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Corona-Effekt: Beispiellose ökonomische Vollbremsung

LÜNEBURG. IHKLW-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert spricht im Interview über die Folgen der Corona-Krise für die regionale Wirtschaft, Fördermittel und eine neue Plattform, über die jeder Unterstützung leisten kann.

Michael Zeinert ist Hauptgeschäftsführer der IHK Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW).

Das Corona-Virus hat massive Folgen für die regionale Wirtschaft. Wie ist die Stimmung?
MZ: Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation, einer beispiellosen ökonomischen Vollbremsung: 95 Prozent der regionalen Unternehmen spüren durch das Corona-Virus negative Auswirkungen auf ihre Geschäfte. Das zeigt eine IHKLW-Umfrage, die wir Ende des letzten Monats durchgeführt haben und an der knapp 700 Unternehmen teilgenommen haben. Ein knappes Drittel der Befragten geht von 25 bis 50 Prozent Umsatzrückgang aus, ein weiteres Drittel von mehr als 50 Prozent. Kurzum: Das Wasser steht vielen Unternehmen bis zum Hals. Die von Bund und Land beschlossenen Hilfspakete bieten verschiedene Lösungen, die Staffelung der Landes-Liquiditätshilfen nach Unternehmensgröße und Beschäftigtenzahl ist wichtig, um eine schnelle Handlungsfähigkeit der Unternehmen zu ermöglichen. Doch jetzt kommt es vor allem darauf an, dass die Mittel schnell und unbürokratisch bei den Betrieben ankommen.

Wie bewerten Sie die Hilfs-Programme von Bund und Land?
MZ: Die finanziellen Soforthilfeprogramme von Bund und Land sind vor allem bei den kleinen Unternehmen in der Region sehr gefragt, bei vielen ist jedoch trotz Antragstellung noch kein Geld angekommen. Das ist das Ergebnis unserer Blitzumfrage, die vom 6. bis 8. April lief und an der sich 1.600 Unternehmen beteiligt haben. Das ist die mit großem Abstand stärkste Beteiligung an einer Mitgliederbefragung, die unsere IHKLW in so kurzer Zeit bisher registriert hat. Das zeigt, wie sehr den Unternehmen das Thema unter den Nägeln brennt. 77 Prozent der Befragten gaben an, bereits Finanzierungshilfen aufgrund der Corona-Krise beantragt zu haben, zehn Prozent beabsichtigen dies noch zu tun. 82 Prozent der Antragsteller geben jedoch an, noch kein Geld erhalten zu haben, das ist eine alarmierende Anzahl. Wenn nicht bald Gelder fließen, sind die Folgen für die zum großen Teil Kleinst- bis Kleinunternehmen existenzbedrohend.

Welche Angebote sind bei den Unternehmen am meisten gefragt?
MZ: Rund 66 Prozent der von uns im April befragten Unternehmen mit bis zu fünf Mitarbeitern beantragten Soforthilfe des Bundes, bei Unternehmen bis zehn Mitarbeitern waren es 27 Prozent. Gerade mal neun Prozent der Unternehmen mit 11 bis 30 Mitarbeitern gaben an Soforthilfen des Landes beantragt zu haben. Kredite der NBank wurden von rund 14 Prozent der Umfrageteilnehmer angefragt. Aber auch Steuerstundungen und Kurzarbeitergeld werden beantragt.

Wie unterstützt die IHKLW die Unternehmen in dieser Krisensituation?
MZ: Damit Kulturstätten, Fitnessstudios, Restaurants und Einzelhändler nicht dauerhaft verloren gehen, hat sich unsere IHKLW der Initiative „Wir FAIRzichten“ angeschlossen. Die Idee dahinter: Verbraucher können mit einem Onlineformular unter www.wir-FAIRzichten.de ganz einfach und unbürokratisch auf einen Teil ihrer gesetzlichen Erstattungsansprüche FAIRzichten. Ob Tickets für ein abgesagtes Konzert oder der gezahlte Monatsbeitrag im Fitnessstudio – die Plattform bietet die Möglichkeit, Betriebe ganz einfach mit einem freiwilligen Verzicht zu entlasten. Viele lokale Initiativen rufen in unserem IHKLW-Bezirk aktuell zur Nutzung des Lieferservices oder zum Kauf von Gutscheinen auf. Wir erleben hier gerade eine enorme Kreativität unserer lokalen Geschäfte in allen Branchen. Wir freuen uns über jede und jeden, die sich davon anstecken lassen. Natürlich nutzen wir unsere Social-Media-Kanäle, um alle diese Aktivitäten zu bewerben.

Die IHKLW bietet seit jeher ein breites Beratungsangebot. In welchem Bereich besteht seitens der Unternehmen aktuell der größte Beratungsbedarf?
MZ: Ganz klar im Bereich Finanzierung. Viele sind unsicher, welche Programme für Sie geeignet sind, wo sie die entsprechenden Anträge finden und welche Unternehmensdaten relevant sind. Wir steuern mit individueller Beratung gegen und bündeln auch unter www.ihk-lueneburg.de/corona alles Wissenswerte auch zu Fragen des Arbeitsrechts, beispielsweise rund um das Thema Kurzarbeit, aber auch zu den Bereichen International und Ausbildung. Über die sozialen Medien halten wir unsere Mitgliedsunternehmen auf dem Laufenden, haben neue Formate entwickelt wie einen „Digitalen Brennpunkt“, einen Facebook-Livestream, bei dem unsere IHKLW-Berater Fragen der Unternehmen beantworten. Unter dem Hashtag #supportyourlocalbusiness rufen wir Mitgliedsunternehmen auf, uns zu vertaggen, damit wir die vielen kreativen Angebote, die es gibt, teilen können. Und unser täglicher Corona-Newsletter informiert kurz und kompakt über wichtige unternehmerische Neuerungen.

Welche mittel- und langfristigen Folgen erwarten Sie für die regionale Wirtschaft?
MZ: Zunächst werden wir vermutlich einen Anstieg der Arbeitslosigkeit verzeichnen, das Bruttoinlandsprodukt wird fallen. Ich bin aber zuversichtlich, dass die angekündigten Hilfsprogramme greifen und die Chancen gut stehen, diese Krise zu überwinden. Entscheidend wird letztlich sein, ob es uns mit den jetzigen Maßnahmen gelingt, in den nächsten Wochen die Infektionsdynamik zu brechen, um dann wieder zu normalen Zeiten zurückzukehren.

Was macht Ihnen Mut?
MZ: Als Hauptgeschäftsführer der IHKLW begeistert mich gerade die Kreativität, mit der viele Unternehmen der Krise begegnen: Einzelhändler werben mit Gutscheinen und digitalen Services, Gastronomen stellen kurzerhand auf Lieferservices um – und diese Angebote stoßen auf positive Reaktionen bei Kunden, von denen sich viele solidarisch äußern. Es geht um Vielfalt und darum, dass wir nur gemeinsam das erhalten können, was unsere regionale Wirtschaft auszeichnet. Auch das Thema Digitalisierung erlebt plötzlich eine ungeahnte Dynamik. Homeoffice, digitale Info- und Veranstaltungsformate, wir lernen alle täglich dazu. Besonders stolz macht mich persönlich der Einsatz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die vollen Einsatz für die Unternehmen zeigen und sich mit Engagement und vielen Ideen für unser Motto #GemeinsamWirtschaftStärken einbringen. Wir haben in den letzten beiden Wochen neue digitale Veranstaltungsformate ausprobiert, die sehr gut angenommen worden sind. Finanzierungsberatung im Live-Stream oder Rechtsberatung im Webinar, das sind Angebote, die über die Coronakrise hinaus in unserem ländlichen Raum sehr gute Instrumente sein können, um mit den Kunden in den direkten Kontakt zu treten.

  PR
 Foto: ihklw/tonwert21.de

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