Mittwoch, 23. April 2025

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„Internationale Stimmen – gegen Ausbeutung, Unterdrückung und Krieg“

Am Mittwoch, den 22. Februar, hat im Bunten Haus in Celle eine weitere Veranstaltung der Reihe „Internationale Stimmen – gegen Ausbeutung, Unterdrückung und Krieg“ stattgefunden. Dieses Mal berichtete Muhje Söllner ausgehend von der Situation der Frauen über die Lage der palästinensischen Gesellschaft. Muhje selbst wurde in Jerusalem geboren und ist dort aufgewachsen. Als junge Erwachsene ging sie nach Deutschland und ist weiterhin mit den Menschen und der Realität in ihrer Heimat verbunden.

Ihre Erzählung begann sie damit, dass ab 1904 eine Frauenbewegung in Palästina angefangen habe zu wachsen. Damals sahen vor allem Frauen aus reicheren Familien, die gebildet waren, die Situation von armen Frauen und begannen eine Unterstützung untereinander mit Nähkursen und Spenden sammeln. Dabei entstanden auch Zentren, in denen Frauen Bildung bekamen und ihnen kleine Arbeitstätigkeiten ermöglicht wurden. Da die Unabhängigkeit von Frauen zu der Zeit keine gesellschaftliche Akzeptanz hatte, unterstützten die Frauen auch junge Männer Arbeit zu finden, um dadurch die Situation der Frauen zu erleichtern. Insgesamt deckten die Frauen das Sozialwesen und die gesellschaftliche Unterstützung ab, die der Staat nicht in der Lage war zu leisten.

Parallel zu den politischen Entwicklungen mit der Teilung Palästinas und schließlich dem Krieg 1967 kam es auch zur Schulpflicht, wodurch eine neue Generation von Frauen heranwuchs, von denen viele studiert waren. Diese neue Generation verstand mehr ihre Rolle und Position und formulierte klar, sich politisch organisieren zu wollen. Und so begannen die Frauen sich politisch zu bilden und ihre Situation zu verbessern. Die Entwicklung sei auch am durchschnittlichen Hochzeitsalter der Frauen abzulesen, welches zu der Zeit auf 23 anstieg. Jedoch spitzte sich der Konflikt mit dem israelischen Staat immer weiter zu. Es kam zur Ausweitung der israelischen Gebiete und zur völkerrechtswidrigen Umzingelung der palästinensischen Gebiete in der Westbank. Durch diesen Druck kam es 1987 zur ersten Intifada – also einem großen Aufstand gegen die Besatzung.

Zu der Zeit wurde die Befreiung Palästinas vor die Befreiung der Frauen gestellt und die Situation verschlechterte sich stetig. Dies sei auch wieder wahrnehmbar am Heiratsalter, welches zu der Zeit auf 16 absank. Der Hintergrund dabei war auch die große Armut, welche dazu führte, dass Eltern froh waren ihre Töchter lieber zu verheiraten als sie ernähren zu müssen. Unabhängig davon bestand ein großer Bildungshunger vor allem bei den Frauen der palästinensischen Gesellschaft.

Muhje teilte in dem Kontext auch ein Zitat von ihrem Vater: „Das Land, ein Haus oder Geld kann dir weggenommen werden – Bildung aber nicht.“ Doch viele gebildete Menschen seien zu der Zeit aus Palästina ausgewandert, da es keine beruflichen Perspektiven für die Region gab.

Heutzutage ist die Situation der Frauen in Palästina immer noch schlecht, denn 47% aller Menschen sind arbeitslos und auf Hilfsgüter angewiesen. Das Heiratsalter ist sehr gering und die Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Auch die Radikalisierung auf allen Seiten betonte Muhje als großes Problem, denn im israelischen Staat herrschen sehr rechte Stimmen vor und in der palästinensischen Gesellschaft würde die Antwort in der Religion gesucht werden. Beide Gesellschaften seien unter der langen Zeit von Konflikt und Krieg kaputtgegangen. Es gäbe kaum noch Dialogbereitschaft und viele Menschen wandern aus, da es ein Misstrauen in die Regierungen gäbe.  Daher sieht sie die momentane Hoffnung auf Frieden als sehr gering an.

Im Laufe der Veranstaltung betonte Muhje, dass Kritiken an Palästina und Israel nicht auf einer Ebene stehend betrachtet werden können, da ein enormer Machtunterschied bestehe. Die israelische Macht sei um ein vielfaches größer als die palästinensische. Und darin sei die Rolle der Frauen  nochmal deutlich schwieriger. Auch heute sitzen viele widerständige Frauen in israelischen Knästen, weil sie sich gegen die Unterdrückung wehren.

Zum Ende ging Muhje auch auf die Rolle der BRD ein, die hinter der Argumentation der deutschen Geschichte des Faschismus jede Kritik am Vorgehen des israelischen Staates unterlasse. Auf Nachfrage aus dem Publikum nach Asylmöglichkeiten für Palästinenserinnen in Deutschland, wurde nochmal deutlich erwähnt, dass die Möglichkeit Asyl zu bekommen nicht vorhanden sei, obwohl die Lebenssituation in Palästina alles andere als frei und friedlich ist. Eine Genossin der kurdischen Frauenbewegung betonte die Ähnlichkeiten der Unterdrückung in Kurdistan und die Notwendigkeit der autonomen selbstbewussten Frauenorganisierung, welche die realistische Perspektive von einem befreiten Leben für alle greifbar werden lasse.

Der Arbeitskreis Internationalismus Celle hatte zu der Veranstaltung eingeladen. Mit der Veranstaltungsreihe werden Lebensrealitäten vieler Cellerinnen und Celler thematisiert, und es soll ein gegenseitiges Verständnis und ein gemeinsamer Ausblick auf ein gleichberechtigtes Leben gewonnen werden.

PR
Foto: Tina Dainert

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