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In Erinnerung gebracht: Der Dichter Kurt Rose

  • Celle

CELLE. Eine große Zuhörerschaft zu begeistern ist ein Meisterstück. Thilo Liebscher gelang es, als er den Dichter Kurt Rose, der von 1973 bis 1999 in Celle gelebt hat, zu Wort kommen ließ. Auf Einladung der Ernst-Schulze-Gesellschaft hatten sich im Kanzlei-Café, im Dichterraum Celle, zahlreiche Literaturfreunde eingefunden, darunter Freunde Kurt Roses, auch eine seiner Töchter.

Thilo Liebscher skizzierte das reiche Leben des Dichters: 1908 in Bernburg a. d. Saale geboren, ein kurzes Studium, Hauslehrer, Zimmermann in der Türkei und in Spanien, Heirat mit Margarete, in Nazi-Deutschland will er nicht Lehrer sein, deshalb reist er nach Finnland, übersetzt dort das Nationalepos „Kalevala“, was ihn prägt.

Im II. Weltkrieg ist er Soldat, nach dem Krieg schließt er seine Lehrerausbildung ab, unterrichtet an Schulen, arbeitet in Verlagen, wird im Ruhestand schließlich in Celle ansässig. Er schreibt Erzählungen für Jugendliche, Romane für Jung und Alt, Theaterstücke – in Celle z. B. mit großem Erfolg vom Intendanten Eberhard Johow aufgeführt –, Rose verfasst Lehrbücher, er übersetzt aus anderen Sprachen, am Ende seines Lebens sogar aus dem Chinesischen, er engagiert sich für soziale Projekte hierzulande wie in Afrika, vor allem schreibt er Gedichte, die auch rasch Komponisten finden – in Celle singt die Stadtkantorei die von Götz Wiese vertonten Verse, im Evangelischen Gesangbuch findet man sieben Lieder von Kurt Rose.
Thilo Liebscher beschreibt Kurt Rose, als einen aufrechten, zugewandten Menschen, seine Frau Margarete als inspirierend, beide mit weitem Horizont und lebenslangem Engagement für Menschenwürde. Zu seiner Religiosität habe der Dichter nicht zuletzt durch die bittersten Kriegserfahrungen gefunden.

Thilo Liebscher verdeutlichte die Vielschichtigkeit des Werks von Kurt Rose durch einfühlsame Rezitation. Er las Abschnitte aus drei Erzählungen: aus dem Jugendroman „Die Brigg Anke Groot“ (1943), aus „Christines neues Leben“, einer Geschichte eines traumatisierten Flüchtlingsmädchens, (1949) und aus dem Roman „Der Sohn des Admirals“ – William Penn – (1991), wohl dem erfolgreichsten Buch des Autors. Es handelt von der Gründung des Staates Pennsylvanias im Jahr 1683, die durch Toleranz und Respekt vor den indianischen Ureinwohnern gekennzeichnet erscheint. Der indianische Häuptling richtet in dem Roman an die europäischen Glaubensflüchtlingen, die Quäker, den Satz: „Ihr und wir sind Geschöpfe eines Gottes, Kinder desselben Vaters.“

Auch in der Lyrik Roses findet sich, so Liebscher, eine Lebenshaltung wieder, die drei Perspektiven zugleich umfasst: die Auseinandersetzung mit dem realen, von Geschichte und Politik bestimmten Leben, zugleich der individuelle Weg ins Innere und schließlich ein christliches Glaubensbekenntnis, das sperrig und ehrlich ist. Im Lied „Ich gehöre dazu“ (Nr. 599 im Evangelischen Gesangbuch) heißt es z.B. im bitteren Selbstbekenntnis: „und ich schrei mit dem Volk, / ich bin blind mit den Blinden, / nicht erkenn ich die Zeichen / in dem Menschengesicht.“

Im Erzählwerk „Winterarbeit“ (1997) versammelten Kurt Rose und mit ihm seine Frau Margarete Briefe, Essays, Gedichte „auf der Suche nach einem zeitgemäßen Gottesbild“. Mit einem positiven Lebensgefühl befragen sie sich, ihre Zeitgenossen wie auch uns Leser heute, was Wert hat und bleiben muss. Den kleinen Dialog „Über den Nutzen von Gedichten“ sollte wohl jedermann kennen: Beim Lesen von Versen würden „die Geschwindigkeit der Dinge, des Geschehens, die Ruhelosigkeit des Lebens“ „abgebremst“.

Zum Abschluss gab es noch eine musikalische Erinnerung an Kurt Rose. Klaus Engling erzählte vom gemeinsamen Singen und Musizieren in „Gruppenstunden“ mit dem alt gewordenen Lyriker im Johanniterheim in Celle. Rose habe allen Pflegekräften ein Gedicht gewidmet, das alsbald zu einem Lied wurde. Klaus Engling sang es zur Gitarre: „Gib, Gott, besondern Segen denen, / die dann und irgendwann / ein Stündchen Zeit mir schenken, / zu plaudern und zu lachen.“

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