Dienstag, 10. Dezember 2024

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Gedenknachmittag im atelier 22 – Dankbarkeit und Abschied von Friedeborg Jungermann

CELLE. Zur Eröffnung des Gedenknachmittags erzählte der 1. Vorsitzende Jürgen Henke eine frische Erinnerung mit der kürzlich verstorbenen Künstlerin und Autorin: Dem Verein sei der sehr angegeriffene, gesundheitliche Zustand der Künstlerin und Autorin zur Planungszeit nicht bekannt gewesen. Daher habe es Jürgen Henke nicht verwundert, dass Friedeborg Jungermann anfangs entschieden abgelehnt habe, ihr Lebenswerk auszustellen. Der Einwand, dass auch andere Künstler in ihren besten Jahren für ihr Lebenswerk geadelt würden, regte sie an, nachzudenken. Nach einigen Tagen habe sie den 1. Vorsitzenden zu sich eingeladen, um die Werke für den Vita-Raum auszusuchen. Ihr sei dabei aber sehr wichtig gewesen, dass sie die Belegexemplare ihrer Arbeiten als Erinnerungsstücke behalten dürfe. Dies erwähnte der 1. Vorsitzende bereits bei der Vernissage und die Familie würde eben diese Werke auch als Erinnerungsstücke mitnehmen. Im Sinne ihres Anspruches >Schönes zurückgeben< wolle der Verein mit den Freunden sich an sie erinnern. Dabei stünden sie als Person, aber auch ihr Leben, ihre Arbeiten und ihre Kunst am heutigen Nachmittag im Vordergrund. Freunde und vielleicht auch eine der Schwestern würden über sie erzählen. Dazu habe Jürgen Henke besondere Gäste eingeladen: Evelyn Reschke, Günter Thomaschek, Wolfgang Richter (Amateurmalkreis Celle) und Dörte Meyer-Gaudig (Augenschmaus Hermannsburg).

Evelyn Reschke mit tränenerstickter Stimme: „Friedeborg ist für mich ein sehr wertvoller Mensch … und sie wird es auch immer sein.“ Sie fände, was Friedeborg ausmache, habe sie selbst in ihrem letzten selbstveröffentlichten Buch wunderbar beschrieben mit ihrem eigenem Namen. Evelyn Reschke las aus „Augenblicke zu zweit und allein“ eine Passage von und über Friedeborg vor:

> Meine Name ist Friedeborg. Ich meine meinen Vornamen. Freunde nennen mich Frieda. Als Kind mochte ich den Namen Friedeborg nicht. Denn er ist so lang und ich war so klein. Dann aber begann mein Wachstum und ich wuchs mit meinem Namen und in ihn herein. Seitdem ist er eine Verpflichtung für mich, in der ich einen Sinn für ihn fand. Borgen musste ich mir nichts dazu. Geborgenheit fühlte und suchte ich, wenn ich ihn mal nicht hatte. Und Frieden empfinde ich, wenn ich an all die Menschen denke, die an mich denken. Frieden finde ich im Malen, Schreiben und Verschenken. Ich gebe viel und bekomme viel zurück. Denn Geben ist oft schöner als Nehmen. Frieden wünsche ich meiner Welt, im Großen und im Kleinen. Aber immer wieder gibt es da Unfrieden, Streit, Neid, Geld- und Machthunger. Der Hunger nach Frieden ist ein gutes und mächtiges Gefühl und ich sage, Frieda auf Erden! <

Günter Thomschek: Er habe Friedeborg 2005 beim 1. Offenen Atelier Wochenende in Faßberg, Hermannsburg und Unterlüß des Kulturkreises Faßberg e.V. kennengelernt. Als Verantwortlicher habe er die Künstlerin besucht. Sie habe ihre kleine Malecke im Wohnzimmer mit den kleinen ArtMetall-Werken gezeigt. Zum ersten Mal habe er diese Technik gesehen. Bei der Hängung in der Historischen Wassermühle wolle sie mehr Werke hängen als ihre Kollegen, da ihre Bilder kleiner seien. Er habe ihr diesen Wunsch erfüllt. Sein Satz zum Schluss war: „Friedeborg, du bist nicht von uns gegangen, sondern du bist nur ein bisschen vorangegangen.“

Wolfgang Richter (Amateurmalkreis Celle): Er habe Friedeborg bei einer Ausstellung kennengelernt. Sie hätte Aufsicht gehabt im Museum in Unterlüß. Durch sie habe er Hanna (eine gute Freundin) kennengelernt. Es wäre eine sehr lange und intensive Freundschaft entstanden, die bis heute anhielte. Er habe geahnt, dass es ihr nicht mehr so gut ginge. Und doch habe es ihn sehr berührt, dass es so schnell gegangen wäre. Unter Tränen endete er mit: „Sie wird ewig in meinem Herzen bleiben.“

Dörte Meyer-Gaudig (Kulturinitiative Augenschmaus in Hermannsburg): Friedeborg habe 4 Ausstellungen bei Augenschmaus gehabt. Seit 2004 habe sie die Einführungen bei den Vernissagen gehalten – in ihrer persönlichen, poetischen Art. In den ersten Jahren hätten sie öfter Malerinnen und Maler besucht für eine eventuelle Ausstellung. Mit Augenzwinkern hätten sie sich mitgeteilt, ob sie diese einladen wollten. Die Leiterin der Initiative denke gern an diese Zeit mit ihr zurück. Beim Kennenlernen habe Friedeborg noch unter starken Schmerzen gelitten.

Hier bildete sich bei Dörte Meyer-Gaudig ein Kloß im Hals. Mit gebrochener Stimme bat sie daraufhin, dass jemand anders weiterlesen möge.

Jürgen Henke kam ihrem Wunsch nach und las von ihren Notizen ab: Für Friedeborg wären die Malerei und auch später das Verfassen von Gedanken-Tagebüchern eine Hilfe und vor allem ihr Lebensinhalt gewesen. Beim Malen ließe sie sich von klassischer Musik inspirieren. Sie habe viel Anerkennung dafür bekommen. Viele Menschen wären von ihren Bildern und Gedanken berührt und begeistert gewesen. Mit Menschen in Kontakt zu sein, sei ihr ein großes Bedürfnis gewesen. Friedeborg sei von vielen wegen ihrer Herzlichkeit und Zuwendung geschätzt worden. Und sie habe sich immer sehr über Schlagfertigkeit, Humor und Wortspiele gefreut. Friedeborg würde sie noch lange in ihren Gedanken begleiten. Jürgen Henke bekräftigte ihre Aussage und legte nach, dass sich viele von den Besuchern dem anschließen würden.

Dankesrede und Ankündigung von Sabine Gisa (Schwester): Sie begrüße die Besucher erstmal ganz herzlich und dankte für ihre Anwesenheit und ihre mitunter jahrelange Unterstützung der Künstlerin und Autorin. Für Friedeborg wäre das Wort Gedanke wichtig gewesen, da das Wort Danke darin enthalten sei. Ihr sei es sehr wichtig gewesen, zu danken und Dankbarkeit zu fühlen. Sie wäre dankbar gewesen und sei es jetzt auch – egal von wo aus sie auch immer diese Veranstaltung sähe. Sie würde sich daran erfreuen, dass so viele Menschen da wären. Sie habe sich immer gefreut, kleine Impulse zu setzen. Es wäre ihr sehr wertvoll gewesen, Menschen zum Lächeln oder zum Nachdenken zu bringen. Sie wolle die Welt ein bisschen farbenfroher und wertvoller gestalten. Diese Veranstaltung hier wäre ganz in ihrem Sinne gewesen. Sie wolle noch eins hinzufügen: Ihre Schwester und sie selbst hätten sich dazu entschieden, ihr 10. Buch zu vollenden – für Friedeborg Jungermann. Sie habe 10 Zeichnungen schon fertiggestellt, dazu würden sie noch Texte raussuchen. Des Weiteren solle in dem Buch ein Best-Of der vorangegangenen Bücher erfolgen. Dieses Buch könne zu dem veröffentlichten Zeitpunkt im atelier 22 gekauft werden. Schließlich sei dies ihr größter Wunsch gewesen. Sie würden diesem Anliegen auch entsprechen wollen und werden es daher vollenden.

Jürgen Paschke zitierte „Dankbarkeit“ von Dietrich Bonhoeffer mit den Worten: „Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines lieben Menschen ersetzten kann. Und man soll das auch gar nicht versuchen. Man muss es einfach aushalten und durchhalten. Das klingt zunächst sehr hart, aber es ist doch zugleich ein großer Trost. Denn indem die Lücke wirklich unausgefüllt, bleibt man durch die Lücke miteinander verbunden. Je schöner und je voller die Erinnerung, desto schwerer die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qualen der Erinnerungen in eine stille Freude.“ 

Redaktion
Celler Presse

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