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Brundibár – die Kinderoper mit zeitgeschichtlicher Bedeutung

CELLE. Als Hans Krása 1938 die Oper für einen Kompositionswettbewerb, der vom Prager Ministerium für Erziehung und Kultur ausgeschrieben wurde, komponierte, konnte er noch nicht ahnen, in welchen zeitgeschichtlichen Kontext dieses Werk geraten würde. Krása wurde als jüdischer Komponist in das Ghetto Theresienstadt deportiert; dort rekonstruierte er die Partitur, die er ja nicht mitnehmen konnte. 55 mal wurde die Oper unter schwierigsten Bedingungen in Theresienstadt aufgeführt – ein Stück Freude und Hoffnung für die Kinder. Die historisch so belastete Oper hat nun die Kantorin Claudia Griesser in Kooperation mit dem Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit aufgegriffen und mit Kindern aus der Singschule einstudiert. Am kommenden Samstag ist Premiere in der Stadtkirche. 

Die Oper ist in Celle bereits im Jahre 2003 von Schülern des KAV-Gymnasiums aufgeführt worden. Diese Neuinszenierung stellte Claudia Griesser vor eine große Herausforderung, nicht nur wegen der historischen Zusammenhänge, die sie mit den Kindern erörtern musste; schließlich galt es, Musiker zu engagieren, das Orchestermaterial leihweise zu bekommen und die Kinder für das Werk zu begeistern. Fast jede Rolle musste doppelt besetzt werden, da die Oper an zwei Tagen aufgeführt wird, und die Jungstars nicht unbedingt an beiden Tagen zur Verfügung stehen. 45 Kinder im Alter von 8 bis 16 Jahren sind insgesamt an dem Projekt beteiligt. Claudia Griesser sieht mit Spannung der Generalprobe am Freitag entgegen. 

Am Samstag, 18. Juni, ist es dann soweit. Um 12:00 Uhr ist die erste Aufführung in der Stadtkirche. Hier sind hauptsächlich Grundschüler mit Begleitung oder im Klassenverband angesprochen. Der Eintritt ist frei. 

Am Samstag um 19:00 Uhr findet in der Synagoge eine Lesung statt. Die Autorin Hannelore Brenner-Wonschick wird aus ihrem Buch „Mädchen von Zimmer 28“ lesen. Damit wird der Kontext zu den Umständen der im Ghetto Theresienstadt aufgeführten Oper Brundibár verdeutlicht. Dreißig Mädchen lebten auf engstem Raum – ca. 30 qm – im Mädchenheim L 410, Zimmer 28. Immer wieder mussten Kinder aus ihren Reihen zum gefürchteten Transport nach Osten antreten. Neue Mädchen kamen, neue Freundschaften entstanden bis zur nächsten Transportwelle. Von etwa 50 bis 60 Kinder, für die das Zimmer zum vorübergehenden Aufenthaltsort wurden, überlebten nur 15. Dem Schicksal dieser Mädchen und ihrer Gefährtinnen ist die Berliner Autorin Hannelore Brenner-Wonschick nachgegangen. Mit dieser Veranstaltung am Samstagabend sollen auch junge Menschen erreicht werden. 

Auch die Besetzung der Oper im Ghetto musste immer wieder neu erfolgen, da Darsteller in Vernichtungslager deportiert wurden. Hans Krása selbst wurde 1944 nach Auschwitz deportiert und ermordet. 

Am Sonntag, 19. Juni, ist die Hauptaufführung um 16 Uhr. Für Kinder und Jugendliche ist der Eintritt frei – Erwachsene zahlen 8 EURO. Bei dieser Aufführung ist die Besonderheit ein Rahmenprogramm zum geschichtlichen Kontext. 

Die Handlung selbst von Brundibár (zu deutsch: Hummel, Brummbär, Nörgler) lässt von den Begleitumständen aus dem Ghetto nichts erahnen. Pepicek und Aninka, zwei arme Geschwister, wollen ihre kranke Mutter, die nach der Diagnose des Arztes nur mit frischer Milch wieder zu Kräften kommen kann, retten. Da sie kein Geld haben, wollen sie mit Gesang Geld verdienen. Dabei kommen sie dem Leierkastenmann Brundibár in die Quere. Letztlich kommen sie aber doch noch an das nötige Geld. Das Finale der Oper besteht aus einem triumphalen Marsch, der das bedingungslose Zusammenhalten von Freunden thematisiert. 

Redaktion
Celler Presse 

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