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Corona: Infektionsschutz für Pflegende JETZT massiv erhöhen

NIEDERSACHSEN. Fehlende Schutzausrüstung und inakzeptable Quarantäneregelungen für medizinisches Personal gefährden die Menschen in Pflegeheimen, ambulanten Pflegediensten und Krankenhäusern. Auf das spezielle Wissen von Pflegefachpersonen wurde in den Krisenstäben auf Kommunal- und Landesebene bisher zu lange verzichtet, kritisiert die Pflegekammer Niedersachsen.

Die Meldungen über immer mehr Corona-Fälle in Alten- und Pflegeheimen überschlagen sich seit dem vergangenen Wochenende. Trauriger Höhepunkt sind inzwischen 15 verstorbene Bewohner eines Pflegeheims in Wolfsburg. „Die Pflegekammer Niedersachsen fordert bereits seit zwei Wochen, Pflegende regelmäßig auf eine Corona-Infektion zu testen“, sagt Kammerpräsidentin Nadya Klarmann. „Wir können zehnmal die Alten- und Pflegeheime für Besuch abschotten. Es bringt aber alles nichts, wenn infizierte Pflegende die Viren mit ins Haus bringen“, so Klarmann. Die Pflegekammer kritisierte bereits in der vergangenen Woche, dass die Quarantäneregeln für medizinisches Personal durch das Robert Koch-Institut (RKI) gelockert worden sind. So kann die Quarantänezeit für medizinisches Personal nach einem ungeschützten Kontakt mit einem COVID-19-Patienten von 14 auf sieben Tage verkürzt werden, wenn keine Symptome auftreten. „Das ist eine hochriskante Regelung, die Gesundheit und Leben von Menschen gefährdet, da eine Erkrankung mit COVID-19 zum Teil symptomlos verlaufen kann“, betont Klarmann.

Verschärfend wirkt sich der gravierende Mangel an Schutzmaterialien aus. „Feuerwehrleute gehen nicht ohne Schutzausrüstung ins Feuer, die Polizei trägt Helm und Körperschutz, aber von Pflegenden wird verlangt, dass sie sich der unsichtbaren Gefahr ohne Schutzmaske und Schutzkittel stellen sollen“, kritisiert Klarmann. Auch die Empfehlungen des RKI einen Mund-Nase-Schutz zu tragen, nützten nichts, wenn keine Schutzmasken mehr erhältlich sind. Hier bestehe ein unkalkulierbares Infektionsrisiko, insbesondere in der ambulanten Versorgung und in Pflegeheimen. „Bei fehlender und unzureichender Schutzausrüstung muss COVID-19 als Berufskrankheit anerkannt werden“, so die Kammerpräsidentin.

Pflege gehört in die Krisenstäbe

„Bund und Länder müssen endlich ihrer Verantwortung gerecht werden, auch Pflegefachpersonen wirklich zu unterstützen. Situationen wie in Wolfsburg dürfen sich nicht in ganz Niedersachsen wiederholen“, sagt Nora Wehrstedt, stellvertretende Kammerpräsidentin und Pflegefachperson. Es gibt in Deutschland 3,4 Millionen Pflegebedürftige. Dabei handelt es sich durchweg um Risikopatienten, für die eine COVID-19-Infektion lebensbedrohlich sein kann. Wehrstedt fordert daher: „Die Pflege gehört genauso in die kommunalen Krisenstäbe wie Ärzte oder der Katastrophenschutz.“ Die Expertise der Pflegefachpersonen müsse genauso gehört werden, wie die von Virologen, Ärzten und Rettungskräften. Das werde insbesondere angesichts der steigenden Fallzahlen in Pflegeheimen immer deutlicher. Bisher sind Pflegefachpersonen in den Krisenstäben der Länder nur unzureichend vertreten und das obwohl Pflegefachpersonen deutlich mehr Zeit am Patienten oder Bewohner verbringen als andere Berufsgruppen. Das ist aus Sicht der Pflegekammer Niedersachsen nicht zu akzeptieren.

„Spätestens jetzt wird deutlich, dass die Berufsgruppe der Pflegenden eine Schlüsselposition in der Gesellschaft einnimmt. Wenn nicht umgehend gehandelt wird, werden nach der Krise tausende weitere Personen aus der Pflege aussteigen, weil sie sich als Menschen zweiter Klasse fühlen“, warnt Wehrstedt. Deshalb müssen nach Ansicht der Pflegekammer Niedersachsen Pflegefachpersonen in dieser Zeit ganz besonders gefördert werden. So schließt sich die Pflegekammer unter anderem einer Forderung der Gewerkschaft ver.di an, systemrelevanten Berufsgruppen in der gegenwärtigen Situation 500 Euro pro Monat als steuerfreien Zuschlag zu gewähren. „Der Zuschuss muss aber auch zu hundert Prozent staatlich refinanziert werden. Sonst wird das nichts“, ist sich Wehrstedt sicher.

PR

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