Freitag, 24. Januar 2025

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Geschichte und Gegenwart von Europas größtem Truppenübungsplatz

Geschichtswerkstatt e.V. und gewerkschaftliche Friedensaktion hatten in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung zu mehrtägiger Exkursion und workshops zu Geschichte und Gegenwart von Europas größtem Truppenübungsplatz eingeladen. Die OrganisatorInnen Charly Braun (ver.di-DGB) und Sabine Wegmann (Stiftung) freuten sich über 40 Gäste aus Norddeutschland.

Am Denkmal in Bad Fallingbostel für die ermordeten sowjetischen Kriegsgefangenen beschrieb Braun die Entwicklung der landwirtschaftlichen und touristischen Region zur am stärksten militarisierten in Deutschland. Auf dem Friedhof der Rotarmisten in Oerbke gab es Informationen über die wirtschaftlichen Ziele des Faschismus am Überfall auf die Sowjetunion und wie gemäß rassistischer Weltanschauung auch in den Kriegsgefangenenlagern Massenmord vor allem durch Hunger und Seuchen begangen wurde. Erstaunlich, dass die Gefangenen dennoch in Arbeitskommandos zu Widerstand in der Lage waren, wie Sabotageakte in Rüstungsbetrieben beweisen. In den drei Lagern Belsen-Hörsten, Wietzendorf und Oerbke verreckten elendig 50.000 sowjetische Gefangene.

In den Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg wurden die Lagerfriedhöfe immer wieder vernachlässigt, obwohl deutsche Verwaltungen, Politik und der Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge dazu von Briten und Sowjets verpflichtet wurden. Viele, von Vera Hilbich erforschte, Dokumente beweisen das detailreich. Es war „Kalter Krieg“ mit Aufrüstung und vergessen lassen der Nazi-Verbrechen. 1964 ließen deutsche Verantwortliche sogar das von überlebenden Rotarmisten errichtete Denkmal abreißen und durch ein neues des Nazi-Bildhauers Seelenmeyer ersetzen. Um am Jahrestag der Befreiung vom Faschismus Gedenkfeiern zu verhindern, wurde 1985 sogar ein Manöver verlängert. Inzwischen haben sich HistorikerInnen, Schulen und vielerlei Gruppen durchgesetzt, um auf den Lagerfriedhöfen an die Verbrechen der Wehrmacht zu erinnern.    Das ehemalige Entlausungsgebäude in Oerbke wolle man von der Bundeswehr zurück haben als Gedenk-, Ausstellungs- und Veranstaltungsort, fasste Braun die Forderungen von Gewerkschaften und anderen Organisationen zusammen.

Fallingbostels ehemaliger Ratsherr Gerd Martini kritisierte, dass bis heute die Menschen der bewohnten Dörfer des Truppenübungsplatz keine kommunalen Rechte haben und lediglich Bittsteller bei Finanzminister und BIMA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) sind. So wundert sich denn auch Arne Hilbich von der Initiative Biosphärengebiet nicht, dass viele staatliche Wohnhäuser verkommen gelassen werden, um sie schließlich wie den Wünninghof in Ostenholz abzureißen. Wie zu sehen war, kommt die versprochene Sanierung ausgewählter Gebäude nicht voran.    

Klaus Meier von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes berichtete von den widerständigen Bauern, die in den 1930er Jahren ihre Höfe nicht für einen Kriegsübungsplatz aufgeben wollten. Weitere Themen an anschaulichen Orten waren neue internationale Kriegsziele der Bundeswehr, die spürbare Aufrüstung auf dem Truppenübungsplatz und erneute Kriegsproduktion in einer Bomlitzer Chemiefabrik sowie die eindrucksvolle Arbeit von Bürgerinitiativen und Friedensgruppen, und die Forderungen von Gewerkschaften für eine „soziale, ökologische, nicht-militärische Wirtschaftsstruktur für den Kriegsübungsplatz zwischen Bergen und Bad Fallingbostel“.Wie vielfältig in Ostenholz Friedensaktionen waren stellte Charly Braun anhand von Fotos vom open-air-Theater von Bert Brechts „Legende vom toten Soldaten“, die 1985 mitten in Ostenholz mit Uniformen und „Schinderassa“ aufgeführt wurde dar, sowie mit Dokumenten über den 1966 hier gedrehten Antikriegsfilm mit John Lennon.

In anschließenden workshops wurden mit Marianne Ohlhoff, ver.di und Hans-Dietrich Springhorn Themen wie die profitable Aufrüstung durch Rheinmetall, der Widerspruch zum Abbau von Sozialsystemen und der neue „Berliner Appell“ der Friedensbewegung diskutiert.

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