Sonntag, 10. November 2024

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125 Jahre starke Pferde: Jubiläumsstutenschau zeigt Vielfalt der Kaltblutzucht in Niedersachsen

Am Samstag wurde im Niedersächsischen Landgestüt Celle das 125-jährige Jubiläum der organisierten Kaltblutzucht in Niedersachsen gefeiert. Die Landesstutenschau zog Züchter und Pferdeliebhaber aus Niedersachsen, Hessen und sogar den Niederlanden an. Insgesamt nahmen 37 Stuten aus sechs verschiedenen Kaltblutrassen teil, um die Vielfalt und den Fortbestand dieser beeindruckenden Pferde zu würdigen.

Dr. Uwe Clar, der Vorsitzende des Stammbuchs für Kaltblutpferde Niedersachsen e. V., eröffnete die Veranstaltung gemeinsam mit Landstallmeister Dr. Axel Brockmann. In seiner Begrüßung zeigte sich Dr. Clar erfreut über die rege Teilnahme und die gute Zusammenarbeit mit dem Landgestüt in Celle, die seit 2008 besteht. „Es ist wichtig, die Vielfalt der Kaltblutrassen zu erhalten und zu fördern. Veranstaltungen wie diese zeigen, dass der Erhalt dieser Pferde nach wie vor auf großes Interesse stößt,“ betonte Dr. Clar. Die Landesstutenschau, die alle vier Jahre als Vorstufe zur Bundesschau stattfindet, präsentierte Pferde aus Niedersachsen und weit darüber hinaus – darunter auch aus Hessen und den Niederlanden.

Vielfalt der Kaltblutrassen und prächtige Siegerstuten

Die präsentierten Pferde kamen aus verschiedenen Rassen, darunter das Hannoversche Kaltblut, Süddeutsches Kaltblut, Noriker, Schleswiger Kaltblut, Schwarzwälder Kaltblut und das Rheinisch-Deutsche Kaltblut. Besonders im Fokus standen die prämierten Stuten der verschiedenen Altersklassen. In den Einzelwertungen der jeweiligen Rassen setzten sich die Stuten Lissy, Runa, Espanja, Rowena, Urlana vom Utspann, Nelly und Nele durch.

Ein Höhepunkt war der Familienwettbewerb, bei dem das Rheinisch-Deutsche Kaltblut Nele mit ihren Töchtern Nala und Nelly aus dem Hause Finke in Frankenau als Siegerin hervorging. Im Anschluss präsentierten sich die Klassensiegerinnen der unterschiedlichen Rassen in der Gesamtwertung. Hier konnte sich Espanja als Gesamtreservesiegerstute behaupten, während der Titel der Gesamtsiegerstute an Nelly aus der Zucht von Finke in Frankenau ging.

Eindrucksvolle Schaubilder und Quadrille zum Abschluss

Nach den Prämierungen ging es mit einem abwechslungsreichen Schauprogramm weiter. Die Niedersächsische Reitpony-Quadrille vom Verband der Pony- und Kleinpferdezüchter Hannover e. V. begeisterte die Zuschauer mit einer harmonischen Darbietung von 18 Ponys. Auch Freunde „Schwarzwälder Fuchs Vereniging Nederland“ präsentierten ein Schaubild mit zwei Schwarzwälder Kaltblutstuten, was die internationale Verbundenheit der Züchter unterstrich.

Ein besonderes Highlight war die Vorstellung der Kaltbluthengste des Landgestüts, die in Form von beeindruckenden Gespannen die Vielseitigkeit und Stärke dieser Tiere demonstrierten. Unter dem Motto „Die Züchter spannen an“ wurden auch mehrere Gespanne von Züchtern gezeigt, darunter ein eindrucksvoller Fünfspänner, der die Zuschauer in Staunen versetzte.

Ehrenpreise und Anerkennung für herausragende Leistungen

Die erfolgreichen Züchter und ihre Pferde erhielten Auszeichnungen von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, dem Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Verbraucherschutz und Landesentwicklung sowie der FN-Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Ehrenpreise wurden zudem von Unternehmen wie der Olewo GmbH, Raika Pferdefutter und Pikeur Reitmoden gestiftet.

Ein lebendiges Stück Kulturerbe

Das 125-jährige Jubiläum zeigte eindrucksvoll, dass die Kaltblutzucht in Niedersachsen mehr als nur ein Relikt der Vergangenheit ist. Sie ist ein lebendiges Stück Kulturerbe, das durch Veranstaltungen wie die Landesstutenschau weitergetragen wird. Die Bedeutung dieser Pferde hat sich verändert: Heute sind Kaltblüter nicht mehr nur als Zugpferde gefragt, sondern finden Einsatz im Freizeitbereich, bei Showevents und neuerdings auch in den Reiterstaffeln der Polizei.

Mit einem gelungenen Programm, spannenden Wettkämpfen und der lebendigen Darstellung der Kaltblutzucht blickt das Stammbuch für Kaltblutpferde Niedersachsen e. V. zuversichtlich in die Zukunft.

125 Jahre Kaltblutzucht in Niedersachsen: Eine bewegte Geschichte

Die organisierte Kaltblutzucht in Niedersachsen begann 1899 mit der Gründung des ersten Kaltblutpferdezuchtvereins im Raum Braunschweig. Damals schlossen sich Züchter zusammen, um den Anforderungen der Landwirtschaft zu begegnen, die zugstarke und ausdauernde Arbeitspferde benötigte. Die frühen Zuchtversuche mit schweren Warmblütern und englischen Kaltblütern zeigten jedoch nicht den gewünschten Erfolg, sodass man ab 1896 verstärkt auf belgische Schrittpferde setzte. Diese Entscheidung legte den Grundstein für die nachhaltige Entwicklung der niedersächsischen Kaltblutzucht.

In den folgenden Jahrzehnten schlossen sich immer mehr regionale Zuchtvereine zusammen, und es entstand 1923 das „Hannoversche Stammbuch für kaltblütige Pferde“. Die Zuchtorganisation erweiterte sich, und durch die Eingliederung weiterer Regionen wurde die Kaltblutzucht in Niedersachsen gestärkt. Trotz der Technisierung der Landwirtschaft, die in den 1950er Jahren zu einem drastischen Rückgang der Kaltblutzucht führte, gelang es durch engagierte Züchter, die Tradition zu bewahren.

Ein Tiefpunkt wurde 1980 erreicht, als nur noch wenige Kaltblutpferde in den Zuchtbüchern verzeichnet waren. Doch durch die Arbeit des neuen Vorsitzenden Klaus zum Berge begann ab 1981 ein Wiederaufbau, der sich insbesondere durch die Öffnung für andere Kaltblutrassen wie das Schleswiger und das Schwarzwälder Kaltblut auszeichnete. Diese Maßnahmen stärkten den Verband, der ab 2005 auch hessische Züchter integrierte und sich damit auf ein erweitertes Zuchtgebiet stützte.

Durch gezielte Förderung und Kooperationen, etwa mit niederländischen Züchtern, konnte die Kaltblutzucht bis heute erfolgreich fortgeführt werden. Die Umstellung von traditionellen Brandzeichen auf moderne Kennzeichnungen wie Mikrochips ist ein weiteres Beispiel für die Anpassung an moderne Anforderungen. Heute betreut das Stammbuch für Kaltblutpferde Niedersachsen e. V. insgesamt elf verschiedene Kaltblutrassen und fördert deren Erhalt aktiv.

Mit einer Geschichte voller Herausforderungen und Erfolge hat die niedersächsische Kaltblutzucht den Wandel der Zeit überstanden. Dank engagierter Züchter und neuer Nutzungsmöglichkeiten für Kaltblüter bleibt sie ein lebendiges Kulturerbe, das auch in Zukunft weiter gepflegt wird.

Redaktion
Celler Presse
Fotos: Celler-Presse.de

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