Sonntag, 1. Dezember 2024

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„Celle hinkt touristisch hinterher“

Superlative und in Relation setzen zur übergeordneten Region – zwei Instrumente, die Celles Oberbürgermeister Dr. Jörg Nigge gerne nutzt: „Die Stadt ist auf dem besten Weg, die familienfreundlichste Stadt Niedersachsens zu werden“, heißt es z.B. auf der Website des Neuen Rathauses. Im Jahresrückblick zitiert ihn jüngst ein lokales Printmedium mit den Worten: „Wir haben uns in Celle mittlerweile von einem sehr, sehr schlechten Haushalts-Ergebnis hochgearbeitet und liegen in Niedersachsen weit vorne.“

Der Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH Ulrich von dem Bruch wendet ebenfalls einen Vergleich an, um etwas zum Ausdruck zu bringen, das ihm bei der Auswertung der Daten zur Entwicklung des Tourismus im Landkreis Celle im Laufe der vergangenen Jahre ins Auge stach: „Während sich der Landkreis toll entwickelt, macht die Stadt Celle große Probleme“, sagte er im Zuge seines Referates im jüngsten Ausschuss für Wirtschaft und Tourismus auf Kreisebene. Der Naturtourismus habe sich nach Corona fantastisch erholt, liege deutlich über der 2019er-Linie, das ein Rekordjahr war, der Stadttourismus hinke jedoch genauso deutlich hinterher. „Wir verglichen mit der Stadt Lüneburg, und dort sieht es viel besser aus, also haben wir ein Problem der Stadt Celle festgestellt“, berichtet von dem Bruch auf CP-Nachfrage und fügt hinzu: „Seit der Einstellung der Tourismusmarketinggesellschaft leidet die Sichtbarkeit der Stadt Celle in Deutschland. Und wenn ein Produkt nicht beworben wird, ist es auch nicht auf der Auswahlliste der Gäste.“

Zum 31. August 2022 wurde die Celler Tourismus- und Marketing Gesellschaft (CTM) liquidiert, die Aufgaben gingen offiziell zurück an das Neue Rathaus, waren aber bereits während des Prozesses der Auflösung über Monate hinweg bei der Stadtverwaltung angesiedelt. „Wir beerdigen die CTM, ohne gleichwertigen Ersatz geschaffen zu haben“, kommentierte im Sommer 2022 während einer Ratssitzung der langjährige Vorsitzende des Aufsichtsrates der CTM, Bernd Zobel (Grüne), die Entscheidung der Liquidierung. „Der Tourismus soll besser, effizienter und schlagkräftiger werden“, konterte Dr. Michael Bischoff (CDU), ebenfalls langjähriges Mitglied des Aufsichtsrates, und verwies auf höhere Finanzmittel, mit denen das neue Tourismus-Konzept unterfüttert sei. „Wir werden gut vorankommen“, gab sich Bischoff optimistisch.

Doch laut Fremdenverkehrsexperte von dem Bruch läuft der Tourismus in Celle nicht so gut, wie er laufen könnte. Die im Neuen Rathaus für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Tourismus verantwortliche Fachdienstleiterin, Johanna Crolly, zeigt sich „irritiert über die Aussagen von Herrn von dem Bruch. Die von ihm vorgelegte Statistik bringt ganz klar zum Ausdruck, dass Celle nach dem Rekordjahr 2019 einen Einbruch der Übernachtungszahlen aufweist, der coronabedingt überall zu verzeichnen war. Grundsätzlich erholen sich Städte langsamer als ländliche Regionen, da es einen Trend zum abgeschiedenen Urlaub nach und in der Pandemiezeit gab. Fakt ist jedoch, dass sich die Übernachtungszahlen in Celle 2021 nur leicht erholt haben. Seit der Umstrukturierung des Tourismus` und dem Wechsel zur Stadt Celle in 2022 haben die Übernachtungszahlen hingegen gut zugelegt. Wir werden mit einem Plus von geschätzten 3 Prozent das Jahr 2023 beenden.“

Dazu der Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH: „Natürlich hat die Stadt recht, wenn sie sagt, dass sie um 3 Prozent wächst. Aber wenn Lüneburg in gleicher Zeit schon viel besser performt und dann auch noch auf höherem Niveau um 10 Prozent wächst, stimmt ja irgendwas nicht.“ Abschließend zieht Ulrich von dem Bruch das Fazit: „Ich bin der Meinung, dass das tolle touristische Produkt Celle besser beworben werden muss und die fehlenden Tourismusmarketing-Strukturen ein Problem sind.“

Anke Schlicht
Celler Presse

Foto: Anke Schlicht

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