Sonntag, 15. September 2024

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Wann ist ein Bild gut? – Neue Ausstellung im Albert-König-Museum

Das Thema der neuen, am Sonntag unter großer Beteiligung eröffneten Ausstellung des Albert-König-Museums ist so etwas wie der kleine Bruder des geflügelten Wortes: „Ist das Kunst oder kann das weg?“, nämlich „Handelt es sich hier um ein gutes oder schlechtes Bild?“

Das liegt im Auge des Betrachters, lautet eine häufig gehörte Antwort, die nicht von der Hand zu weisen ist. „Und warum findest Du das Werk gut?“ „Ja, es gefällt mir eben“, heißt es dann oft, „erklären kann ich das nicht“.  „In rechtem Licht betrachtet. Woran man gute und schlechte Bilder erkennt“, zu erleben bis zum 26. Mai in Unterlüß, kann all jenen weiterhelfen, denen ein solcher Dialog nicht genügt, die gerne begründen würden, weshalb das von ihnen favorisierte Bild von guter Qualität ist.

Ist dieses überhaupt möglich, ohne ein Experte zu sein?  Von der Kuratorin Dietrun Otten gab es in ihrer Einführungsrede ein klares JA. Um das Auge der Besucher ein wenig zu schulen, griff die Kunsthistorikerin zu einer im Museumsalltag ungewöhnlichen Maßnahme: „In der Regel suche ich für die Ausstellungen die besten und schönsten Werke aus dem unermesslichen Fundus, doch dieses Mal ging ich auch auf die Suche nach schlechten Bildern“. Wer meint, solche fänden den Weg in die Arsenale gar nicht, irrt! „Nicht jeden Tag kann ein Meisterwerk entstehen, und auch nicht jeder Künstler ist ein begnadetes Genie. Kunst ist schwere Arbeit – und manchmal gelingt sie eben nicht so gut“, referierte die Fachfrau umgeben von Exponaten, die scheinbar wahllos aus dem Bestand des Albert-König-Museums zusammengestellt worden waren und nun die vier Wände des Saales zieren, um aufzuzeigen wie man gute von schlechten Bildern unterscheidet. Um diese Frage zu beantworten, müsse sich der Interessierte einige grundsätzliche Gedanken über Gestaltung machen. Hilfestellung leistet ein Lehr-Aufsatz des Malers Adolf Hölzel (1853-1934), der auch Dozent tätig war. Er vermittelte in „Formen und Massevertheilung im Bilde“ Basiswissen über Bildkomposition, die Verteilung von Formen auf der Fläche, zur Bedeutung von Kontrasten, zur Wirkung von Farbe und Gegensätzen, den Einsatz von Perspektive und Licht. Gesetzmäßigkeiten leiten sich ab und finden sich überall wieder. „Dieser im Jahr 1901 publizierte Aufsatz bildet den Roten Faden der Ausstellung“, erläuterte Dietrun Otten und weihte ihr Publikum nun in die Gliederung der Schau ein. Die vier Wände im Saal tragen die Überschriften: „…der Gegensätze“, „…der Wahl des Formates“, „…Komplexität der Farbkomposition“ sowie „…dritten Form“, was den Raum zwischen den Figuren meint. Begleitet werden die Exponate von erläuternden Texten. Der große Saal bietet also Beispiele für gute und schlechte Bilder, im sogenannten „Wohnhaus“ sieht der Besucher Gemälde, die paarweise präsentiert werden, er kann also selbst überprüfen, welches das gute und das weniger gelungene ist.

Die Gäste dieser sehr sehenswerten Schau sind aufgefordert, die Exponate sehr genau zu betrachten, womöglich das gefällte Urteil zu revidieren, nachdem das Bild „in rechtem Licht betrachtet wurde“. Der Titel ist nicht nur im übertragenen Sinne zu verstehen, das Albert-König-Museum wurde aktuell mit einem neuen Beleuchtungssystem ausgestattet, das am Sonntag Premiere feierte. „Dieses ist eine Qualitätssteigerung für unser Museum. Die neue LED-gesteuerte Anlage bringt die Kunstwerke wunderschön zum Strahlen“, sagte der ehrenamtliche Museumsleiter Jörg Nehse, und wenige Minuten später konnten sich die Gäste davon überzeugen, dass der Kunstliebhaber nicht zu viel versprochen hatte.

„Licht spielt in der Kunst eine zentrale Rolle, und zwar nicht nur für die Künstler, sondern auch für diejenigen, die Kunstwerke präsentieren“, betonte Dietrun Otten zum Auftakt. Ans Ende ihres vielgelobten Einführungsreferates stellte sie das ebenso versöhnliche wie markante Statement: „Was wäre die Kunstbetrachtung, wäre nicht auch unser Herz mit im Spiel. Und dieses hält dem analytischen Verstand oft genug entgegen: ‚Was Du darüber denkst, ist mir völlig egal! Ich liebe dieses Bild!‘ Und dieser Herzensaussage sollten Sie unbedingt folgen, ungeachtet aller Fragen nach künstlerischer Qualität.“

„In rechtem Licht betrachtet“
Albert-König-Museum Unterlüß, Albert-König-Straße 10
Bis April Sa + So von 14:30 bis 17:30 Uhr
Ab Mai Di – So von 14:30 bis 17:30 Uhr, außerdem nach Vereinbarung
www.albertkoenigmuseum.de
10. März – 26. Mai 2024

Anke Schlicht
Celler Presse
Fotos: Anke Schlicht

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