Montag, 9. Dezember 2024

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Die Sonne sowie wirksame Pflanzenschutzmittel fehlen – Landvolk-Pflanzenausschuss gibt Ausblick auf die bevorstehende Ernte 2024

Ein sehr unterschiedliches Bild auf die Ernte 2024 lieferten die Mitglieder des Pflanzenausschusses bei der diesjährigen Getreiderundfahrt. Je nach Standort und der jeweils dort gefallenen Regenmenge reichen die Bestände von Winterweizen und Gerste von gut bis ernüchternd. „Auf den Flächen, wo die Landwirte rechtzeitig aussäen konnten und es nicht zu nass war, da haben wir eine gute Ernte vor uns – doch dafür brauchen wir noch Sonne. Aber auf den Standorten, wo Staunässe herrschte und die Aussaat zu spät war, da werden wir keine Höchsterträge erhalten“, fasst Thorsten Riggert, Vorsitzender des Ausschusses für pflanzliche Erzeugnisse im Landvolk Niedersachsen, die Eindrücke für Niedersachsen zusammen. Das Landvolk rechnet für 2024 insgesamt mit einer leicht unterdurchschnittlichen Ernte. Selbst wenn sich die Erträge beim Getreide gut entwickeln sollten, haben die Landwirte große Bedenken, was die Qualität betrifft.

Landwirt Jens Knoop schilderte auf seinem Acker die Aussichten zur Ernte 2024 und hat Sorge, dass Pflanzenkrankheiten aufgrund fehlender Pflanzenschutzmittel Überhand nehmen.

„Wir hatten aufgrund der vielen Niederschläge einige Verschiebungen im Anbau, weil die Aussaat im Herbst nicht mehr möglich war. Deshalb sind vermehrt Frühjahrskulturen, wie Sommergerste, Mais, Kartoffeln oder Zuckerrüben in die Erde gekommen. So mussten unsere Landwirte darauf reagieren, weil sie den Roggen und Winterweizen nicht mehr aussäen konnten“, erklärte Riggert bei der Getreiderundfahrt den Medien vor Ort, die auf die Felder von Landwirt Jens Knoop nach Eldingen bei Eschede gekommen waren. Beim Weizen fällt dies besonders auf. Ersten Trends nach wurden fast 20 Prozent weniger Winterweizen angebaut, dafür steigt die Anbaufläche für Sommerweizen massiv von gut 3.000 Hektar (ha) im Jahr 2023 auf schätzungsweise über 27.000 ha für 2024.

Auch leuchtend gelbe Rapsfelder waren dieses Jahr auf Niedersachsens Felder weniger zu sehen. Niedersachsens Landwirte wichen eher auf die Sommergerste mit einem Anbauplus von über 80 Prozent und den Hafer mit fast 40 Prozent aus, während Roggen in 2024 gut ein Drittel weniger angebaut wird. Weiter positive Anbauflächenzahlen verzeichnen die Leguminosen mit 30 bis 40 Prozent plus. Sojabohnen nehmen den größten Anteil ein, gefolgt von Ackerbohnen und Erbsen. Die Hackfrüchte Kartoffeln und Zuckerrüben steigern ihre Anbaufläche um gut fünf bzw. neun Prozent auf über 125.000 ha bzw. 110.000 ha. Auch der Silomais legt um fast 10 Prozent zu auf über 500.000 ha.

Das Getreide insgesamt zeigt lückige Bestände. Es wird eine eher unterdurchschnittliche Getreideernte erwartet. „Nicht das Wasser, sondern die Sonnenstunden fehlen für gute Qualitäten. Das wird später zu großen Preisunterschieden führen“, ist sich Riggert sicher. In trockenen Regionen stehe das Getreide aufgrund der vielen Niederschläge gut, weil diese hier mit dem vielen Regen besser klarkommen, führt der Vorsitzende aus.

Die Wintergerste steht überwiegend ordentlich, verzeichnet aber teilweise Braunrost. Das gilt auch für die Braugerste, wo aber das Qualitätsproblem stärker geworden ist. Niedersachsens Braugerstenanbauer hoffen auf eine gute Ernte, dazu ist aber Sonne nötig.

Der Weizen kommt – je nach Aussaatzeitpunkt – mit der Nässe am besten zurecht. Sehr heterogene Bestände sind zu verzeichnen, weil oft erst nach der verspäteten Rübenernte gesät wurde, sodass auch hier eine leicht unterdurchschnittliche Ernte erwartet wird. „Reicht der Proteingehalt, um Backqualität zu haben – oder landet er im Futtertrog? Das wird die entscheidende Frage sein“, zeigt Riggert auf.

Der Roggen sieht aufgrund sichtbarer Staunässeschäden nicht gut aus. Braunrost, der früher nie ein Problem war, ist hier auffällig und macht auch dem 46-jährigen Bauer Knoop Sorgen, der auf 800 Hektar zu zwei Drittel Hackfrüchte und ein Drittel Getreide anbaut – hier vor allem Roggen. Sein Roggen zeigt trotz Fungizideinsatz deutlich Braunrostschäden auf. Sorgen haben auch Niedersachsens Kartoffelbauern aufgrund der Krautfäule. „Unser Werkzeugkasten wird hier immer kleiner. Wir haben noch vier, fünf Fungizidklassen. Damit kann ich kein vernünftiges Resistenzmanagement machen. Ich erwarte eigentlich, dass die Krautfäule nicht mehr beherrschbar sein wird.“ Die Anfang April gepflanzten Kartoffeln sind zwar gut aufgelaufen und es werden auch jetzt noch Kartoffeln gepflanzt, aber Menge und Qualität sind ungewiss. Landvolkpräsident Holger Hennies: „Hier laufen wir zusehends in eine Notlage, da uns einige Fungizid-Wirkstoffe fehlen. Wir brauchen eine höhere Flexibilität bei den Pflanzenschutzmitteln, um auf das aktuelle Geschehen reagieren und einwirken zu können.“

LPD
Foto: Landvolk Niedersachsen

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