Sonntag, 20. Juli 2025

✔ unabhängig ✔ überparteilich ❤ kostenfrei

Anzeige

Anzeige

Kein Ort für Hass: 200 Menschen demonstrieren in Eschede gegen rechtsextreme Strukturen – Sonnwendfeier fällt aus

Während der ehemalige Hof Nahtz erneut im Fokus juristischer und zivilgesellschaftlicher Auseinandersetzungen steht, sendeten rund 200 Menschen am Samstag ein deutliches Zeichen gegen Rechtsextremismus. Die geplante rechtsextreme „Sonnwendfeier“ blieb aus – dafür versammelten sich Bürgerinnen und Bürger, Initiativen und Jugendgruppen unter dem Motto „Kein Ort für Nazis“ zu einer Demonstration am Rand des Geländes.

Bereits am Bahnhof in Eschede hatte sich der Protestzug unter dem Aufruf des Bündnisses gegen Rechtsextremismus Eschede formiert. Bei sommerlicher Hitze tauschte man sich bei Wasser und Muffins aus, bemalte mit Kreide den Gehweg mit Botschaften und verteilte bunte Fahnen, bevor es gemeinsam unter der Leistung des DGB und des Netzwerks Südheide in Richtung der Hofstelle „Zum Finkenberg 1“ ging.

Nutzungsuntersagung des Landkreises sorgt für juristische Auseinandersetzung

Im Vorfeld hatte der Landkreis Celle mit Verfügung vom 2. Juni 2025 die Nutzung der ehemaligen Hofstelle als Schulungs- und Veranstaltungsstätte untersagt – mit sofortiger Wirkung. Grundlage war eine fehlende Baugenehmigung nach § 79 Abs. 1 Nr. 5 der Niedersächsischen Bauordnung. Auch der Rückbau baulicher Anlagen wurde angeordnet. Landrat Axel Flader erklärte: „Die Entscheidung ist Teil der konsequenten baurechtlichen Aufsicht.“

Die rechtsextreme Partei „Die Heimat“, die seit Jahren Veranstaltungen auf dem Gelände organisiert, kündigte juristische Schritte an. Bundesvorstandsmitglied Sebastian Weigler bezeichnete das Vorgehen des Landkreises als politisch motiviert und kündigte einen „Rechtskampf gegen den Landkreis Celle“ an.

Kritik an rechtsextremen Strukturen – Redebeiträge setzen klare Zeichen

Auf der Kundgebung machten mehrere Rednerinnen und Redner deutlich, warum der Protest auch ohne stattfindende Veranstaltung notwendig sei. Gewerkschaftssekretär Dirk Garvels (DGB) sprach von einem wichtigen Signal: „Wir haben gemeinsam erreicht, dass die Behörden handeln. Doch unser Engagement muss weitergehen.“

Johanne Gerlach, Lehrerin am Christian-Gymnasium Hermannsburg und Mutter, warnte vor einem „gefährlichen Rechtsruck unter Jugendlichen“. Sie schilderte die Radikalisierung junger Menschen in einer Welt ständiger Krisen und forderte mehr politische Bildung: „Schulen müssen Orte demokratischer Haltung werden.“

Eindrücklich auch der Beitrag von ehemaligen Schüler Lennert Meyer: Bereits mit zwölf Jahren habe er in der Schule Holocaustleugnung erlebt. „Ich trete hier für eine offene, bunte und vielfältige Welt ein“, so der Schüler, der seine Rede mit einem klaren Appell an gesellschaftliche Verantwortung beendete.

Jugendliche organisieren sich gegen Faschismus

Auch Vertreterinnen der Solidarischen Jugendbewegung Hannover und des Offenen Antifa-Jugendtreffens Celle ergriffen das Wort. In ihren Redebeiträgen kritisierten sie rechte Jugendkultur, patriarchale Strukturen und staatliches Versagen bei der Prävention. Noa Fredes von der Gruppe „Gemeinsam Kämpfen“ erinnerte an den kürzlich enthüllten sogenannten „Mädelsbund“, der auf dem Hof in Anlehnung an NS-Vorbilder gegründet worden sei: „Faschismus braucht Kontinuität. Unsere Antwort ist entschlossener Widerstand.“

Sascha Alius vom Bündnis gegen Rechtsextremismus Eschede betonte in seinem Beitrag den langjährigen zivilgesellschaftlichen Einsatz: „Ihr habt euch nicht einschüchtern lassen – nicht vom Fackelschein, nicht von Drohungen. Dafür danke ich euch von Herzen.“

Ausblick bleibt ungewiss – Zivilgesellschaft bleibt wachsam

Marlies Petersen, Sprecherin des Bündnisses, wies darauf hin, dass der Rückbau auf dem Gelände zwar angeordnet, aber noch nicht abgeschlossen sei. Der Landkreis Celle beobachte die Lage genau, so Petersen. „Der Hof ist für solche Veranstaltungen nicht ausgelegt. Wir bleiben dran.“

Zum Abschluss der Kundgebung wurde gemeinsam gegessen, gespendet und verabredet: Auch künftig wolle man gemeinsam Präsenz zeigen – laut, friedlich und konsequent.

Redaktion
Celler Presse
Fotos: Celler-Presse.de

Hinweis zu der Meldung
Diese Seite zeigt gesponsorten Marketing-Inhalt, Quell- und Informationslinks sowie extern eingespielte Banner und Flash-Anzeigen.

WhatsApp-Kanal Immer bestens informiert! Erhalten Sie die neuesten Nachrichten und Updates jetzt auch direkt auf Ihr Smartphone. Folgen Sie unserem WhatsApp-Kanal und bleiben Sie schnell und unkompliziert auf dem Laufenden. Hier klicken und abonnieren!



Anzeige