Samstag, 15. Februar 2025

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Demonstration in Eschede: Klare Haltung gegen Rechtsextremismus

Unter dem Motto „Schluss mit Hass und Hetze – Kein Platz für Rechtsextreme in Eschede“ fand am 21. Dezember eine Demonstration gegen Rechtsextremismus statt. Organisiert wurde die Veranstaltung von einem breiten Bündnis aus zivilgesellschaftlichen Initiativen, Kirchen, Gewerkschaften und Einzelpersonen. Die Demonstration begann mit einer Kundgebung am Bahnhof in Eschede. Trotz widriger Wetterbedingungen versammelten sich 240 Menschen, um ihre Solidarität mit demokratischen Werten und ihren entschiedenen Protest gegen die rechtsextremen Aktivitäten auf dem sogenannten NPD-Hof zu zeigen.

Ein breites Bündnis gegen Rechts

Bereits bei der Eröffnung betonte Dirk Garvels vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) die Bedeutung des Engagements: „Es ist leider notwendig, dass wir uns immer wieder hier versammeln, um ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen. Der Hof in Eschede ist nicht nur ein Ort der Vernetzung für die rechtsextreme Szene, sondern auch ein Symbol für die Gefahr, die von solchen Rückzugsorten ausgeht. Das können und dürfen wir nicht hinnehmen.“

Er wies darauf hin, dass sich die Organisatoren vorab intensiv mit den Herausforderungen durch das schlechte Wetter auseinandergesetzt hatten. „Das Wetter mag ungemütlich sein, aber die Gummistiefel und der Zusammenhalt hier zeigen, dass unser Engagement stärker ist als jeder Regenschauer.“ Garvels hob zudem hervor, dass es auch in Zukunft wichtig sei, kontinuierlich Druck auszuüben und Aufmerksamkeit auf die gefährlichen Entwicklungen zu lenken, die von solchen Treffpunkten ausgehen.

Der Bürgermeister mahnt zur Wachsamkeit

In seiner Ansprache erklärte Eschedes Bürgermeister Heinrich Lange, wie sehr die Aktivitäten auf dem Hof die Region belasten: „Wir sehen, wie die rechtsextreme Szene diesen Ort nutzt, um sich zu organisieren, ihre Ideologie zu verbreiten und Verbindungen zu knüpfen. Das ist nicht nur ein Problem für Eschede, sondern für unsere gesamte Gesellschaft.“

Lange dankte den Organisatoren und Teilnehmenden der Demonstration: „Ihr Engagement zeigt, dass wir als Gesellschaft nicht bereit sind, solche Entwicklungen hinzunehmen. Wir setzen heute ein Zeichen – nicht nur für uns hier in Eschede, sondern auch für die demokratischen Werte, die uns als Land ausmachen.“ Der Bürgermeister appellierte an alle Anwesenden, auch im Alltag Haltung zu zeigen und sich gegen jede Form von Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit auszusprechen.

Die Kirche bringt das Friedenslicht von Bethlehem

Einen spirituellen Beitrag leistete Regionalbischöfin Marianne Gorka aus Lüneburg, die das Friedenslicht aus Bethlehem mitbrachte. Sie erklärte die Symbolik des Lichts: „Es steht für Hoffnung, für Leben und für den Widerstand gegen die Dunkelheit, die Hass und Hetze über unsere Gesellschaft bringen wollen.“

Gorka betonte, dass der Kampf gegen Rechtsextremismus eine gesellschaftliche und zugleich spirituelle Aufgabe sei: „Christliche Werte wie Nächstenliebe, Solidarität und Gerechtigkeit stehen im völligen Widerspruch zu der menschenfeindlichen Ideologie, die hier verbreitet wird. Es ist unsere Aufgabe, uns dem entgegenzustellen.“

Die Regionalbischöfin erinnerte daran, dass der Termin der Demonstration bewusst auf den Tag der Wintersonnenwende gelegt wurde, der von der rechtsextremen Szene häufig als Vorwand für ihre Treffen genutzt wird. „Wir Christen sehen die Sonnenwende als ein Symbol für das Licht, das die Dunkelheit überwindet. Mit diesem Friedenslicht senden wir ein starkes Zeichen – nicht nur an die Menschen hier, sondern auch an alle, die weltweit unter Hass und Gewalt leiden.“

Gorka sprach auch die aktuelle politische Lage an: „Die zunehmende Normalisierung von rechtsextremen Positionen in der Gesellschaft ist alarmierend. Es braucht eine klare Haltung von uns allen, um dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen. Wir dürfen nicht schweigen, sondern müssen immer wieder laut werden – für Demokratie, Menschenrechte und eine offene Gesellschaft.“

Bildung als Schlüssel gegen Extremismus

Dietrich Burggraf, ehemaliger Leiter der Heimvolkshochschule Hustedt, beleuchtete die Bedeutung von Bildung im Kampf gegen Rechtsextremismus: „Aufklärung und Bildung sind die stärksten Werkzeuge, die wir gegen rechte Ideologien haben. Rückzugsorte wie der Hof in Eschede sind gefährlich, weil sie die Grundlage für die Radikalisierung junger Menschen schaffen.“

Er erinnerte an die Geschichte von Flüchtlingen und Verfolgten, die in Deutschland Zuflucht fanden, und zog Parallelen zur heutigen Situation: „Unsere Gesellschaft muss ein Ort sein, der Vielfalt und Menschlichkeit fördert. Rechtsextreme Netzwerke bedrohen diese Grundwerte. Es ist unsere Aufgabe, sie zu schützen und uns aktiv für eine gerechte Gesellschaft einzusetzen.“

Burggraf rief dazu auf, nicht nur gegen die sichtbaren Erscheinungen von Rechtsextremismus zu protestieren, sondern auch die tieferen sozialen Ursachen wie Armut und Ungleichheit anzugehen: „Rechtsruck und soziale Spannungen sind eng miteinander verknüpft. Eine gerechte Gesellschaft ist der beste Schutz gegen extremistische Tendenzen.“

Antifaschistische Perspektiven: Widerstand bleibt notwendig

Olaf Meyer von der Antifaschistischen Aktion Lüneburg-Uelzen richtete den Blick auf die langfristige Bedrohung durch rechtsextreme Netzwerke. „Der Hof hier in Eschede ist nicht nur ein Symbol, sondern ein aktiver Knotenpunkt für rechtsextreme Aktivitäten. Hier werden neue Mitglieder rekrutiert und radikalisiert. Das dürfen wir nicht hinnehmen.“

Meyer sprach auch über die gesellschaftlichen Veränderungen, die Rechtsextremismus begünstigen: „Die wachsende soziale Ungleichheit und die Unsicherheiten unserer Zeit sind ein fruchtbarer Boden für extremistische Ideologien. Wir müssen nicht nur den Nazis hier entgegentreten, sondern auch eine Alternative für die Zukunft bieten – eine Gesellschaft, die auf Solidarität, Gerechtigkeit und Vielfalt basiert.“

Ansprache von Noa Fredes: Ein feministischer Blick auf den Widerstand

Noa Fredes von der feministischen Organisation „Gemeinsam Kämpfen“ eröffnete ihren Beitrag mit einem eindringlichen Blick auf die historische und aktuelle Bedeutung des Widerstands gegen rechtsextreme Strukturen. „Es ist bedeutend, heute an diesem Ort zusammenzukommen“, begann sie. „Die Geschichte der faschistischen Kontinuitäten, die vom sogenannten Heimathof in Eschede ausgehen, ist lang und erschreckend. Dieser Hof dient als wichtiger Veranstaltungs- und Vernetzungsort für Neonazis, Autonome Nationalisten und faschistische Parteien wie die NPD, die Rechte und der Dritte Weg.“

Fredes betonte, dass die Region nicht nur für die rechtsextreme Szene bedeutsam ist, sondern auch für den antifaschistischen Widerstand. Sie verwies auf das erfolgreiche Engagement gegen das Neonazi-Zentrum in Hetendorf, nur 30 Kilometer nördlich von Celle, das 1998 dank des Einsatzes engagierter Bürger geschlossen wurde. „Dieser Erfolg zeigt, was möglich ist, wenn wir gemeinsam handeln“, erklärte sie.
Gleichzeitig kritisierte sie die mangelnde staatliche Intervention in Eschede. „Der Heimathof hätte längst geschlossen werden müssen. Doch ohne den unermüdlichen Einsatz von Antifaschistinnen und Antifaschisten wäre es noch schlimmer. Sie sind oft die Ersten – und lange Zeit die Einzigen –, die sich Nazis in den Weg stellen. Das dürfen wir nicht vergessen.“

Fredes ging auch auf die Herausforderungen innerhalb des Widerstands ein, insbesondere auf Spaltungsversuche durch einseitige mediale Berichterstattung oder interne Differenzen. „Wir dürfen uns nicht durch vermeintliche Unterschiede oder Missverständnisse auseinanderbringen lassen. Es braucht einen gemeinsamen Kampf gegen den rechten Terror – und das bedeutet, dass wir unsere basisdemokratischen Werte und Ziele offen und transparent kommunizieren.“
Sie hob hervor, dass der Widerstand gegen rechtsextreme Strukturen auch immer ein Kampf für eine bessere Gesellschaft sein muss: „Wir kämpfen für eine Welt ohne Grenzen und Abschiebungen, für ein geschlechtergerechtes und ökologisches Miteinander. Natur und Menschen dürfen nicht länger unterdrückt oder diskriminiert werden.“

Ein breites Problem, auch vor Ort

Fredes wies darauf hin, dass die Herausforderungen nicht nur von außen kommen. „Es sind nicht nur die Nazis, die von weit her anreisen. Es sind auch die Strukturen und Einstellungen vor Ort, die den Boden für rechtsextreme Ideologien bereiten. Bei der letzten Bundestagswahl erhielt die AfD in Eschede 16 Prozent der Stimmen – mehr als FDP, Grüne und Linke zusammen. Das zeigt, wie tief die Probleme hier verwurzelt sind.“

Ein klares „Nein“ zu menschenverachtender Ideologie

Abschließend appellierte Fredes an die Anwesenden, weiter entschlossen für eine gerechte Gesellschaft einzutreten. „Wir sagen Nein zu Gewalt, zu rassistischer und antisemitischer Politik, zu Krieg und Umweltzerstörung. Unser heutiger Protest ist Teil eines kontinuierlichen und vielfältigen Widerstands gegen rechte Netzwerke. Dieses Nazi-Zentrum gehört geschlossen – ohne Kompromisse.“

Ihre Schlussworte waren klar und unmissverständlich: „Wir stehen hier für Vielfalt, für Solidarität und für eine Welt, in der jede und jeder ohne Angst leben kann. Und wir bleiben laut, bis dieser Kampf gewonnen ist.“

Abschlusskundgebung und spontane Fortsetzung

Wegen des schlechten Wetters wurde die Abschlusskundgebung an die Kreuzung „Zum Finkenberg / Am Dornbusch“ verlegt. Dennoch entschieden sich viele Teilnehmende, den Weg zum Hof auf eigene Faust fortzusetzen. Spontan wurde eine weitere Demonstration angemeldet, die direkt am Hof vorbeiführte.

Die Demonstration in Eschede zeigte erneut, dass der Widerstand gegen rechtsextreme Strukturen lebendig und entschlossen bleibt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer machten deutlich, dass sie sich auch in Zukunft für eine Gesellschaft einsetzen werden, die auf Demokratie, Vielfalt und Solidarität basiert – ohne Platz für Hass und Hetze.

Das klare Ziel bleibt: Eine offene, gerechte und friedliche Gesellschaft, in der Menschenfeindlichkeit keinen Raum findet.

Redaktion
Celler Presse
Fotos: Celler-Presse.de

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