Freitag, 20. Juni 2025

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AKH-Chefarzt: Einsamkeit als oftmals  unterschätzter Risikofaktor für verschiedene Krankheiten

Alkohol, Zigaretten, fettiges Essen – all das sind Faktoren, von denen die meisten wissen, dass sie einen negativen Einfluss auf die Gesundheit haben. In den vergangenen gut zehn Jahren gab es nun verschiedenste Studien, die auf den großen Einfluss eines weniger bekannten und sicherlich oftmals auch unterschätzten Faktor auf die Gesundheit hingewiesen haben – die Einsamkeit.

 „Es wurde nachgewiesen, dass Einsamkeit und soziale Isolation bedeutende Risikofaktoren für arterielle Hypertonie, koronale Herzerkrankungen, Herzinsuffizienz und Diabetes mellitus darstellen“, sagt Dr. Mimoun Azizi, Chefarzt der Neurogeriatrie und Geriatrie des Allgemeinen Krankenhauses (AKH) Celle.  

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden auch einen engen Zusammenhang zwischen den psychischen Erkrankungen einer Depression oder Angstsymptomen und der empfundenen Einsamkeit. Hierbei ist der Zusammenhang wechselseitig: Leidet man unter einer Depression, empfinden die Erkrankten oftmals auch vermehrte Einsamkeit. Wer unter Einsamkeit leidet, erkrankt häufiger an einer Depression.  „Vielfach wird vermutet, dass sich Frauen einsamer als Männer fühlen. Einen Geschlechterunterschied in Bezug zu empfundener Einsamkeit gibt es jedoch nicht“, betont Dr. Azizi. Viele durchgeführte Studien können diese Vermutung nicht belegen. Männer fühlen sich genauso einsam wie Frauen. 

Eine repräsentative Studie aus Deutschland konnte zudem vor wenigen Jahren belegen, was die Diplom-Psychologin Susanne Boge auch häufig in ihren Gesprächen mit den alten und hochaltrigen Patientinnen und Patienten in der Geriatrie und Neurogeriatrie des AKH Celle hört: Ältere Erwachsene zwischen 65 und 75 fühlen sich am wenigsten einsam – aber Personen ab etwa 80 Jahren zeigen eine sehr bedeutende Zunahme des Gefühls der Einsamkeit.  

„Unter vielen anderen Beeinflussungsfaktoren gibt es zwei, die besonders viel Einfluss haben: Die allgemeine Gebrechlichkeit nimmt zu – und die damit verbundene Beweglichkeit nimmt ab. Gleichzeitig wird der ursprüngliche Freundes- oder Bekanntenkreis in der Regel immer kleiner. Hierunter leiden die Hochaltrigen besonders“, erläutert Boge. Stabile Beziehungen brechen weg, die eigene Mobilität wird weniger. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, sich eigenständig neue Kontakte zu suchen. 

Das Gefühl der Einsamkeit ist dann eine Art biologisches Warnsignal, dringend in Gemeinschaft mit anderen Menschen zu kommen, denn das Gefühl einer längeren sozialen Isolation löst sonst Stress aus und macht letztendlich in der Folge oftmals krank. „Dabei ist nicht das Gefühl der Einsamkeit an sich entscheidend, vielmehr sind es die Gedanken und die Verhaltensweisen, die die Einsamkeit aufrechterhalten“, sagt die Diplom-Psychologin. Doch man kann aktiv gegensteuern.

Folgende Strategien können in diesen Situationen hilfreich sein:

  • Ältere und Jüngere sollten öfters Gelegenheiten schaffen, miteinander zu sprechen. „In der heutigen schnelllebigen Zeit hat keiner mehr Zeit und hört kaum jemand richtig geduldig zu. Die Alten unserer Gesellschaft sind hingegen oftmals wunderbare Zuhörer“, weiß Boge. Sie können zuhören und freuen sich über das Leben der anderen etwas erfahren zu dürfen, was ihnen selbst manchmal verwehrt ist. In einem gemeinsamen Dialog kann man dann oftmals viel voneinander lernen.
  • „Das Gefühl gebraucht zu werden hilft Menschen, ihre Rolle im Leben selbst zu sehen und stärkt ihren Selbstwert“, sagt Boge. Andere um Hilfe bitten, die eigene Hilfe anbieten – in früheren Zeiten hat das schon immer gut funktioniert, etwa beim Geschichtenvorlesen. Dabei müssen es nicht die eigenen Großeltern sein – heutzutage sind schon längst „Leih-Omas und -Opas“ etabliert. „Sich einfach mal trauen, den älteren Nachbarn oder die ältere Nachbarin anzusprechen und um Hilfe zu bitten“, sagt die Diplom-Psychologin.
  • „Netzwerken ist nicht nur ein Begriff aus der Arbeitswelt – auch im privaten Bereich kann es wertvolle Dienste leisten. Wer Teil von verschiedenen Gruppen ist, läuft weniger Gefahr, irgendwann in seinem Leben einsam zu werden. Diversität ist hier das Stichwort“, weiß Dr. Azizi.
  • „Wichtig sind feste Termine für Verabredungen, Unternehmungen oder auch Telefonate, um schöne Erlebnisse gemeinsam zu machen oder zu teilen. Wer unkonkret bleibt, bleibt leider oftmals allein, da vieles dann meist über kurz oder lang im Sande verläuft“, so der AKH-Chefarzt. 
  • Auch örtlichen Seniorenvereine bieten verschiedenen Anknüpfungspunkte, um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Hilfe bietet auch das Projekt Silbernetz – unter der Telefonnummer 0800 4 70 80 90 werden dabei allen Menschen ab 60 Jahren, die sich einsam fühlen, zwischen 8 und 22 Uhr anonyme Gesprächsmöglichkeiten angeboten.  

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Foto: Celler-Presse.de

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