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Verkehrszukunft zwischen Hamburg und Hannover: Kontroverse Diskussion und Stand der Planungen

In einer gut besuchten Veranstaltung im Evangelischen Bildungszentrum in Hermannsburg wurde die Zukunft der Bahntrasse zwischen Hamburg und Hannover heiß diskutiert. Unter dem Titel „Bahntrasse Hamburg <-> Hannover – Welchen Verkehr brauchen wir?“ versammelten sich rund 150 Besucherinnen und Besucher, um den Stand der Planungen zu erfahren und an der kontroversen Diskussion teilzunehmen.

Die Planungen für die Bahntrasse zwischen Hamburg und Hannover sind seit einigen Jahren ins Wanken geraten. Das Bundesverkehrsministerium erwägt verschiedene Varianten, darunter den Neubau einer Strecke alternativ zur Aufwertung der Bestandsstrecke über Lüneburg. Die Entscheidung darüber soll innerhalb der aktuellen Legislaturperiode des Bundestags fallen. Die Stadt Bergen und ihre Außendörfer in Celle sind von diesen Planungen besonders betroffen.

Auf dem Podium diskutierten Fachleute und Vertreter verschiedener politischer Parteien, darunter Kirsten Lühmann, ehemalige MdB und verkehrspolitische Sprecherin der SPD, Claudia Dettmar-Müller, Bürgermeisterin von Bergen, Christian Böker, Mitglied im Projektbeirat Alpha E und Aktionsbündnis gegen Trassenneubau aus Bergen, Hans-Christian Friedrichs, Vorstand des VCD Niedersachsen, und Stephan Christ, verkehrspolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen im Niedersächsischen Landtag.

Die Veranstaltung wurde vom Ortsverband Nordkreis Celle Bündnis 90/Die Grünen und dem Ortsverband Südheide der SPD organisiert.

Kai Förstermann, Vorsitzender des SPD Ortsvereins Südheide, eröffnete die Veranstaltung. Rolf Kuhlmeyer, Vorsitzender des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ortsverbands Celle Nordkreis, begrüßte die Teilnehmer und betonte, dass an diesem Abend zwar keine endgültige Lösung gefunden werden könne, die Referenten jedoch die aktuellen Fakten besser einordnen könnten.

Kirsten Lühmann übernahm die Moderation und gab einen Überblick über die langwierigen Planungen. Sie erklärte, dass die Diskussion über die Bahntrasse bereits seit 1992 andauere. Die Deutsche Bahn habe erstmals 2010 Pläne vorgelegt, die hauptsächlich auf die Kapazitätssteigerung für den Güterverkehr abzielten. Nach jahrelangen Diskussionen wurde 2012 vom Bund Alternativen gefordert, da die vorgelegten Pläne nicht ausreichten. Ein Dialogforum fand von Februar bis November 2015 statt; in dem Abschlussdokument wurde festgehalten, dass das Alpha-E-Projekt die Kapazitäten bis 2030 abdecken sollte. Dies sei jedoch unter der Bedingung, dass die Verkehre nicht überproportional ansteigen. Wenn dies der Fall wäre, würde ein neues Bürgerbeteiligungsverfahren erforderlich.

Lühmann wies darauf hin, dass die Planungen im Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wurden, obwohl eine Bedingung des Dialogforums nicht erfüllt wurde. Sie erläuterte, dass 2018 ein dritter Bundesverkehrswegeplan in Kraft trat, der auf 15 Jahre ausgelegt ist. Dieser Plan enthielt bereits einige Fahrzeitverkürzungen, die jedoch noch genauer ausgearbeitet werden müssen. Zudem wurden Fahrzeiten aus dem Deutschlandtakt in das Gutachten aufgenommen. Dieser Deutschlandtakt zielt darauf ab, dass Züge halbstündlich und in kurzen Intervallen fahren, um das Umsteigen zu erleichtern.

Ein neuer Ansatz ist die umfassende Sanierung der Strecke Hamburg-Hannover im XXL-Format. Die Bahn möchte diese Gelegenheit nutzen, um ein neues Bürgerbeteiligungsforum einzurichten und weitere Maßnahmen zu diskutieren. Ein kürzlich verabschiedeter Beschluss beinhaltet jedoch einige umstrittene Punkte, wie die Vorverlegung des Anhangs, die für einige nicht relevant sind.

Die Zukunft der Bahntrasse zwischen Hamburg und Hannover bleibt also weiterhin ein Thema intensiver Diskussionen und Planungen. Die Teilnehmer der Veranstaltung werden in den kommenden Diskussionsrunden und Entscheidungen sicherlich eine entscheidende Rolle spielen.

Die Standpunkte der Podiumsteilnehmer: Einblicke und Meinungen

Claudia Dettmar-Müller, Bürgermeisterin von Bergen, äußerte ihre Verwunderung darüber, dass die Deutsche Bahn kürzlich von der westlichen Umfahrung gesprochen hat, obwohl die Rede immer von einer östlichen Umfahrung war. Die Stadt Bergen hofft auf die Reaktivierung der alten Bahnstrecke, wie vom Land Niedersachsen ins Spiel gebracht und eine Stärkung des ÖPNV. Die von der Deutschen Bahn allerdings vorgeschlagene Bahnhofslösung sieht sie kritisch und nicht realisierbar.

Hans-Christian Friedrichs verwies auf erfolgreiche Beispiele aus anderen Regionen, in denen reaktivierte Bahnstrecken bereits positive Auswirkungen gezeigt haben. Er argumentierte, dass die Strecke zwischen Hamburg und Hannover dringend verbessert werden muss und dass eine schnelle Verbindung zu den Metropolen notwendig ist. Dazu brachte Friedrichs sogar ein viertes Gleis ins Spiel. Er betonte auch die Wichtigkeit der A7 und B3 als wirtschaftliche Faktoren.

Christian Böker, Diplom-Ingenieur und Mitglied im Aktionsbündnis gegen den Trassenneubau, schilderte die Schwierigkeiten, mit denen das Aktionsbündnis konfrontiert ist. Sie haben Schwierigkeiten, an Informationen zu gelangen und haben das Gefühl, dass die Deutsche Bahn nicht ausreichend transparent ist. Er unterstützt die Idee der Generalsanierung XXL, sieht jedoch die mangelnde Dialogbereitschaft der Bahn als Problem.

Stephan Christ, Mitglied der Grünen-Fraktion im Niedersächsischen Landtag, hob die Bedeutung von Transparenz in den Diskussionen hervor. Er betonte die Notwendigkeit einer bürgerfreundlichen Planung und die Herausforderungen in Bezug auf die zeitliche Umsetzung. Er sprach auch die Bedeutung von Verkehrsverlagerungszielen und Entlastung der Gemeinden entlang der Strecke an.

Die Podiumsteilnehmer brachten somit verschiedene Perspektiven und Meinungen in die Diskussion ein, wobei die Transparenz, die Notwendigkeit einer schnelleren Verbindung zwischen Hamburg und Hannover sowie die finanzielle Verantwortung für die geplanten Maßnahmen zentrale Themen waren.

Wortmeldungen und Diskussionen vom Podium:

Die Diskussion wurde mit Wortmeldungen aus dem Publikum fortgesetzt, die versuchten, die Sichtweisen der Bürgerinitiativen und die Kommunikationsprobleme mit der Bahn zu beleuchten. Ein Sprecher einer Bürgerinitiative aus Seevetal betonte die Enttäuschung darüber, dass die Vereinbarungen, die während des Dialogforums getroffen wurden, nicht eingehalten wurden.

Ein weiterer Teilnehmer sprach die Videos an, die von Bürgerinitiativen veröffentlicht wurden. Er betonte, dass diese Videos dazu dienen, die Bürger über die Auswirkungen des Projekts zu informieren und nicht, um Mitgefühl zu erzeugen. Außerdem stellte er die Frage, ob die Kommunikationsstrategie der Bahn als eine Art „hybrider Kriegsführung“ angesehen werden könnte, da sie sehr gezielt und professionell auf allen Ebenen sei.

Kirsten Lühmann, Mitglied des Deutschen Bundestages, äußerte ihre Frustration über die Art und Weise, wie die Bahn kommuniziert hat, und betonte, dass dies das Vertrauen in das Unternehmen untergrabe. Sie ermutigte die Bürger, ihre Sichtweise der Bahn mitzuteilen.

Stephan Christ, Mitglied der Grünen-Fraktion im Niedersächsischen Landtag, hob die Bedeutung der Kommunikation und des Vertrauens hervor. Er betonte, dass der Aufbau von Kommunikationskanälen wichtig sei, um das Vertrauen wiederherzustellen.

Christian Böker, Mitglied einer Bürgerinitiative und Diplom-Ingenieur, sprach die Herausforderungen im Güterverkehr und die Notwendigkeit einer umfassenden Verkehrswende an. Er betonte die Bedeutung von mehr Kapazitäten und einer Neubewertung des Gesamtkonzepts.

Hans-Christian Friedrichs führte weiter aus, dass die Umsetzung der Verkehrswende und die Erreichung von Klimaschutzzielen in anderen Bereichen als dem Verkehrssektor entschieden werden sollten. Dies sei eine komplexe Angelegenheit, die weit über das geplante Bahnprojekt hinausgehe.

Die Diskussion setzte sich fort, und es wurden verschiedene Themen angesprochen:

  1. Containerzahlenrückgang: Ein Teilnehmer verwies auf den Rückgang der Containerzahlen im Hamburger Hafen und fragte nach der Reaktion der Bahn auf diese Entwicklung. Es wurde angemerkt, dass die Globalisierung und die wirtschaftliche Lage einen Einfluss auf den Hafenverkehr haben könnten.
  2. Ökologische Faktoren: Es wurde auf ökologische Aspekte hingewiesen, insbesondere auf die Auswirkungen auf Natur- und Landschaftsschutzgebiete. Die Frage, wie solche Schäden in der Natur kompensiert werden können, wurde aufgeworfen.
  3. Mangelnde Transparenz: Einige Teilnehmer kritisierten die mangelnde Transparenz bei den Planungen und wiesen darauf hin, dass die Bürger nicht ausreichend in den Dialog einbezogen wurden. Es wurde nach rechtssicheren Planungen und veröffentlichten Daten und Fakten gefragt. Es wurde betont, dass das Vertrauen in die Bahn verloren gegangen sei.
  4. Nahverkehr und Güterverkehr: Die Bedeutung des Nahverkehrs wurde betont, und es wurde darauf hingewiesen, dass auch Kapazitäten für den Güterverkehr geschaffen werden müssen. Es wurde vorgeschlagen, die Planungen für den Güterverkehr und den Nahverkehr gemeinsam zu betrachten.
  5. Zeitliche Planung: Es wurde nachgefragt, ob die Planungen für die Erweiterung der Bestandsstrecke im Rahmen der XXL-Sanierung parallel oder nacheinander durchgeführt werden. Es wurde angemerkt, dass eine nacheinander durchgeführte Planung Zeitverlust bedeuten könnte.
  6. Umweltverträglichkeit: Die Umweltverträglichkeit der Planungen wurde in Frage gestellt. Es wurden Bedenken hinsichtlich der Versiegelung von Flächen und des CO2-Verbrauchs geäußert.
  7. Gesamtkosten: Es wurde nach den voraussichtlichen Gesamtkosten des Projekts gefragt, und die Sorge geäußert, dass die Kosten am Ende höher sein könnten als erwartet.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Diskussion im gegebenen Kontext von Bürgerinitiativen und Interessenvertretern geprägt war, die sich mit den Planungen für die Erweiterung der Bestandsstrecke zwischen Hamburg und Hannover sowie dem geplanten Neubau dieser Strecke auseinandersetzten. Es wurden verschiedene Themen und Bedenken laut, die im Zusammenhang mit dem Schienenverkehr und den Planungen der Deutschen Bahn standen.

Insgesamt zeigte die Diskussion, dass es eine Vielzahl von Bedenken und Fragen gibt, die von den Teilnehmern hinsichtlich der Schienenverkehrsplanung und der Vorgehensweise der Deutschen Bahn vorgebracht wurden. Diese Bedenken betreffen sowohl ökologische als auch soziale Aspekte des Projekts. Die Einbindung der Bürger, die sorgfältige Prüfung der Umweltauswirkungen und die transparente Kommunikation wurden als entscheidend angesehen, um das Vertrauen der Bevölkerung in der Region zu gewinnen und die Weichen für eine nachhaltige Verkehrsstrategie zu stellen.

Redaktion
Celler Presse
Fotos: Celler-Presse.de

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