Mittwoch, 16. Juli 2025

✔ unabhängig ✔ überparteilich ❤ kostenfrei

Anzeige

Anzeige

Hochwasserschutz ja, Mauerbau nein – auch nach den aktuellen Fluten

Bloße Theorie und ein Rückblick auf vergangene Ereignisse bildeten vor rund drei Monaten die Basis für die Diskussion, ob die Errichtung einer Hochwasserschutzmauer längs der innerstädtischen Aller zwischen Pfennigbrücke und Allerwehr sinnvoll ist oder nicht. Nun ist die Grundlage eine andere, zum Ende des Jahres 2023 und Beginn des neuen Jahres wurde das Celler Land über Wochen von einem Hochwasser heimgesucht, das die Pegel wie bei den Naturgewalten in den Jahren 2003 und 2013 steigen ließ und die 5-Meter-Marke überschritt (Höchststand 2013: 4,60 m, 2003: 5,18 m).

Von der Pfennigbrücke aus am 28.12.2023 aufgenommen

Dr. Ulrich Scharf wohnt direkt an der Aller in der Fritzenwiese, er wäre wie etliche andere Anwohner von den Plänen einer Hochwasserschutzmauer in ihren Gärten betroffen, was zu einem losen Zusammenschluss von Anliegern führte, die sich gegen das Vorhaben der Stadt wehren. Ende November 2023 hatte der Rechtsanwalt gegenüber diesem Medium auf 30 Jahre zurückblickend festgestellt: „Das Wasser kam nicht annähernd bis zum Haus. Irgendeine Gefahr für die Altstadt bestand nie.“ Diese Erfahrung bestätigte sich auch beim jüngsten Hochwasser. Die Keller liefen wie in so vielen Celler Häusern voll, weil das Grundwasser hochdrückte. „Dieses Mal war das Erdreich vor dem Kellereingang pitschnass, das Allerwasser drang auch seitlich durch die oberen Bodenschichten durch die Seitenwände der Hausfundamente in den Keller ein“, berichtet Dr. Scharf und ergänzt: „Das Wasser hätte aber noch weiter steigen müssen, um das Niveau der Straße Fritzenwiese zu erreichen.“  Der Jurist zieht aktuell folgendes Resümee: „Das extreme Hochwasser hat in der Fritzenwiese weder die Häuser noch die Stadt bedroht. Soweit ich feststellen konnte, reichte das Wasser im derzeitigen Planungsbereich, also zwischen Aller- und Pfennigbrücke, nur bis zum Ufer, überflutete die Gärten, wenn überhaupt, also nur geringfügig. Bis zum Niveau der Hausgrenzen stand also noch ein Höhenabstand von geschätzt 40-50 cm zur Verfügung. Eine Mauer wäre also sinnlos gewesen, hätte aber wohl den Abfluss des Grundwassers aus unseren Kellern behindert.“

Grundsätzlich ist die Kommune für die Hochwasservorsorge zuständig. Das Land, also der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), unterstützt durch fachliche Beratung, vergibt Fördermittel und verantwortet die Gewässerunterhaltung. „Als Unterhaltungspflichtiger hat der NLWKN die Mittelaller grundsätzlich im Blick. Im Zuge von besonderen Abfluss-Situationen und vor allem während der Hochwasserlage fanden intensive Beobachtungen statt, auch im Abschnitt von der Pfennigbrücke bis zu Celler Wehranlagen“, teilt die Pressesprecherin des NLWKN Bettina S. Dörr auf CP-Anfrage mit. „Wird auf dieser Basis bewertet, ob die geplanten Maßnahmen, also eine Hochwassermauer mit Wirtschaftsweg zu bauen, überhaupt richtig sind?“ Bei dieser Fragestellung verweist der Landesbetrieb an das Neue Rathaus. Haben sich dessen Vertreter vor Ort ein Bild gemacht oder das mit der Umsetzung der Maßnahmen beauftragte Ingenieurbüro Heidt + Peters? Die Celler Verwaltung bleibt die Antwort schuldig, die Ingenieure verweisen bei telefonischer Anfrage an die Stadt.

„Leider hat sich niemand von der Stadt um die tatsächliche Situation gekümmert. Ein sehr instruktiver Anschauungsunterricht wurde also versäumt. Das gilt uneingeschränkt für die im jetzigen Planungsbereich gelegenen Grundstücke“, teilt Dr. Ulrich Scharf im Namen der Interessengemeinschaft mit und fügt hinzu: „Die Frage drängt sich auf: Warum eine Mauer, die nicht nur viel Geld kostet, sondern ohne Not in Naturschutz und geschütztes Eigentum eingreift?“

Anke Schlicht
Celler Presse
Fotos: Anke Schlicht

Hinweis zu der Meldung
Diese Seite zeigt gesponsorten Marketing-Inhalt, Quell- und Informationslinks sowie extern eingespielte Banner und Flash-Anzeigen.

WhatsApp-Kanal Immer bestens informiert! Erhalten Sie die neuesten Nachrichten und Updates jetzt auch direkt auf Ihr Smartphone. Folgen Sie unserem WhatsApp-Kanal und bleiben Sie schnell und unkompliziert auf dem Laufenden. Hier klicken und abonnieren!



Anzeige