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Walpurgisnacht-Schnitzeljagd abgesagt

  • Celle

CELLE. „Bedauerlicherweise müssen wir Ihnen hierzu mitteilen, dass der Landkreis Celle uns am heutigen Donnerstag, 29.04., außerhalb unserer Bürozeiten mitgeteilt hat, dass der Spaziergang zur Walpurgisnacht als ‚Freizeitaktivität‘ deklariert und damit nach der Niedersächsischen Verordnung zum Schutz vor Neuinfektionen mit dem Corona-Virus verboten wird“, so die Initiatoren der feministischen Kampagne „Gemeinsam kämpfen! Für Selbstbestimmung und Demokratische Autonomie“ Ortsgruppe Celle.

„Wir reagieren auf dieses Verbot mit Unverständnis“, heißt es weiter. „Auf Grundlage der im Aufruf befindlichen Sicherheitshinweise halten wir eine Infektion bei einem Spaziergang durch den Triftpark für wahrscheinlicher als eine Infektion auf einer vorgegebenen, mit Abstandsmarkierungen versehenen und nur in eine Richtung zu begehenden Route im Wald. Leider sehen wir in Anbetracht der Kurzfristigkeit sowie des breiten Interpretationsspielraums des Begriffs ‚Freizeitaktivität‘ keine Möglichkeit, auf juristischem Wege gegen dieses Verbot vorzugehen. Empört sind wir insbesondere über folgende Aussage: ‚Zudem ist bei der Schnitzeljagd die Anwesenheit von mehr als zwei Personen, die nicht in einem Haushalt leben, zu erwarten.'“

Ausdrücklich war dazu aufgerufen, so die Veranstalter, sich an die generellen Verordnungen zu halten. In dem wörtlich zitierten Abschnitt entmündige der Landkreis-Vertreter alle Interessierten und stelle sie zudem unter den Generalverdacht, sich nicht an die geltenden Verordnungen zu halten. Er spreche ihnen jegliches eigene, innere Interesse an Selbstschutz und dem Schutz anderer ab. „Wir halten das Verbot für unverhältnismäßig und wundern uns sehr über das offenbarte Bild und die Einschätzung bezüglich der Celleschen Bevölkerung.“ Weiter habe der Vertreter des Landkreises Celle das Aufstellen von Gedenkkerzen als mögliche Versammlung deklariert, die nicht angemeldet worden sei und ggf. dementsprechend geahndet würde. Die Ankündigung der Kriminalisierung des Aufstellens von Gedenkkerzen anlässlich der gesellschaftlichen Verarbeitung eines Massen-Femizids (der Hexen-Vernichtung), könne nur als Drohung aufgefasst werden. Insbesondere der Schlusssatz „Ich weise auch zu diesem Punkt darauf hin, dass die Polizei vor Ort sein wird“ sei in diesem Kontext als pietätlos zu
bewerten.

Aufgrund der Ausnahmesituation herrsche momentan für alle eine schwierige Zeit. „Wir wollten etwas anbieten bei dem Menschen, egal welchen Alters, sich für einen Moment aus der Isolation befreien, an die frische Luft kommen, Spaß haben, etwas lernen, aber auch gedenken können, ohne die aktuelle Situation außer Acht zu lassen. Deshalb haben wir uns für eine Schnitzeljagd entschieden, die allen Anforderungen an sinnvolle und wichtige Corona-Schutzmaßnahmen entspricht. Als feministische Kampagne wollen wir außerdem ausdrücklich darauf aufmerksam machen, dass insbesondere für viele Frauen und Kinder die
Isolations-Regelungen für das Gegenteil von Sicherheit sorgen. Die Fälle und das Ausmaß häuslicher Gewalt nehmen zu, da Familienangehörige sich nicht aus dem Weg gehen können. Hier werden die Auswirkungen des Patriarchats, in Form von Gewalt an Frauen und Kindern, besonders sichtbar. Dieser Tatsache wird gesellschaftlich zu wenig entgegengesetzt und sie wird schlichtweg weiterhin häufig außer Acht gelassen. Unverhältnismäßige Einschränkungen, oder wie im Fall unserer Schnitzeljagd Verbote, verstärken diesen Effekt noch weiter. Insbesondere die Formulierung des Verbotes sowie die Ankündigung das Gedenkkerzen-Aufstellen ggf. als unangemeldete Versammlung zu bewerten und dementsprechend zu ahnden, empfinden wir nicht einmal als paternalistischen ‚Schutz-Versuch‘, sondern als Drohung und politischen Gegenwind gegen Gleichberechtigung und Gedenkkultur“, lautet das Fazit der Veranstalter.

PR

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