Dienstag, 25. März 2025

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Karstadt und Altstadt neu denken – Ideen für Celles City

Vor dem Karstadt-Gebäude stehen Stühle und Tische, voll besetzt mit Leuten aller Generationen, an den Eingängen herrscht ein stetes Kommen und Gehen. Im alten Kaufhaus ist was los, das Erdgeschoss ist eine Markthalle mit kleinen Restaurants, in den oberen Etagen wird gearbeitet, getagt, geplant.

So könnte die Zukunft des Karstadt-Gebäudes, gebaut in den 1960er Jahren, im Herzen Celles aussehen, würde man das Modell CORE aus Oldenburg in groben Zügen übertragen. Der Architekt und Projektentwickler Alexis Angelis hat die Oldenburger Erfolgsgeschichte vorgestellt auf der Veranstaltung „Neue Chance für Celles Karstadt-Gebäude?“ der Initiative „Altstadt neu denken“ im Stadtpalais, das bis auf den letzten Platz gefüllt war. Das Interesse an dem Event war so groß, dass auch Absagen erteilt werden mussten. Oberbürgermeister Dr. Jörg Nigge hielt nicht nur das Grußwort, er saß im Anschluss an die Impulsvorträge „Quo vadis Kreislaufwirtschaft – Zirkuläres Bauen braucht Haltung und Kreativität“ von Klaus Füner, Head of Event & Marketing der Heinze GmbH, sowie „Die Stadt neu denken – Chancen in Zeiten des Wandels“ von Alexis Angelis auch auf dem Podium.

WARTEN AUF DEN WEISSEN RITTER

Die Celler Architektin und Mitinitiatorin des Ideenwettbewerbs zur Nachnutzung Karstadts, Susanne Witt, moderierte die Runde, die durch die Stadtplanerin und Architektin Karin Kellner aus Hannover sowie Meggie Hönig von „Altstadt neu denken“ komplettiert wurde.

Der Verwaltungschef sieht zwei Optionen für die Zukunft des Kaufhauses, das der Demire AG gehört: „Entweder es kommt ein weißer Ritter und kauft, im Moment gibt es zwei potentielle Investoren, oder wir nehmen die Sache selbst in die Hand.“ Das hieße, die Stadt erwirbt das Gebäudeensemble und gründet eine Betreibergesellschaft, die einen zukunftsfähigen Nutzungsmix entwickelt. Der Oberbürgermeister betont mehrfach, dass die Option eines Abrisses, die durch die Celler Medien ging, seine persönliche Sicht sei. „Ich bin offen für alle Vorschläge.“ Eine Schwierigkeit, die in Oldenburg beim Umbau des Hertie-Kaufhauses nicht bestanden hätte, sei der marode Zustand des grauen Riesen in der City, Investoren hätten ihn sich schon angeschaut und sich abgewandt. Es würde bei Sanierung lediglich ein Stahlbetongerippe stehen bleiben. Klaus Füner wendet ein: „Das Gebäude ist doch nicht geschlossen worden, weil es baufällig ist.“ Die Celler Stadtverwaltung beziffert die Kosten für den Sanierungsbedarf mit 30 bis 50 Mio Euro. Alexis Angelis führt aus: „Bei Bestand steht der Rohbau, der Bestand ist ein Vorteil, ich kann einsparen in Höhe von 20 bis 30 Prozent unter Neubaustandard.“ Wichtig sei, dass eine Idee zur Nutzung entwickelt werde. „Der weiße Ritter guckt nur auf seine Zahlen“, betont der Architekt, der in Oldenburg lediglich einen Teil der Gesamtfläche entwickelt hat. Der gelungene Mix an Nutzungen strahlte aus, die übrigen leerstehenden Räumlichkeiten fanden Mieter mit Geschäftsmodellen. Die Stadtgesellschaft war eingebunden in die Verwandlung des alten Hertie-Hauses.

MIT DEM BESTAND SORGSAM UMGEHEN

Gefragt nach dem Wunschmodell für Karstadt im Kontext der Altstadt spricht der Oberbürgermeister von einer Innenstadt-Strategie, die auf ein Einkaufsparadies mit Aufenthaltsqualität setze. „Wir haben hier schon viel erreicht.“ Auch der von ihm häufig ins Spiel gebrachte Beach Club fehlt nicht, „ein Beach Club auf dem Dach“, gefiele Dr. Nigge.

Stadtplanerin Karin Kellner sagt: „Die Innenstadt ist mehr als ein wirtschaftlicher Ort. Wir müssen die Frage stellen: Wem gehört die Stadt? Den Bürgern! Sie wissen, wie die Stadt ticken soll.“ Kellner verweist auf die enormen Celler Potentiale. „Das ist nicht der Beach Club auf dem Dach. Wir müssen an das anknüpfen, was da ist.“ Tagsüber funktioniere die City ja noch einigermaßen, „aber wenn man abends durch die Stadt geht, dann sieht man die nicht erleuchteten Fenster in den Obergeschossen.“

Die stadtplanerische Zukunft setzt generell auf Vielfalt, nur noch Einkaufen ist kein Thema mehr. „Wir brauchen ein sinnvolles Nutzungsgemisch, um die Menschen in die Stadt zu locken. Dort, wo Menschen sind, funktioniert die Stadt“, betont Meggie Hönig. Karin Kellner appelliert an den Verwaltungschef: „Auf den weißen Ritter sollten Sie nicht setzen! Bürgerinteressen und Gemeinwohl sowie die wirtschaftliche Komponente müssen sensibel austariert werden!“

„Wir gucken sachlich, nüchtern, welche Wege wir gehen können“, hebt Nigge ebenso hervor wie die Auslobung eines Architektenwettbewerbs, die es in jedem Fall geben würde. Karin Kellner nimmt speziell Karstadt in den Blick: „Die Frage ist, kann man eine andere Einstellung zu einem eher unbeliebten Gebäude entwickeln? Wir sollten das als Chance begreifen, es als Ressource nutzen. Mit dem Bestand müssen wir sorgsam umgehen. Allein ästhetische Vorstellungen sind nicht Mittel der Wahl.“ Klaus Füne zieht den Kreis weiter: „Es braucht eine Vision für die gesamte Innenstadt.“ Er mahnt: „Wenn reine Rendite-Investoren agieren, dann entsteht da nichts Gutes.“

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion können die Zuschauer Fragen stellen, rege machen sie Gebrauch davon und deuten damit etwas an, das Karin Kellner im Laufe der Diskussion bereits an die Celler adressiert hat: „Bleiben Sie am Ball! Setzen Sie sich ein, übernehmen Sie Verantwortung für Ihre Innenstadt!“

Anke Schlicht
Celler Presse
Fotos: Anke Schlicht

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