Artenvielfalt. In einem Dreischritt stellt er sein Lösungsmodell dazu vor. So könne wie in Skandinavien CO2-freie Energie mit einem Mix aus moderner Kernkraft und erneuerbaren Energien erzeugt werden. Eine Nahrungsrevolution ohne Tierleid könne mit Hilfe von neuester Gentechnologie, z.B. durch Kulturfleisch, erfolgen. Und schließlich wäre ein ReWilding für Artenschutz und Anpassung an den Klimawandel zielführend. Mit diesem integrierten Konzept könnte in Deutschland zusätzlich ca. ein Drittel der gesamten Fläche wieder in einen Naturzustand versetzt werden. Bei Beibehaltung von auch energieintensiven Industrien, von Wertschöpfung und einer Landwirtschaft ohne Tierleid. Sein Appell an die Jugend: “Seid kritisch. Nutzt Kreativität und HighTech. Seid keine Marionetten alter Konzepte der Klima-Schickeria und überlasst Klima und Umwelt nicht unkritisch NGOs und Aktivisten”.
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Foto: Lazar Elias Schladebusch
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