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NABU-Artenschutzzentrum Leiferde: Im vierzigsten Jahr knapp 4.000 Tiere – Jahresbilanz 2020 leider mit neuem Rekordhoch

LEIFERDE.  Im Jahr 2020 wurde das NABU-Artenschutzzentrum 40 Jahre alt. Eigentlich war der Plan, dies im Rahmen des Storchenfestes entsprechend zu würdigen. Doch es kam, wie für alle Menschen auch, anders. Das als Corona-Jahr in die Geschichte eingehende Jahr war auch in Leiferde ein neuer Meilenstein. So wurden 3.939 Tiere in 216 Arten, so viele wie nie zuvor, gepflegt. Veranstaltungen fanden kaum mehr statt und das Zentrum musste monatelang schließen.

 „Es war ein sehr besonderes Jahr, in dem wir viele Einschränkungen hinnehmen mussten“, schildert Bärbel Rogoschik, Leiterin des NABU-Artenschutzzentrums. „Der Zuspruch der Menschen, die uns trotz der Widrigkeiten Tiere gebracht haben, war allerdings ungemein groß“. Die Spendenbereitschaft war bemerkenswert und reichte vom Tierfutter über Werkzeug, Waschmittel, Patenschaften bis zu maßgeblichen Geldbeträgen. „Ohne diese Unterstützung hätten wir das Jahr nicht überstanden“, berichtet sie weiter. „Ich erinnere mich aber besonders an die Spende eines Jungen, der sein Taschengeld für die Tiere geopfert hat, an eine Schulklasse, die uns Storchenbilder gemalt hat und an unendlich viele liebe Worte von so vielen Menschen, die uns mental unterstützt haben“.  

Zahl der zu versorgenden Singvögel steigt weiter an

Eine klare Zunahme gab es, wie in den letzten Jahren auch, bei den heimischen Vögeln. So wurden 2.682 Individuen aus 95 Arten versorgt. Da es sich dabei zum überwiegenden Teil um Singvögel handelte, liegt der Grund höchstwahrscheinlich an der geringeren Verfügbarkeit der Insekten, deren Abwärtstrend durch die trockenen letzten Jahre noch verstärkt wurde. Ein Ergebnis dieser Situation war, dass viele Singvögel nicht genug Nahrung für ihren Nachwuchs sammeln konnten, so dass sich die Jungvögel in einem verhältnismäßig schlechten Zustand befanden. Die häufigsten Arten bei den Singvögeln waren Haussperlinge mit 329, Amseln mit 216, Mehlschwalben mit 179, Rauchschwalben mit 121 und Kohlmeisen mit 96 Individuen. Der Umstand, dass neben den Singvögeln auch andere Insektenfresser wie Mauersegler (126 Individuen) und Igel (366 Individuen) in steigenden Zahlen versorgt werden mussten, bekräftigt diese Vermutung.

 Auch die Coronasituation mit der erhöhten Aufmerksamkeit vieler Menschen auf ihre Umgebung trug dazu bei, dass vermehrt Tiere ins Zentrum gelangten, die sich nicht immer als Notfälle herausstellten.

 Bei den Tag- und Nachtgreifvögeln wurden insgesamt 305 Exemplare gepflegt, wobei die häufigsten Vertreter Turmfalken (117), Mäusebussarde (61) und Schleiereulen (47) waren. Allesamt Mäusefresser, deren Beute im Sommer noch gut vertreten war, zum Herbst gebietsweise schon weniger wurde.

 Der Weißstorch, als Wappenvogel des Naturschutzbundes, konnte in Niedersachsen und Bremen auf ein neues hohes Niveau von 1.306 Brutpaaren steigen, nicht zuletzt durch das Angebot von stetig zunehmenden Nisthilfen und einer hohen Mäusepopulation im Sommer, der die Trockenheit sehr zugute kam. Im Zentrum wurden 37 überwiegend junge Weißstörche versorgt. Leider setzte sich der „Trend“ der letzten Jahre, dass die Nahrungssuche bei den Weißstörchen auf Mülldeponien stattfindet, fort und im Zentrum wurden allein 3 Jungstörche mit Gummibandaufnahme eingeliefert, denen es augenscheinlich schlecht ging.

 Äußerst selten, aber sehr erfolgreich war die Versorgung von vier jungen Schwarzstörchen (zwei davon aus Schleswig-Holstein), deren Bestand bei uns keineswegs als gesichert gelten kann. So wurden jeweils zwei Jungvögel aus zwei Nestern geborgen, deren Geschwister, wohl auf Grund der anhaltenden Trockenheit und damit mangelnder Nahrungsgrundlage, schon verendet waren.

In der Minderzahl, wenn auch nicht beim Pflege- und Platzaufwand, befanden sich 23 Papageien aus 13 Arten. Da es sich bei den meisten Tieren um, von Behörden eingezogene, Einzeltiere (was es gar nicht mehr geben dürfte) handelte, deren gesundheitlicher Status nicht der beste war, lassen sich die meisten dieser wunderbaren Vögel nur schwerlich vermitteln.

 Reptilien und Säuger auf hohem Niveau

Wie schon die Jahre zuvor, war die Gruppe der Reptilien mit 505 Tieren aus 50 Arten wieder gut vertreten. Hierbei kam es im Jahr 2020 zu zahlreichen, aber mengenmäßig kleineren Einziehungen. Die hohe Anzahl der unterschiedlichen Arten lässt jedoch die Vielgestaltigkeit der zu pflegenden Reptilien erahnen. Kann man bei der Versorgung von 52 Griechischen Landschildkröten von Routine sprechen, so ist die Pflege von zwei Gelben Anakondas, aus unsachgemäßer Haltung, eher das Gegenteil.

 Die größte Anzahl der Reptilien machten die Europäischen Sumpfschildkröten aus, welche mit 222 Tieren zu Buche schlugen und im Zentrum für das Projekt zur Zucht und Auswilderung dieser in Deutschland einzigen Schildkrötenart Verwendung finden. 51 Tiere konnten im Jahr 2020 ausgewildert werden.

 Nachdem im Jahr 2019 erstmals über 500 Säugetiere aufgenommen werden mussten, kletterte die Zahl im letzten Jahr auf 628 in 29 Arten. Mehr als die Hälfte waren Igel mit 366 Tieren, welche als Insektenfresser offensichtlich auch einen schweren Stand hatten, ebenso wie 74 eingelieferte Fledermäuse. 

 Auch 36 Wirbellose (Vogelspinnen und Skorpione) wurden im Zentrum aus neun Arten gepflegt, darunter 26 Vogelspinnen, die zur Klärung der Eigentumsverhältnisse eingestellt wurden. Obwohl das Zentrum ausschließlich für Wildtiere zuständig ist, wurden trotzdem 40 Haustiere aus 14 Arten notfalltechnisch aufgenommen.

 Region als Einzugsgebiet und nur wenige Veranstaltungen

Durch die Lage des Zentrums im Landkreis Gifhorn, stammten die meisten Tiere (1.062) aus diesem Gebiet. Der zweite Platz wird vom Landkreis Peine mit 488 Pflegetieren eingenommen. Danach folgt die Stadt Braunschweig mit 427 Tieren, die Region Hannover mit 339 sowie die Stadt Wolfsburg mit 273 Tieren, die Landkreise Hildesheim mit 226 und Celle mit 221. Danach folgen Helmstedt mit 191 und Wolfenbüttel mit 131 Pflegetieren. Generell wurden Tiere aus 51 Landkreisen oder kreisfreien Städten aus 11 Bundesländern oder Stadtstaaten versorgt.

Waren es 2019 noch 133 Veranstaltungen, die im NABU-Artenschutzzentrum stattfanden, so ging dies 2020 durch die coronabedingten Einschränkungen auf 25 zurück, zu denen lediglich zwölf Prozent der Teilnehmer von 2019 kamen. Nicht eingerechnet hierbei ist auch das Storchenfest, dass 2019 ausfallen musste.

 Rehkitzrettung mit Drohne

Wie die Jahre zuvor, so kam auch 2020 die von BINGO Lotto gesponserte Drohne zur Rettung von Rehkitzen vor dem Mähtod zum Einsatz. Auf diese Art und Weise konnten 74 Kitze gerettet werden.

 Aussicht

Es bleibt abzuwarten, wie sich das Jahr 2021 gestalten wird. Die Zahl der Pflegetiere wird wahrscheinlich weiter ansteigen und die 4.000 überschreiten. Auf Grund der Coronapandemie gibt es weiterhin Einschränkungen auf vielen Ebenen, nicht zuletzt der finanziellen. In dieser Situation heißt es weitermachen, diese Zeit überstehen und gesund bleiben.

PR
Foto: © NABU/Joachim Neumann

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