Mittwoch, 11. Dezember 2024

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Gesamten Werkzeugkasten des Ackerbaus nutzen

Monatelange Dürre- und Regenperioden, Hitze, Frost, Starkregen und Hagel: Infolge des Klimawandels sollten Niedersachsens Landwirtinnen und Landwirte ihre Anbauplanung zunehmend auf ihre Anfälligkeit auf Wetterextreme prüfen. Wer für den eigenen Betrieb die richtigen Lehren aus der Witterung und der Ernte der Vergangenheit zieht, hat die Chance, Anbau-Risiken deutlich zu verringern: Dies wurde auf der Ernte-Pressekonferenz der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) am Donnerstag (05.09.2024) in Hannover deutlich.

Kürzere Abstände zwischen Extremwetterlagen

„Besonders nasse Witterung in Herbst und Winter gab es auch früher schon – allerdings werden die zeitlichen Abstände zwischen diesen Ereignissen kürzer“, berichtete Gerald Burgdorf, bei der LWK Leiter des Fachbereichs Pflanzenbau, mit Blick auf das aktuelle Erntejahr.

Wie Landwirtinnen und Landwirte kurzfristig auf extreme Nässe im Winter reagieren könnten, hänge auch von der Befahrbarkeit der Flächen ab, sagte Burgdorf weiter. „Nur wenn ich mit einem Schlepper oder anderen Landmaschinen auf die Fläche komme, kann ich die bestehende Kultur pflegen oder eine neue aussähen.“ Auch die LWK reagiere kurzfristig auf besondere Witterungsereignisse und stimme Versuchsfragen dahingehend ab.

Schnelle Erholung trotz widriger Verhältnisse

Eine bedeutsame Erkenntnis des zurückliegenden Winterhalbjahres liegt für Burgdorf in der Fähigkeit mancher Winterkulturen, sich nach Monaten in einem wassergesättigten Boden schnell zu erholen: „Wir haben Raps- und Winterweizen-Bestände dokumentiert, die mangels Befahrbarkeit nicht umgebrochen wurden und letztlich noch erstaunliche Erträge geliefert haben.“

Hier liegt es laut des LWK-Pflanzenbau-Experten an den Bewirtschafterinnen und Bewirtschaftern, die Pflanzen auf solchen Feldern mit Düngung, Pflege und Pflanzenschutz bestmöglich zu fördern. „Solche Erfahrungen helfen den Betrieben dabei, für die Zukunft besser abzuschätzen, welche Maßnahmen nach extrem nassen Winterhalbjahren zu ergreifen sind – manchmal ist es letztlich besser, bestehende Pflanzen wachsen zu lassen als verspätet neue einzusäen.“

Regen im Sommer: schlecht für Getreide – gut für den Mais

Nicht jedes Witterungsereignis führt zu einer Schädigung von Nutzpflanzen. Liegen aber ein wichtiges Entwicklungsstadium einer Pflanze und ein Wetter-Extremereignis übereinander, ist mit Ertrags- oder Qualitätseinbußen zu rechnen.

Starke Nässe im Winter und Frost im Frühjahr sind Gefahren für das Wintergetreide. Trockenheit im Sommer bedroht die Entwicklung des jungen Maises und der meisten anderen Kulturen. Regenfälle im Hochsommer schaden erntereifem Getreide und Kartoffeln – dieselben Niederschläge sind für Zuckerrübe, Mais, Acker- und Sojabohne ein großer Vorteil.

„Um das Risiko für Ertragsausfälle möglichst klein zu halten, bietet es sich also an, verschiedene Kulturen mit möglichst unterschiedlichen Erntezeitpunkten anzubauen“, so Burgdorf. Es gelte, den gesamten Werkzeugkasten des Ackerbaus zu nutzen.

Extremwetter als Kriterium für die Züchtung

Gute Erträge sind nach wie vor wichtig, damit ein landwirtschaftliches Unternehmen auskömmlich arbeiten kann. Angesichts des Klimawandels und dessen Einflüsse auf den Pflanzenbau rückten neben dem Ertrag auch andere agronomische Eigenschaften in den Vordergrund, hob Burgdorf hervor. „Durch Züchtung kann, wird und muss das hohe Ertragsniveau in Deutschland durch Toleranzen gegenüber bestimmten Witterungsbedingungen und Pflanzenkrankheiten abgesichert werden.“

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