Montag, 19. Mai 2025

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Ein Highlight des Caroline Mathilde-Jahres – “London-Kopenhagen-Celle”

Angesichts ihrer geschichtlichen Relevanz ist sie im Alltag der Residenzstadt wenig präsent, das ihr gewidmete Denkmal steht zwar an einem der Orte, die sie gerne aufsuchte, aber doch ein wenig abseits im Französischen Garten. „Königin Caroline Mathilde ist die wohl bedeutendste historische Persönlichkeit Celles“, sagt der Direktor der Celler Museen Stefan Daberkow anlässlich einer Vorschau auf die internationale Sonderausstellung „London-Kopenhagen-Celle“, die am 10. Mai, dem Todestag der dänischen Königin Caroline Mathilde (1751-1775), in der Gotischen Halle des Celler Schlosses im Rahmen des Festakts zum Start des Jubiläumsjahrs eröffnet wird.

Die letzten drei Jahre ihres kurzen Lebens verbrachte die in London aufgewachsene Monarchin in Celle, wo sie vor 250 Jahren im Alter von nur 23 an einer Infektionskrankheit starb. Sie war erst 15, als ihr Bruder, der englische König Georg III, sie nach Kopenhagen schickte, damit sie dort den durch eine Schizophrenie seelisch beeinträchtigten König Christian ehelichen sollte. Mehr als mit seinem Namen wird Caroline Mathilde jedoch, rückblickend betrachtet, mit einem anderen Mann in Verbindung gebracht. Der Arzt und Reformer Johann Friedrich Struensee (1737-1772) dürfte der begabteste der drei Protagonisten in dieser filmreifen Geschichte, die sich innerhalb nur weniger Monate am dänischen Hof abspielte, gewesen sein. Es war die Zeit des Übergangs vom Absolutismus zur Aufklärung. Der in Halle (Saale) geborene Struensee war ein glühender Verfechter der Ideen des aufkommenden neuen Zeitalters, er stieg auf zum engsten Berater Christians, kümmerte sich um den Sohn des Paares, Frederik, bewahrte ihn vor den Pocken, verschaffte ihm eine liebevolle, umsorgte Kindheit, die im Gegensatz stand zu den finsteren Kindertagen seines Vaters Christian. Das Vertrauen des Königs nutzte der Arzt, um Reformen zugunsten des Volkes durchzusetzen, berücksichtigte jedoch nicht die Interessen adliger Günstlinge bei Hofe, ignorierte die Warnungen Caroline Mathildes, mit der er eine Affäre eingegangen war. Letztendlich bezahlte er mit seinem Leben, dem ein grausames Ende von Henkershand gesetzt wurde.

Vergangenheit trifft auf Gegenwart

Das für diesen Zweck verwendete Beil ist im Original in der Schau zu sehen. Caroline Mathilde wurde von ihren beiden Kindern getrennt und durch Vermittlung ihres Bruders Georg III nach Celle entsandt, wo das Schloss seit dem Tod des letzten Herzogs Georg Wilhelm im Jahr 1705 leer stand.

Die Sonderausstellung widmet sich den historischen Inhalten, lässt dabei die Gegenwart jedoch nicht außer Acht. „Wir richten den Blick nicht nur auf das persönliche Schicksal, sondern betrachten es aus heutiger Perspektive“, sagt eine der beiden Kuratorinnen und Leiterin des Residenzmuseums Juliane Schmieglitz-Otten. Der Mensch stehe immer im Mittelpunkt, „aber wir öffnen den Raum mit den großen Fragen dahinter“. So sprengte Caroline Mathilde beispielsweise die Geschlechterrollen ihrer Zeit. Gleich das erste Gemälde zeigt sie in Männerkleidung. Dem Thema Natur ist ein Bereich gewidmet. „Natur spielte für alle drei Protagonisten eine Rolle, für jeden auf andere Art und Weise. Caroline Mathilde wuchs abseits des englischen Hofes in London auf, dort, wo sich heute die Kew Gardens befinden. Ihre Mutter hatte die botanischen Gärten anlegen lassen“, erläutert Kuratorin Michelle Bappert. Struensee wusste um die positive Wirkung der Natur, animierte das Ehepaar, dem Kopenhagener Hof den Rücken zugunsten von Aufenthalten in ländlicher Umgebung zu kehren. Christian versuchte auszubrechen aus den höfischen Zwängen, haderte mit seiner ihm in die Wiege gelegten Rolle, genoss die Auszeiten in einer natürlichen, zwanglosen Atmosphäre.

Um die auf Deutsch, Englisch und Dänisch dargebotenen Inhalte den Besuchern nahezubringen, setzen Bappert und Schmieglitz-Otten auf interaktive Portale und Mitmachstationen. Gibt es etwas zu entdecken, das aus heutiger Sicht irritiert, heißt es „Moment Mal“, eine Erklärtafel liefert den nötigen Kontext, um beispielsweise zu verstehen, weshalb ein Gemälde einen schwarzen knieenden Mann zeigt. Die beiden Kuratorinnen haben sich eingehend mit dem Gegenstand der sehr sehenswerten und mit einem umfangreichen Begleitprogramm versehenen Schau auseinandergesetzt und bei der Gestaltung stets den Bezug zur Gegenwart, der auch den europäischen Kontext einschließt, im Hinterkopf gehabt.

„Im Mittelpunkt der Sonderausstellung steht einer der größten politischen Skandale des 18. Jahrhunderts, die Struensee-Affäre. Mit Blick auf die Vergangenheit stellt die Ausstellung gegenwärtige Fragen nach persönlichem Lebensglück, dem Umgang mit Veränderungen und dem Gelingen von Reformen“, sagt Juliane Schmieglitz-Otten. Fake News gab es beispielsweise damals schon. Geschehnisse wurden so verdreht wiedergegeben, dass sie Caroline Mathilde und Johann Friedrich Struensee im schlechten Licht präsentierten. Um die Königin zu diffamieren, brachte man Schandmünzen in Umlauf. Ein Videofilm zeigt, wie sie hergestellt und manipuliert wurden.

Die Vielfalt der aus dem historischen Stoff abgeleiteten Themen und Exponate ist überwältigend, es gibt viel zu lernen, zu betrachten und nachzuempfinden. Über die Jahrhunderte wurden immer wieder unterschiedliche Bilder von Caroline Mathilde im übertragenen Sinn entworfen. „Wir fügen kein neues hinzu, wir stellen viele Facetten dar und beleuchten sie“, berichtet die Museumsleiterin und macht gleichsam klar, dass auch die eingehendste Recherche an ihre Grenzen stößt: „Es bleiben Fragen offen.“

„London-Kopenhagen-Celle“, Gotische Halle, Residenzmuseum im Celler Schloss, Schlossplatz 7, 10. Mai – 12. Okt. 2025, 10-17 Uhr. Informationen zur Ausstellung und den Begleitveranstaltungen sind unter https://www.residenzmuseum.de/news/london-kopenhagen-celle.html sowie unter www.250jahre-carolinemathilde.de zu finden.

Anke Schlicht
Redaktion Celler Presse
Fotos: Anke Schlicht

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