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Situation auf dem Ausbildungsmarkt verschärft sich – Laut IHK-Umfrage können rund ein Drittel der Unternehmen nicht alle Lehrstellen besetzen

LÜNEBURG. IHK appelliert an Politik und Unternehmen für attraktive Rahmenbedingungen zu sorgen – und unterstützt mit eigenen Angeboten. Über 3.200 junge Menschen beginnen in diesem Spätsommer ihre Ausbildung in IHK-Berufen. Die Zahl zeigt: Die Berufsausbildung ist weiterhin einer der wichtigsten und schnellsten Wege des Karriereeinstiegs nach dem Abschluss der Schule. Für die Betriebe wird es aber in vielen Branchen immer schwieriger, geeignete Kandidaten zu finden: 30 Prozent der Unternehmen können nicht alle Ausbildungsplätze besetzen. Das zeigt eine Umfrage der IHK Niedersachsen, an der sich 1.340 Unternehmen beteiligten haben, 262 davon aus dem Bezirk der IHK Lüneburg-Wolfsburg.

„Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt verschärft sich“, sagt Sönke Feldhusen, Leiter des IHK-Bereichs „Menschen bilden“. „Vor zehn Jahren waren von dem Bewerbungsmangel nur sieben Prozent der Unternehmen betroffen.“ Dabei zeigen sich laut Umfrage branchenspezifische Unterschiede: Während in der Immobilienbranche 89 Prozent der Unternehmen alle Ausbildungsplätze besetzen konnten, klagen in der Gastronomie 63 Prozent Besetzungsprobleme.

Viele Unternehmen erhalten keine qualifizierten Bewerbungen

Die Gründe dafür sind vielfältig. Bei 70 Prozent aller betroffenen Unternehmen blieb der Platz unbesetzt, weil die Bewerber nicht geeignet waren und bei 30 Prozent hat sich niemand auf den angebotenen Platz beworben. Gleichzeitig sind viele junge Menschen noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. „Die Herausforderung besteht darin, dass Betriebe und potenzielle Azubis zusammenfinden. Das ist leichter gesagt als getan, denn oft haben Bewerber falsche oder gar keine Vorstellungen von den Berufen“, sagt Feldhusen und räumt ein, dass es angesichts von allein rund 180 IHK-Berufen keine leichte Aufgabe ist, den für sich passenden Ausbildungsplatz zu finden.

Es gilt, jungen Menschen realistische Berufsvorstellungen zu vermitteln

Realistische Berufsvorstellungen der Bewerber wünschen sich vor allem das Gastgewerbe (72 Prozent), Verkehrs- und Logistikunternehmen (64 Prozent) und der Handel (53 Prozent) – alles Branchen, in denen besonders viele Ausbildungsplätze frei bleiben. „Umso wichtiger ist es, dass die Berufsorientierung jetzt in allen allgemeinbildenden Schulen verbindlich im Lehrplan verankert ist. Nun kommt es darauf an, dass auch die neu einbezogenen Gymnasien und Gesamtschulen die Richtlinien schnell umsetzen“, sagt Feldhusen. „In der Ausbildungskampagne Moin Future, die wir zusammen mit sechs Landkreisen und der Handwerkskammer umsetzen, haben wir daher in Zusammenarbeit mit der Landesschulbehörde ein Unterrichtskonzept entwickelt, dass wir Lehrern kostenfrei zur Verfügung stellen.“

IHK unterstützt mit Projekt Ausbildungsbotschafter

Um mehr Bewerbungen zu erhalten und die passenden Kandidaten anzusprechen, investieren fast die Hälfe der Unternehmen in Ausbildungsmarketing – ein besonders wichtiger Faktor, bei dem den IHK mit dem Projekt Ausbildungsbotschafter unterstützt. „Ausbildungsbotschafter sind Azubis, die Schülern ihre Berufe erklären und dabei ganz authentische Einblicke geben“, erklärt Feldhusen. In der Arbeits- und Organisationspsychologie gebe es schon sehr lange das Konzept der sogenannten „Realistic Job Previews“. Das bedeute, dass Arbeitgeber potenziellen Bewerbern ein realistisches Bild von sich und dem Berufsbild vermitteln. „Jetzt ist die Zeit gekommen, diese Art der Kommunikation auch im Azubimarketing anzuwenden. Im Grunde müssen sich Unternehmen beim Nachwuchs bewerben – und nicht umgekehrt.“

Im Wettbewerb um den Nachwuchs setzen 56 Prozent der Unternehmen niedersachsenweit schon jetzt auf eine übertarifliche Vergütung, 47 Prozent unterstützen ihre Azubis mit Mobilitätszuschüssen wie Tickets für den öffentlichen Nahverkehr oder Benzingutscheinen und 40 Prozent gewähren mehr Urlaub.

Entfernung zur Berufsschule ist für erfolgreiche Ausbildung elementar

Weitere wesentliche Faktoren für eine erfolgreiche Ausbildung sind aus Sicht der Unternehmen eine kurze Entfernung zur Berufsschule, eine gute Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Berufsschule und weniger Unterrichtsausfall, wie Volker Linde, Leiter des IHK-Bereichs „Interessen Bündeln“ und IHKN-Sprecher Berufliche Bildung, deutlich macht: „Niedersachsenweit geht sogar jedes fünfte Unternehmen davon aus, dass eine weitere Zusammenlegung von dezentralen Bildungsangeboten zu geringerer Ausbildungsintensität führt.“ Sollte die Besetzung eines Ausbildungsplatzes nur in jedem fünften Betrieb nicht mehr gelingen, weil die Berufsschule schlecht erreichbar ist, könnten in Niedersachsen nach vorsichtigen IHKN-Schätzungen rund 1.500 Ausbildungsplätze in den IHK-Berufen wegfallen.

Bildungsangebote an Berufsschulen stärken

„Im Sinne einer nachhaltigen Fachkräftesicherung vor allem im ländlichen Raum, muss es in Niedersachsen gelingen, Bildungsangebote an der Berufsschule möglichst zu erhalten und zu stärken“, sagt Linde. Für die Zukunftsfähigkeit der Angebote sei es wichtig, in der Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte das Thema Digitalkompetenzen offensiver anzunehmen. „Genauso wichtig ist, die Mittel für die Berufsschulen jetzt zügig zu beantragen und nicht zu glauben man habe bis 2023 Zeit“, so Linde weiter. Auch das Agieren an den allgemeinbildenden Schulen vertrage keinen Aufschub: „Die Kompetenzen und die zu ihrer Vermittlung notwendige Infrastruktur sind schnell notwendig.“

Voraussetzung dafür sei, dass sich Schulträger und Land schnell über die Finanzierung der IT-Betreuung an Schulen einigen, betont Linde: „Taktische Manöver, um Geld zu sparen und dem jeweils anderen Partner in die Verantwortung nehmen zu wollen sind hier fehl am Platz.“

Duale Ausbildung macht fit für den digitalen Arbeitsmarkt

Die Ausbildungsberufe treffen laut Umfrage auch in Zeiten des digitalen Wandels die Anforderungen der Unternehmen. Das bestätigen 77 Prozent der Betriebe, nur drei Prozent denken, dass eine Überarbeitung nötig ist. Sönke Feldhusen: „Vor allem drängen Unternehmen der IT- und Medienbranche auf eine Aktualisierung und da sind wir bereits dabei, die Ausbildungsordnung und den Rahmenlehrplan zu ändern.“ Modernisiert würden aktuell auch die Berufe Kaufleute im Groß- und Außenhandel, Bankkaufleute und die Papiertechnologen, vor allem geht es darum, neue Produktionsverfahren aufzunehmen.

Die IHK setzt sich auf mehreren Ebenen für eine attraktive Berufsausbildung ein: Gegenüber Politik macht sich die IHK für attraktive Rahmenbedingungen stark. Für eine gute Qualität der Ausbildung schulen die IHK Ausbilder mit Ausbilderlehrgängen und bildet sie in dem kostenfreien IHK-Ausbildernetzwerk „Dialog Ausbildung“ weiter. Zusätzlich bietet die IHK Unternehmen mit dem niedersachsenweiten IHK-Siegel „Top Ausbildung“ eine Auszeichnung, mit der sie ihre gute Ausbildungsqualität verbessern und nach außen darstellen können. Und mit sieben Partnern der Allianz für Fachkräfte Nordostniedersachsen wirbt die IHK mit dem Projekt Moin Future bei jungen Menschen für eine duale Ausbildung.

PR

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