Freitag, 18. Juli 2025

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„Vieles wissen wir vor Ort besser“ – Anhörung der Ortsräte zum Flächennutzungsplan

Kann Celle nur dann Oberzentrum bleiben, wenn die Wohnungs- und Gewerbeansiedlung umfangreich erweitert wird? Diese und weitere Fragen stellen sich nach der gestrigen Informationsveranstaltung zur Fortschreibung des Flächennutzungsplanes (FNP) mit gleichzeitiger Anhörung der 13 Ortsräte. Das Büro Ackers Morese Städtebau aus Braunschweig ist vom Baudezernat unter Leitung von Stadtbaurätin Elena Kuhls mit der Neuausrichtung des 40 Jahre alten Flächennutzungsplanes für das Stadtgebiet Celle beauftragt worden.

Ansicht am Altenhäger Kirchweg

In der Alten Exerzierhalle präsentierten u.a. die Architektin und Stadtplanerin Sandra Morese ihre bisherige Arbeit, im Anschluss konnten Fragen aus den Reihen der Ortsräte und der Einwohner gestellt werden. Zu einer vorgesehenen Abstimmung über den Entwurf zur Fortschreibung und dessen Empfehlung zur Auslegung zum Zweck der Beteiligung der Öffentlichkeit sowie der Träger öffentlicher Belange kam es nicht. Applaus brandete auf, als Stephan Ohl (parteilos) vom Ortsrat Blumlage/Altstadt ans Mikrofon trat und sagte: „Ich fühle mich nicht richtig informiert, ich will nicht abstimmen. Ich beantrage, dass wir nur zur Kenntnis nehmen.“ Eine deutliche Mehrheit votierte für die Annahme dieses Antrags.

Das Braunschweiger Büro macht auch in Abgrenzung zu einem Bebauungsplan (B-Plan) deutlich, dass ein Flächennutzungsplan das Große und Ganze regele. „Es handelt sich um ein übergeordnetes Gesamtkonzept für das Stadtgebiet Celle.“ Ein FNP diene der programmatischen Ausrichtung. Bei der Flächendarstellung müsse priorisiert werden, d.h., wenn beispielsweise kleine Grünareale nicht ausgewiesen sind, bedeutet dieses keineswegs, dass diese verschwinden. Betont wurde, dass die Ortsumgehung für eine bessere Anbindung sorge und daher große Chancen berge, den Wirtschaftsstandort Celle zu stärken.

MEHR WOHNEN UND GEWERBE ANSIEDELN

Als Innenentwicklungspotentiale haben die Fachleute insgesamt 53 Hektar für Wohnen und Gewerbe identifiziert, die sich kleinteilig über das Stadtgebiet verteilen, freie ausgewiesene Wohnflächen beliefen sich auf ca. 20 Hektar. Genannt wurden der Altenhäger Kirchweg (s. Foto), Am Silberberg, Berkefeldweg/Fasanenweg (Altenhagen), die Alvernsche Straße (Garßen) sowie der Schlesierweg (Wietzenbruch). Bezüglich Gewerbe hieß es, die aktuell zur Verfügung stehenden Areale seien weitgehend belegt. Für Neuansiedlungen kämen z.B. der westliche Teil der Hohen Wende (Hehlentor), der ehemalige städtische Bauhof (Neuenhäusen) sowie das Bachl-Gelände (Altencelle) in Frage.

„Wie erhalten wir denn den dörflichen Charakter von Altenhagen? Und warum ist Bostel nicht aufgeführt?“, wollte die Ortsbürgermeisterin von Altenhagen/Bostel, Ute Hinterthür, wissen, der entstehende Verkehr werde über die Dorfstraße abgeleitet, wo man doch für den Rückbau der Straße plädiere? In Bostel würden Flächen für Wohnen nicht neu ausgewiesen, in Altenhagen sei die B3 das Besondere, sie berge Chancen für die Neuansiedlung von Wohnen und Gewerbe, lautete die Antwort. „Das ist doch die Rechtfertigung dafür, dass wir die Flächen versiegeln wollen“, merkte Dr. Andreas Lechner (Grüne, Ortsrat Hehlentor) an. Die Ortsbürgermeisterin von Klein Hehlen, Karin Abenhausen (Grüne), erkundigte sich danach, worauf denn die Prognose für den Bedarf von mehr Wohnraum angesichts einer stagnierenden Bevölkerungsentwicklung basiere? Die Stadtbaurätin berief sich auf Fachgutachter sowie das Wohnraumversorgungskonzept. Das beauftragte Braunschweiger Büro merkte an, in Celle wäre lange restriktiv mit Flächen für Wohnbebauung umgegangen worden, dieses habe zur Stagnation geführt. Profitiert hätten die umliegenden Gemeinden, diese Grundzentren hätten ihre Neubaugebiete stark ausgeweitet. „Celle ist das Oberzentrum. Wir müssen Wohnen und Gewerbe ansiedeln“. Nur mittels einer Fortschreibung des FNP könne die Stadt Celle die herausgehobene Stellung als Oberzentrum innerhalb des Landkreises Celle weiterführend sichern.

Dr. Michael Huber von der Klimaplattform fragte nach den Quellen, die ein Oberzentrum als Oberzentrum definierten? Die Stadtbaurätin verwies auf eine Vielzahl von Dokumenten, die man herangezogen hätte, und ergänzte: „Wir als Celle haben Vorstellungen.“ Huber zeigte sich mit der Antwort nicht zufrieden: „Ich werde weitersuchen.“ Eine grundsätzliche Kritik der Celler Klimaplattform macht sich daran fest, dass ihrer Meinung nach statt auf qualitative Innenentwicklung weiterhin auf quantitativen Flächenverbrauch im Randbereich des städtischen Verdichtungsraumes gesetzt werde. „Nicht zuletzt durch die Lage an der Ostumgehung erzeugt diese Planung noch mehr Verkehr und fördert die Außenentwicklung.“

Als einer der ersten Redner hatte sich Gerald Sommer (parteilos) vom Ortsrat Blumlage/Altstadt ans Mikrofon begeben, er bedankte sich dafür, dass eine solche Anhörung anberaumt worden sei und begründete dieses u.a. mit der Aussage: „Vieles wissen wir vor Ort besser.“

Anke Schlicht
Foto: Anke Schlicht

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