Montag, 19. Mai 2025

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Würdiges Gedenken – 80 Jahre nach der Befreiung Bergen-Belsens

Sowohl die Präsidentin des Niedersächsischen Landtags Hanna Naber als auch der Ministerpräsident Stephan Weil nutzen in ihren Ansprachen anlässlich des 80igsten Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen die Formulierung von den fehlenden Worten für das, was die britischen Soldaten am 15. April 1945 vorfanden. Weil zitiert die Überlebende Anita Lasker-Wallfisch: „Nur wer in Bergen-Belsen war, kann wirklich wissen, wie es war, Leichen, Leichen, Leichen. In Bergen-Belsen ist man einfach krepiert.“

Die Worte der Überlebenden und der im Displaced Persons Camp Geborenen sollen im Mittelpunkt stehen. 56 Überlebende sind anwesend, vier sowie Debbie Morag, die im DP-Camp das Licht der Welt erblickte, berichten über ihr Schicksal, und zwar vor einem großen, prominent besetzten Publikum. Vertreter der Sinti und Roma, der israelische Botschafter, Ron Prosor, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, Landesbischof Ralf Meister, der Präsident des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, Michael Fürst, der Bundespräsident a.D. Christian Wulff sowie zahlreiche weitere Politiker, Kirchen- und Verbandsvertreter gehören zu den Gästen. Stephan Weil lässt nicht unerwähnt, dass die Ankündigung einer Rede des israelischen Botschafters aufgrund der aktuellen Situation im Nahen Osten im Vorfeld Kritik ausgelöst hat. „Kritik ist erlaubt.“ Aber mehr ließe dieser Ort, der ein riesiger Friedhof sei, nicht zu. Prosor widmet einen Teil seiner Ansprache den aktuellen Ereignissen nach dem 7. Oktober 2023 und den Geiselnahmen. Als er vor einer Dämonisierung Israels warnt, brandet Applaus auf. Gleiches passiert, als er von seiner Begegnung mit dem Überlebenden Albrecht Weinberg erzählt. Er ist 100 Jahre alt und unter den Gästen, als er sich kurz erhebt, klatscht das Publikum intensiv. Weder während dieses Programmteils der mehrstündigen Veranstaltung noch bei weiteren gibt es, anders als im Vorfeld befürchtet, irgendeine Form des Protestes oder Störungen.

Nicht alle Menschen, die an der Veranstaltung teilnehmen, finden Plätze, Stühle stehen nur im abgetrennten Teil direkt vor der Bühne. Wer nicht stehen will, setzt sich ins Gras, einige haben Klappstühle mitgebracht. Zu hören sind Englisch, Niederländisch, Hebräisch und osteuropäische Sprachen. Tief in sich gekehrt verfolgen einzelne das Geschehen, andere hören nicht bei jedem Beitrag intensiv zu, sondern führen angeregte Gespräche untereinander.

Der Ministerpräsident betont, dass die Befreiung der Verdienst der britischen Armee sei und diese bis heute den Kontakt mit der Stadt Bergen pflege. Er dankt ausdrücklich dafür, dass die stellvertretende britische Premierministerin, Angela Rayner, angereist ist und ein Grußwort spricht. Zwischen den Wortbeiträgen singt der Shabbaton Choir die Lieder „Bilvavi“ und „Schomer Israel“.

In zahlreichen Beiträgen wird die große Bedeutung der Erinnerungskultur betont. Dr. Josef Schuster äußert in seiner Ansprache am Jüdischen Mahnmal die Sorge, dass wieder die Zustände eintreten könnten, wie sie sich vor 1978 darstellten. Bis dahin hatten lediglich die Jüdischen Gemeinden der Reichspogromnacht am 9. November 1938 gedacht. Erst in den vergangenen Jahrzehnten hat sich ein fester Platz für das Gedenken an den Holocaust etabliert. Dass die Zeitzeugen bald nicht mehr werden berichten können, wird als Problem gesehen. „Wir sind an einer Wegmarke unserer Erinnerungskultur“, sagte Schuster. Stephan Weil sprach den Trend nach rechts an. „Nirgendwo muss es uns so aufregen wie in Deutschland.“ Aufgrund unserer Vergangenheit hätten wir eine besondere Verpflichtung. „Das Geschehene kann man nicht ungeschehen machen, aber man kann daraus Lehren ziehen.“ Am Ende seiner Ausführungen zeigte er sich optimistisch und sagte vor dem Hintergrund des großen Zuspruchs für die AfD, eine Mehrheit in diesem Land lehne diese ab, und versicherte: „Diese Mehrheit wird kämpfen!“

Anke Schlicht
Redaktion Celler Presse
Fotos: Anke Schlicht

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