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DSD fördert Hugenottenkirche in Celle: Neue Heimat für Flüchtlinge

CELLE. Für die Fachwerkfassadeninstandsetzung am Gemeindehaus, am Küsterhaus und an der Fassade der ehemaligen Hugenottenkirche in Celle stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) in diesem Jahr 40.000 Euro zur Verfügung. Den symbolischen Fördervertrag hat Dr. Manfred Hemmerich, Ortskurator Celle der DSD, am Mittwoch übergeben.

Aber auch die Niedersächsische Bingo-Uweltstiftung fördert die Sanierung des denkmalgeschützten Ensembles mit 20.000 Euro. Insgesamt sind die Sanierungskosten mit 250.000 Euro veranschlagt, die durch Förderungen gedeckt sind. Architekt Martin Kersting erläuterte die Sanierungsmaßnahme. An Kirche, Küsterhaus und Gemeindesaal muss das Fachwerk renoviert werden. Das Pfarrhaus, ebenfalls Teil des Ensembles, ist bereits 2015 instand gesetzt worden. Damit solle ein wertvolles Zeugnis der europäischen Geschichte mit besonderer Bedeutung für Nordwestdeutschland erhalten werden. Die Hugenottenkirche, so Martin Kersting, ist nach dem Celler Schloss das zweitwichtigste Denkmal der Stadt.

Die Kirche wurde bereits ab 1678 von hugenottischen Auswanderern errichtet. Das Küsterhaus ist der jüngste Teil des Ensembles und wurde 1833 fertiggestellt. Für die Sanierung, die bereits im Mai begann, mussten frühere – teils nicht geeignete – Erhaltungsmaßnahmen beseitigt werden. Für die Entfernung der Farbanstriche entschied man sich letzten Endes für das Abbeizen. So wurde ursprüngliches Mauerwerk und das Fachwerk sichtbar mit allen Überraschungen. Auf der Straßenseite und im Innenhof wird die Sanierung in Abstimmung mit dem städtischen Denkmalschützer unter Beibehaltung der Fachwerkoptik durchgeführt. Die Seiten- und Hinteransicht wird mit einer Holzverschalung versehen. Das Kirchengebäude erhielt bereits 1847 eine Außenverschalung, die nun ebenfalls von Farbe befreit und neu gestrichen werden soll. Eine Besonderheit hat die Kirche noch: Die Fensterscheiben sind noch die Originale aus der Entstehungszeit der Kirche.

Von den 170.000 Hugenotten, die ihr Heimatland Frankreich um ihres evangelisch-reformierten Glaubens willen verließen, fanden rund 300 Glaubensflüchtlinge während der Regierungszeit Herzog Georg Wilhelms von Braunschweig-Lüneburg (1665-1705) Aufnahme in der Residenzstadt Celle. 1686 erfolgte die Gründung der Französisch-Reformierten Gemeinde, die 1699 das herzogliche Einverständnis zur Errichtung einer eigenen Kirche erhielt. Der “temple”, wie die Hugenotten ihre Kirchen nannten, durfte nicht die “Form eines Kirchengebäudes” haben und die Reformierten sollten “ihre Gottesdienste […] in Französischer Sprache, und in aller Stille” abhalten.

1700 begann der Bau der schlichten Fachwerksaalkirche in dem weitgehend neu errichteten Stadtteil Westceller Vorstadt, der heute Neuenhäusen heißt. Der Celler “temple” ist eine rechteckige Querkirche aus Fachwerk mit Walmdach. Die Außenfassade bestimmen große Klarglasfenster. 1847 erhielt die Kirche eine Außenverschalung mit aus Holz gefertigten Steinquaderimitationen, vorgesetzten rundbogenartigen Fensterverkleidungen und Säulen, zudem eine neue Eingangstür, neben der rechts und links die Schornsteine der ersten Kirchenheizung errichtet wurden. Um dem Gebäude ein sakraleres Gepräge zu geben, wurde am Giebel über dem Eingang ein Kreuz angebracht. In diese Zeit fällt auch die Umgestaltung des Innenausbaus. Neben der Neupositionierung des Gestühls und des Fürstenstuhls erhielt der Bau eine klassizistische Farbfassung in weiß und grau. 1961 wurde der Eingangsbereich der Kirche erneut verändert. Die Kanzel und die Fürstenloge zählen zum ältesten Inventar des Celler “temple”. Barocken Ursprungs sind auch die neben der Kanzel aufgehängten Liednummerntafeln und zwei auf Holz gemalte Psalmverse.

1805 wurde die Französisch-reformierte mit der 1709 gegründeten Deutsch-reformierten Gemeinde zusammengelegt. Seither nennt sie sich Evangelisch-reformierte Gemeinde. Die Hugenottenkirche, die mit dem alten hugenottischen Pfarrhaus, dem Gemeindehaus und dem Küsterhaus ein hofartiges Ensemble bildet, ist der einzige noch erhaltene hugenottische Kirchenbau in Nordwestdeutschland. Sie ist eines von über 360 Projekten, die die private Denkmalschutzstiftung dank individueller Spenden, Erträge ihrer Treuhandstiftungen und der Mittel der Lotterie GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Niedersachsen fördern konnte.

Die aktuell ca. 1.100 Gemeindeglieder wohnen in der Stadt und im Landkreis Celle sowie im Heidekreis. Rund die Hälfte von ihnen lebt in der Stadt Celle, deren Bevölkerung zu etwas weniger als 1 % der evangelisch-reformierten Konfession angehört. Somit wird die Diasporagemeinde, deren Mitglieder bis zu 80 km von der Kirche und dem Gemeindezentrum entfernt leben, durch ihre Verstreuung geprägt.

PR/Redaktion
Celler Presse

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