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Das Ehepaar Franziska und Maximilian Baden über Einsegnungen, Freude an universalen Lehren und neue Herausforderungen: „Wir wollen Kirche mitgestalten“

  • Eschede

ESCHEDE. Anfang Dezember wurde nicht nur Maximilian Baden als Pastor in Eschede ordiniert, sondern auch seine Frau Franziska eingeführt. Das Interview führte Alex Raack:

 Franziska und Maximilian Baden, wo haben Sie sich kennengelernt?

Franziska Baden: Wir studierten beide Theologie in Göttingen und arbeiteten gemeinsam in der Fachschaft. 2009 muss das gewesen sein.

Maximilian Baden: Kurz darauf waren wir auch schon wieder getrennt – allerdings nur räumlich. Kaum hatte unsere Beziehung begonnen, ging ich für ein halbes Jahr für ein Erasmussemester nach Wien, Franziska zog nach Bonn. Das hinderte uns allerdings nicht daran, 2014 zu heiraten.

Frau Baden, welche Rolle spielte die Kirche in Ihrer Kindheit?

Franziska Baden: In meiner Heimat Bad Bevensen bin ich den klassischen Weg gegangen: Kinderkirche, Konfirmation, Jugendarbeit in der Gemeinde, Teamerin für Kinderfreizeiten. Die beste Freundin meiner Mutter arbeitete als Religionslehrerin und motivierte mich, der Kirche auch nach der Konfirmation treu zu bleiben. Eine gute Entscheidung: Wir renovierten gemeinsam unseren Treffpunkt, ich machte meine Juleica-Ausbildung und lernte viele tolle Menschen kennen.

Wie ging es bei Ihnen weiter?

Franziska Baden: Mein Soziales Jahr machte ich an einer Schule für behinderte Kinder in Südafrika und in einem Kinderheim. Ich wollte Lehrerin werden – oder Pastorin. Mir gefiel die Arbeit als Lehrerin, aber letztlich entschied ich mich doch für den Werdegang als Pastorin wegen der größeren Vielfalt der Aufgaben. Das Studium empfand ich zunächst lediglich als Hürde, die es zu überspringen galt, doch mit der Zeit entwickelte ich sehr viel Freude an der Theologie. Der philosophische Charakter des Studiums, die ständige Reflexion – und auch die verschiedenen Sprachen. Ich fand es sehr spannend, auf diese Weise die Bibel noch einmal ganz anders wahrzunehmen.

Herr Baden, sind Sie einen ähnlichen Weg gegangen, ehe Sie sich schließlich in Göttingen begegneten?

Maximilian Baden: Wie bei Franziska war auch meine Mutter im Kirchenvorstand, doch ich selbst war im Kirchenalltag eher Mitläufer. Einen entscheidenden Einfluss auf mich hatte unser Religionslehrer, der ein sehr guter Pädagoge war und außerdem als Pastor arbeitete. Als Teenager fand ich diesen Lehrer total interessant, er war ein Universal-Gelehrter, dem ich heute noch bei Facebook folge, weil ich seine Gedanken zum Leben so spannend finde. Damals wie heute hatte er ein besonderes Talent dafür, seine Intellektualität auf Themen des Alltags anzuwenden. Zum Beispiel nahm er mit uns die Serie „The Swan“ auseinander, wo es um Menschen geht, die sich mit Hilfe von Schönheitsoperationen und Mode selbst neu erfinden wollen. Was ist eigentlich Schönheit? Wie hängt das Selbstbild mit der öffentlichen Wahrnehmung zusammen? Solche Fragen gingen wir nach.

War er es auch, der Sie davon überzeugte, Pastor zu werden?

Maximilian Baden: Ja. In der 12. Klasse setzten wir uns zusammen und ich stellte ihm Fragen zu diesem Beruf. Kann man davon eigentlich leben? Was muss man genau machen? Wie lange dauert die Ausbildung? Nach einer Tagung bei der Landeskirche entschied ich mich schließlich fürs Studium und habe es nie bereut: Theologie bietet die großartige Möglichkeit, sich auf verschiedene Art und Weise mit den Themen der Gegenwart auseinanderzusetzen.

Wann hat es Sie beide nach Celle verschlagen?

Franziska Baden: Im Juni 2014 habe ich mein Studium beendet, zwei Monate später haben wir geheiratet. Anschließend ging ich für das Vikariat nach Waake und Ebergötzen im Kirchenkreis Göttingen. Zweieinhalb Jahre später kam ich für ein Sondervikariat in das Landesjugendpfarramt nach Hannover – 2018 erhielt ich schließlich die Stelle in Eschede.

Maximilian Baden: Ich war zunächst in Göttingen als studentische Lehrkraft am Lehrstuhl tätig, nach dem Examen arbeitete ich für die Hannoversche Landeskirche und schrieb gleichzeitig an meiner Dissertation. Thema: „Warum studierst Du Theologie?“ 600 Erstsemester im Theologiestudium habe ich dafür befragt, am Ende war die Arbeit 500 Seiten lang. Das reichte dann auch. 2018 zog ich mit Franziska nach Eschede, im März 2019 begann das Vikariat in der Stadtkirche. Und 2020 kam schließlich unser Sohn Carlo zur Welt.

Während Sie, Frau Baden, Anfang Dezember 2021 als Pastorin für Eschede und auch Eldingen und Hohnhorst eingeführt wurden, durften Sie, Herr Baden, zeitgleich Ihre Ordination feiern, also das Ende der Ausbildung zum Pastor. Was bedeutet Ihnen die Ordination?

Maximilian Baden: Die hat für mich einen sehr hohen Stellenwert. Vor 13 Jahren, als Zwölftklässler, habe ich die Entscheidung gefasst, jetzt ist dieser Berufswunsch endlich Wirklichkeit geworden. Für Pastorinnen und Pastoren ist das ein einmaliger Moment: Auf der einen Seite geht etwas zu Ende – nämlich die sehr lange Ausbildung – gleichzeitig ist die Ordination auch ein Anfang. Ich bin jetzt bereit, ganz eigenständig als Theologe arbeiten zu dürfen. Und nicht zuletzt ist die Einsegnung durch den Regionalbischof eine ganz besondere Sache und das offensichtliche Zeichen, in diese spezielle Dienstgemeinschaft aufgenommen zu werden.

Was bedeutete Ihnen die Einführung, Frau Baden?

Franziska Baden: Mit der Ordination, diesem einzigartigen Ereignis, das einen ein Leben lang prägt, ist das natürlich nicht zu vergleichen. Aber für mich bedeutet die Einführung auch die Bestätigung, dort zu bleiben und zu arbeiten, wo ich bin – und das ist gut so. Ich freue mich darauf, Kirche auf verschiedenen Ebenen mitgestalten zu können.

Maximilian Baden: Kirche ist ja ein sehr komplexes System. Und Franziska ist zusätzlich auch noch in der Landessynode aktiv, kann Ihre Energie also auf verschiedenen Ebenen einbringen. In der evangelischen Kirche findet momentan ein grundlegender Wandel statt: Die Mittel werden knapper, es mangelt am theologischen Nachwuchs und überall muss man sich darum bemühen, das Vertrauen der Gemeindeglieder zu bewahren. Das ist eine große Herausforderung.

Für welche Projekte können Sie sich besonders begeistern?

Maximilian Baden: Ich freue mich, an einem neuen Onlineformat mehrerer Landeskirchen mitwirken zu dürfen: ein Youtube-Kanal mit Modulen für Gottesdienste und spannenden Reportagen. Mitte Januar geht dieser Kanal online.

Franziska Baden: Im März 2020, also mit Beginn des ersten Lockdowns, habe ich das 18-Uhr-Gebet ins Leben gerufen. Jeden Tag läuten dafür um 18 Uhr die Kirchenglocken, auf den sozialen Medien verbreiten wir passend dazu ein Gebet. Die 500er-Marke ist schon geknackt. Ich habe immer mal wieder überlegt, das Projekt zu beenden, aber wenn es so viele Menschen glücklich macht und erfüllt, warum sollte ich das tun?

Worin sehen Sie die Aufgaben der Kirche in den kommenden Jahren?

Franziska Baden: Ich finde, dass wir als Kirche noch stärker in den Sozialraum reingehen müssen. Die Menschen kommen nicht mehr zu uns – wir müssen zu Ihnen!

Maximilian Baden: Mein Ordinationsspruch lautet: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Für mich ist und bleibt das diakonische Handeln der Kernauftrag der Kirche.

Alex Raack
Foto: privat

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