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Kita-Beiträge: Bernd Zobel (Grüne) stellt klar – Elternvertreter und Betroffene berichten

  • Celle

CELLE. „Es gibt lediglich einen einstimmigen VA-Beschluss, die Elternbeiträge in städtischen Kitas für den Monat April zu erstatten. Eine nicht-öffentliche Vorlage zu diesem Punkt oder eine Abstimmung in den Ratsgremien zur Situation der Erstattung der Elternbeiträge bei den freien Trägern sind mir nicht bekannt“, äußerte sich Bernd Zobel, Fraktionsvorsitzender der Grünen, zur öffentlich geführten Kontroverse um die Erstattung der Kita-Gebühren.

Eine Abstimmung über Ausgleichszahlungen der Stadt, so Zobel, werde es in der nächsten VA-Sitzung geben, wenn der Antrag der Gruppe Grüne/WG/PARTEI/Rodenwaldt abgestimmt werde. In dem Antrag fordert die Gruppe, dass alle Eltern in der Stadt Celle von ihrer Zahlungspflicht freigestellt werden und die freien Träger Ausgleichszahlungen der Stadt Celle erhalten. Torsten Schoeps, Fraktionsvorsitzender der WG/PARTEI, wies darauf hin, dass auch die Geldleistungen an die Tagesmütter und -väter aufrechterhalten werden müssen. „Mit diesen Maßnahmen könne die Stadt zeigen, wie kinderfreundlich wirklich geht“, so Zobel abschließend.

Ungleiche Behandlung in der Celler Kita-Landschaft

Stellungahme von Katrin Schmidt

(Vorsitzende des KindergartenStadtElternRates Celle)

Seit Donnerstag gäbe es natürlich noch mehr Unzufriedenheit im Land Niedersachsen bei den Eltern. Viele Eltern wüssten nicht, wie es weiter gehen solle, da die Kitas für die meisten Kinder bis zu den Sommerferien geschlossen sein könnten. Folgende Fragen würden die Eltern belasten: Wie viele Monate müssten sie noch mit Kind zu Hause im Homeoffice arbeiten? Wie könnten sie die Kinder betreuen und gleichzeitig arbeiten? Wie sollten sie ihr Kind dieses Jahr einschulen, wenn es jetzt überhaupt nicht vorbereitet werden würde? Wie würden Kinder emotional aufgefangen werden, wenn es doch wieder mit der Betreuung los ginge?

Im offenen Brief hätten mehrere Landeselternvertretungen und die Bundeselternvertretung  von Franziska Giffey (Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) gefordert, die Kita-Gebühren zu erlassen. (Link: https://www.kita-lev-nds.de/aktuell08f637f9) Daher hätten sie sich bereits letzte Woche noch einmal an die Stadt gewandt. Mehrere Ungleichheiten kämen zusammen. Zum einen hätten sich die Eltern ihre Kita-Plätze nicht aussuchen können, da zu wenig da gewesen seien. Zum anderen würde nun bei den freien Trägern keine Erstattung der Kita-Beiträge erfolgen. Derzeit sei das Kirchenamt Celle mit der Stadt noch im Gespräch und hoffe auf ein Einlenken der Stadt. Natürlich sei dabei auch zu beachten, dass die Erzieher weiterhin ihren Lohn bekommen müssten und auch laufende Kosten anfallen würden. Aber warum sei der Erlass der Kosten in einem Teil der Kitas möglich und warum in anderen nicht? Bisher seien nur die Gebühren für April in den städtischen Kitas erlassen worden. Aber auch Lobetal habe nichts für April berechnet. Allerdings sei in beiden Fällen unbekannt, wie es ab Mai weitergehen würde.

Der KindergartenStadtElternRat habe weiterhin Vertrauen in die Stadt Celle, dass diese Ungerechtigkeit bald geklärt werden würde. Ihnen sei natürlich bewusst, dass hierfür etwas Geduld aufgebracht werden müsse.

Elternbeiratsvorsitzende Anne Pokorra berichtet

Mehrere Eltern hätten sich bereits bei ihr beschwert. Denn Kita-Beiträge könnten mit den wenigen finanziellen Mitteln (Kurzarbeit, unbezahlte Urlaube und Homeoffice) kaum noch gedeckt werden. Viele Eltern ärgere es, dass sie für einen Platz bezahlen müssten, den sie derzeit aufgrund der Corona-Bestimmungen nicht wahrnehmen könnten. Mehrere aktuelle Belastungen durch Corona würden den Eltern schwer zusetzen: Zum einen die finanziellen Belastung und Unsicherheit durch weniger Lohn wegen Kurzarbeit bei gleich bleibenden Kosten würden Sorgen auslösen. Des Weiteren strapaziere die doppelte Belastung Arbeit und unsichere Kinderbetreuung (ggf. Arbeit mit Kind im Home-Office) die Nerven. Aber auch der Kontaktverbot zu gleichaltrigen Kindern schaffe ein unruhiges Klima in vielen Familien. Daher fordert die Vorsitzende Anne Pokorra einen Ausgleichsfond, der die unbilligen Härten mindert.

Jetzt werde zwar die Notbetreuung ausgeweitet und die Regeln gelockert. Dabei dürfe man aber nicht vergessen, dass es auch Eltern mit Vorerkrankungen geben könnte. Diese könnten aus Angst vor einer Ansteckung die Betreuungsmöglichkeit nicht nutzen. Trotzdem müssten sie den Spagat zwischen Kind und Beruf gewuppt kriegen, um laufende Kosten zu decken.

Dass die Stadt Celle für die städtischen Kitas die Gebühren erlässt, aber die Kitas von freien Trägern weiterhin Kita-Gebühren nehmen müssten, sei eine Ungleichbehandlung von Celler Familien. Diese würden die Elternvertreter nicht einfach so hinnehmen. Schließlich würden sich die Eltern mit kleinen Kindern real in ihrer Existenz bedroht sehen. Sie müssten sich ständig Gedanken machen, wie sie die laufenden Kosten noch decken könnten. Und genau da müsse die Stadt ansetzen und die Familien entlasten. Sie sollten den Eltern ein Gefühl von Verständnis geben und sie in dieser Krise nicht alleine lassen.

Schilderung einer Familie im Corona-Alltag

Anne Pokorra schildert an einem Beispiel einer Familie den Corona-Alltag. Die Familie habe sich vor einiger Zeit ein Eigenheim auf Ratenzahlung zugelegt, welches aber noch saniert werden müsse. Um diesen hohen Ausgaben Rechnung zu tragen, habe die Familie insgesamt 3 Jobs. Nun durch Corona arbeite die Frau in einem der Jobs auf Kurzarbeit und beim zweiten Halbzeitjob nehme sie den Sohnemann mit zur Arbeit. Dies führe dazu, dass sie für Arbeiten, die sie üblicherweise in 5 Stunden schaffe, nun 8 Stunden für brauche. Um eine Betreuung zu gewährleisten, habe in der ersten Woche eine befreundete Familie in ihrer Urlaubszeit den Kleinen zu sich genommen. In der zweiten Woche wäre die Mutter komplett zu Hause geblieben, habe Überstunden abgebummelt und Kurzurlaub genommen. Seit Ende März ändere sich jede Woche die Planung bezügliche Arbeitszeit und Betreuung. Der Vater gehe zwischen 7-8 Uhr arbeiten und passe danach fünf Stunden auf den kleinen Sohnemann auf. Danach sei er wieder zur Arbeit gefahren und habe bis zum regulären Feierabend gearbeitet.  Auch finanziell sei vieles ungewiss. Durch die Kurzarbeit bekomme sie bis zu 300 Euro weniger und müsste nun 310 Euro Krippengebühren bezahlen. Dadurch ergebe sich ein Loch von knapp 600 Euro, die sie kaum auffüllen könnten.

PR

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