Samstag, 12. Oktober 2024

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Die „Scholz-Filme“ zur geplanten Kalihaldenabdeckung

WATHLINGEN. Laut Holger Müller von der Bürgerinitiative Umwelt Wathlingen hat Bürgermeister Harms kürzlich in der Presse geradezu überschwänglich auf YouTube-Filme von Herrn Wolfgang Scholz zum Thema Kalirückstandshalde hingewiesen. Laut Harms sehe Scholz weniger in der „Begrünung“ der Halde als in der befürchteten Verkehrsbelastung ein Problem.

Wenn Herr Scholz den Transportverkehr zur Haldendeponie als das Hauptproblem sieht und sich der Bürgermeister das offensichtlich zu eigen macht, danndürfen keine Gemeindegrundstücke zur Verfügung gestellt werden“, so Müller. „Wir haben kürzlich darauf hingewiesen, dass sich die Anzahl der Lkw oder der Zeitraum der Haldenabdeckung dadurch um rund50% verringern ließe. Als Folge müsste die Halde entsprechend zurückgebaut und das entfernte Salz könnte in das Grubengebäude gebracht werden.“ Müller erklärt, dass dort folgerichtig weniger Platz für die geplante Versenkung von Salzwässern anderer Standorte wäre, was den Menschen in Wathlingen und Umgebung wiederum Lkw Fahrten ersparen würde.

„Eine andere Lösung, wie die von Herrn Harms vor Jahren erdachte Umgehungsstraße, ist bis heute nicht einmal ansatzweise in Sicht. Ein von Scholz favorisiertes und von den Bürgerinitiativen schon immer als unrealistisch angesehenes Förderband, wie auch ein Bahntransport, für den Abfall haben sich durch die bereits errichtete – sogenannte – Recycling-Anlage erledigt“, so Müller weiter.

Achim Bartsch, ebenfalls von der BI, weist darauf hin, „dass wichtige Problemfelder, wie die Belastung der Einwohner mit erheblich schadstoffbelasteten Stäuben, die – nach Behördenmeinung – mangelhafte Langzeithaltbarkeit solcher Abdeckungen, die fragliche rechtliche Zulässigkeit einer Deponie auf einer Kalirückstandshalde und vor allem die möglichen Alternativen dazu von Scholz in seinen Filmen schlicht ignoriert werden.“ Bis heute habe K+S sich nicht zu den rund 4 Mio. m3  Grubenhohlraum geäußert, die in den Antragsunterlagen „verschwunden“ sind.

Für die Fragen zur Grundwassersituation an der Halde, die Herr Scholz in seinen Filmen versucht zu beantworten, sei die untere Wasserbehörde des Landkreises Celle zuständig. „Die hat im Erörterungstermin entsprechende Untersuchungen, wie beispielsweise ein Grundwasserströmungs- und Transportmodell (zur Ermittlung der Salzwasserausbreitung) sowie Maßnahmen zur Feststellung der Einsenkung der Haldenbasis und der Höhe des Grundwasserspiegels gestellt“, sagt Bartsch.

Skandalös ist aus Sicht der Bürgerinitiative, dass keine der Forderungen bisher erfüllt wurden. „Statt nun einer kompetenten Behörde öffentlich und im Kreistag den Rücken zu stärken, feiert der Bürgermeister und Fraktionsvorsitzende der CDU im Kreistag, Harms, Herrn Scholz für seine Filme zur Kalihalde. Der beantwortet diese Fragen – fast ausschließlich mit unkritisch übernommenen Angaben von K+S – unvollständig und eher laienhaft.“

Mögliche und erforderliche weitere Untersuchungen an der Kalihalde, wie vom Gutachter der Gemeinde Nienhagen geforderte sogenannte Leitfähigkeitsdrucksondierungen, vertikale und horizontale Haldendurchbohrungen, am besten mit der Anlage von Messbrunnen, das bereits erwähnte Grundwasserströmungs- und Transportmodell, und eine standortbezogene Haldenwasserbilanz zum Verhältnis von Niederschlag zu Verdunstung

fordere Scholz unverständlicherweise nicht. Das ist für Georg Beu von der BI Umwelt Uetze deshalb unverständlich, weil zuständige Behörden in Hessen und Thüringen genau solche Untersuchungen bei Kalihalden fordern. „Auf die Defizite bei der Auswertung der Daten der von Scholz erwähnten SkyTem Befliegung durch den K+S Gutachter und auf die Untersuchung des versalzten Grundwasserchemismus‘ durch den Gutachter der Bürgerinitiativen geht er überhaupt nicht ein, kritisiert Beu scharf.

„Immer wieder ist in den Filmen feststellbar, dass Scholz Dinge nur vermutet und jeden Sachverhalt im Sinneder von K+S geplanten Haldenabdeckung darstellt. Dieses Vorgehen ist uns von K+S aus dem Erörterungstermin bestens bekannt.“

Georg Beu erklärt, dass die Aussagen von Scholz‘ Filmen zum Grundwasserkontakt der Haldenbasis sogar weitgehend falsch sind. „Scholz geht von einer falschen Geländehöhe, nämlich 43,5 m über dem Meeresspiegel, für das Zentrum der Halde aus.“ Diese liege nach den Bürgerinitiativen vorliegenden und nicht für die Öffentlichkeit bestimmten K+S Unterlagen tatsächlich bis zu 1 m tiefer, als von Scholz angenommen. Dadurch ändert sich natürlich das Ergebnis“, so Beu. Hinzu kämen dann laut Landesregierung zusätzlich die Senkung durch Grubenhohlraumschrumpfung und durch die Abdeckung von jeweils 10 cm, die unbekannte Senkung seit Ende des Bergbaubetriebes, die unbekannte Geländehöhe im ursprünglichen tiefliegenden Feuchtgebiet im Zentrum der Halde und ein Anstieg des Grundwasserspiegels aufgrund der dringend erforderlichen Maßnahmen zur Wasserhaltung im Naturschutzgebiet Brand.

Wolfgang Tannenberg, ebenfalls von der BI Umwelt Uetze weist weiter darauf hin, dass die sogenannte Süß-Salzwassergrenze im Süden nicht, wie in den Filmen angegeben, bei 18 sondern bei 30 m Tiefe und somit nach dem Passieren der Halde viel höher liegt. Nach Ansicht des Gutachters der Gemeinde Nienhagen lasse das auf eine Versalzung durch die Halde schließen. „Zudem sinkt jegliches Salzwasser aufgrund seines Gewichts nach unten. Es ist daher völlig unverständlich, dass Herr Scholz gebetsmühlenartig die K+S Behauptung einer Grundwasserversalzung durch den Salzstock wiederholt. Warum sollte denn dann das Salzwasser vom Salzstock aufsteigen, statt abzusinken?“ fragt Tannenberg.

Nach Überzeugung der Bürgerinitiativen wollen Harms und Scholz weiterhin unbedingt die Haldenabdeckung. Laut Presseberichten mache Scholz keinen Hehl daraus, dass er die umstrittene Abdeckung des Bergs für „richtig“ hält. „Damit sind von ihm neutrale Informationen im Sinne der Bürger nicht zu erwarten.“

Sie weisen darauf hin, dass es seitens des früheren „Begrünungs“befürworters Harms zwischendurch Bestrebungen gegeben habe, „zusammen mit einem Umweltverband gegen die Haldenabdeckung zu klagen. Die Gemeinde allein habe dazu schließlich kaum die Möglichkeit. „Wir haben das immer als Versuch gesehen, die Bürger zu täuschen und entsprechende Gespräche als Bürgerinitiativen/LBU nach dem Bruch von Zusagen eingestellt. Jetzt suggeriert Harms durch die erneute Verwendung des Begriffes „Begrünung“, die Aussage, diese sei für Scholz weniger ein Problem sowie seinen ausdrücklichen Dank für die einseitigen Filme schon wieder, die Haldendeponie sei etwas Positives.“

Die vier sind sich einig, „dass Bürgermeister Harms seit dem Verfahren zur Flutung des Bergwerkes und in den letzten Jahren mit der schein-kompetenten Unterstützung von Scholz bei der Haldenabdeckung faktisch der Handlanger von K+S vor Ort ist.

„Wie so oft, geht daszu Lasten der Bürger.“

PR
Foto: Achim Bartsch

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