Samstag, 7. September 2024

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Fortschreibung des Klimaschutzkonzept: Die Richtung stimmt

Die Celler Klimaplattform begrüßt sehr, dass nun mit der aktuell in den städtischen Gremien behandelten Neuauflage das Klimaschutzkonzept von 2012 fortgeschrieben wird. Von den 104 Maßnahmen, die seinerzeit festgelegt wurden, wurden nur 29 vollständig umgesetzt, 10 weitere sind in der Umsetzung. Man sieht, es ist noch viel zu tun und die Zeit drängt.

Für die Neufassung findet Dr. Michael Huber, der die Celler Klimaplattform (CKP) im Ausschuss für Klima, Umwelt, Verkehr und technische Dienste als beratendes Mitglied vertritt, lobende Worte: „Die geplanten Maßnahmen erscheinen im Großen und Ganzen sinnvoll und schlüssig. Nun ist es wichtig, für das Klimaschutzkonzept eine breite Akzeptanz zu erreichen und wichtige Maßnahmen auch tatsächlich zeitnah umzusetzen“, so Dr. Huber. Dabei geht es ihm vor allem um die Priorisierung der Maßnahmen. „Als Erstes angegangen werden müssen nicht nur die schnell und leicht umsetzbaren Maßnahmen, sondern gerade auch die, die eine lange Umsetzungszeit haben und teuer sind, damit sich Kosten und Aufwand auf einen längeren Zeitabschnitt verteilen können“, erklärt er.

Auch sonst bringt die CKP zu verschiedenen Punkten des Konzepts Ergänzungen, kleinere fachliche Berichtigungen und Präzisierungen ein. „Gerade bei den Wärmenetzen hat sich in Technik und Entwicklung in den letzten Jahren viel getan, sodass wir dringend raten, in der Planung alle dafür in Frage kommenden Wärmequellen einzubeziehen, bei der Umsetzung bestimmte Wärmequellen aber auszuschließen. Wärme aus der Biogasproduktion ist ein Auslaufprodukt, Abwärme der Industrie kann plötzlich deutlich weniger zur Verfügung stehen, wenn Herstellungsprozesse optimiert werden“, rät der Physikochemiker Dr. Huber den Entscheidungsträger. Wärme aus dem Flusswasser der Aller stünde zum Beispiel hingegen relativ konstant zur Verfügung, so der CKP-Vertreter.

Enormes Klima-Potenzial – im Guten wie im Schlechten – steckt zudem in der Bauleitplanung, also dem Flächennutzungsplan und den Bebauungsplänen. Die Bauleitplanung hat nicht nur in der Hand, wie viele und welche Flächen bebaut werden und oder wo stattdessen eine Fläche besser dem Stadtklima dienlich ist. Zusätzlich lassen sich über Vorgaben für die Art und Ausführung der Bebauung Klimafreundlichkeit, Ökologie und Energieeffizienz steuern. „Klimaneutrale Bauweisen – inklusive energetischer Anforderungen der Gebäude und verwendeter Baumaterialien“ sollen laut neuem Klimaschutzkonzept in der Bauleitplanung verankert werden.

Für ein Modellquartier zur Wärmewende böten sich gleich mehrere Bereiche an, so Wolfram Steinmetz, Sprecher der Klimaplattform und aktuell vor allem mit dem Flächennutzungsplan befasst. „Teile Klein Hehlens, in Neustadt/Heese aber auch die Celler Altstadt haben eine recht homogene Bausubstanz und drängen sich dafür geradezu auf. Würde die historische Altstadt zum Wärmewende-Pilotprojekt, hätte das enormen Vorbildcharakter für andere Städte mit historischem Stadtkern und wäre ein prestigeträchtiger Beitrag zu einer resilienten Innenstadt“, ist sich Steinmetz sicher.

Was die derzeit beginnende Ausweisung von PV-Freiflächenanlagen angeht, fordert die CKP eine artenreiche Unterpflanzung bei gleichzeitig nicht zu niedriger Aufständerung. „So können Freiflächen-PV-Anlagen sogar noch einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität leisten“, so die Vertreter der Klimaplattform. In Sachen Biodiversität muss insgesamt ein Umdenken in Verwaltung und Politik stattfinden, da die dafür nötige Vergrößerung und zusätzlich Anlage von vielfältig bepflanzten Grünflächen bislang versäumt wurde, so die CKP.

Des Weiteren hält die Klimaplattform die Erstellung einer Stadtklima-Analyse mit Plankarte für unerlässlich, damit auf dieser Basis ein Integriertes Klimafolgenanpassungskonzept erarbeitet werden kann. Durch Entsiegelung und Begrünung klimaresilientere Stadtteile heizen sich weniger auf, kühlen schneller wieder ab und müssen so auch nicht durch Luftbewegung aus dem Umland abgekühlt werden. Die CKP weist seit mehreren Jahren darauf hin, dass Bereiche der Celler Innenstadt wie Stechbahn und Großer Plan, aber auch große Verkehrsflächen (Hehlentorplatz, Thaerplatz/CongressUnion, Hannoversche (Heer-)Straße etc.) im Sommer für den Aufenthalt, aber auch für die Nutzung als Fußgänger /Radfahrende wenig attraktiv ist, da Schatten und Abkühlung fehlen.

Bleibt das Credo, dass der individuelle Pkw-Verkehr das vorherrschende Verkehrsmittel in Stadt und Landkreis sei, bestehen?

24 % Anteil am Endenergieverbrauch und damit auch der Treibhausgasemission nimmt die Mobilität in Celle ein. Die im Klimaschutzkonzept unter M07 postulierte „Verkehrsverringerung“ muss durch gut nutzbare Alternativen kompensiert werden. Der Sprecher der Klimaplattform moniert: „Es irritiert uns sehr, dass dieser wichtige Gesichtspunkt nicht in ein übergreifendes Mobilitätskonzept eingebettet ist.“ Dr. Huber ergänzt: „Es wird zu wenig betrachtet, dass ein Großteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) in Celle durch Berufsverkehr, Behördenverkehr und Einkaufsverkehr verursacht ist. Unter den aktuellen Bedingungen ist dieser aber in vielen Fällen wenig attraktiv: Der Bahnhof ist mit den Bussen des ÖPNV aus dem Umland – aber auch aus den meisten Stadtteilen – nur durch (z.T. mehrfaches) Umsteigen erreichbar. Alle wesentlichen Buslinien müssen über den Bahnhof geführt werden.“

Im Verkehrssektor kann nur ein von der Stadt Celle mitinitiierter Umbau und Ausbau des ÖPNV – über die Stadtgrenzen hinaus gedacht – Abhilfe schaffen: Dazu gehören eine Verbesserung des Zubringer-ÖPNV aus dem Landkreis mit geeigneten Zeiten und Taktung auch für den Berufsverkehrs mit einem Angebot in den Früh-, Abend- und Nachtstunden. Mittelfristig anzustreben ist die Einrichtung eines echten flächendeckenden On-Demand-Verkehrs, um einerseits bislang nicht erfasste Bereiche des Landkreises zu versorgen und andererseits den aufwändigen Betrieb von Großraum-Linienbussen auf die Zeiten und Stecken mit hohem Nutzungsaufkommen zu beschränken.

Da bislang zudem der Fahrradaktionsplan nicht als konsistentes Gesamtkonzept vorgelegt wurde, ist nicht abzusehen, ob und wie Mängel im Radwegenetz in absehbarer Zeit abgestellt werden. Zu diesen Mängeln, die eine weitere Verbreitung der Fahrradnutzung im Alltag behindern, zählen eine Vielzahl von Abrissen und Unterbrechungen, Pkw-Spur-Kreuzungen mit Fortführung zwischen Pkw-Spuren, der baulicher Zustand und die bauliche Ausführung wie eine zu geringe Breite und die Ausweisung als Zweirichtungs- oder kombinierter Fuß- und Radweg. Die anstehende Fortschreibung des Fahrradaktionsplan lässt in Zukunft allerdings auf größere Transparenz erhoffen. „Insgesamt sehen wir im Klimaschutzkonzept unter dem Schlagwort ‚Verkehrsverringerung‘ nur eine Ideensammlung und vage Absichtserklärung“, so Dr. Huber. „Messbare Ziele und konkrete Maßnahmen lassen sich – trotz der von der Stadtverwaltung festgestellten ‚hohen Priorität‘ – nicht ableiten.“

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Foto: mehrunissa / Pixabay

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