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Corona-Hilfen – „Eine schnelle Auszahlung der Hilfen ist jetzt elementar“

LÜNEBURG. Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW), zu den Auswirkungen der aktuellen Corona-Beschlüsse auf die regionale Wirtschaft und zu Maßnahmen für einen Neustart nach der Krise:

Als Hauptgeschäftsführer der IHK Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) fordert Michael Zeinert eine schnelle Auszahlung der Corona-Hilfen und steuerliche Entlastungen für Unternehmen. Foto: ihklw/tonwert21.de

Herr Zeinert, welche Auswirkungen hat der verlängerte Lockdown für die regionale Wirtschaft?

Die Unternehmen stehen wegen der Coronakrise unter enormen Druck – und dieser erhöht sich durch die Lockdown-Verlängerung weiter. Einer Umfrage unserer IHK Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) zufolge, verzeichnen bereits Ende vergangenen Jahres 52 Prozent der 620 Befragten einen Eigenkapitalrückgang und knapp 30 Prozent geben an, mehr als 50 Prozent ihrer Umsätze eingebüßt zu haben. Jedes dritte Unternehmen hat bereits Personal abgebaut und jedes achte sieht sich akut von einer Insolvenz bedroht. Um die Folgen dennoch so gut es geht abzufedern, ist eine schnelle Auszahlung der öffentlichen Hilfen jetzt elementar.

Wie beurteilen Sie die aktuellen Hilfen für Unternehmen?

Dass die Bundesregierung die vollständige Auszahlung der beantragten Novemberhilfe über die Länder spätestens ab dem 10. Januar angekündigt hat, ist ein Armutszeugnis. Für viele Betriebe wäre die Auszahlung bereits im Dezember überlebenswichtig gewesen, denn die Abschlagszahlungen – 10.000 Euro für Unternehmen und 5.000 Euro für Soloselbstständige – haben bei weitem nicht die Kosten der Unternehmen gedeckt. Zahlreiche Unternehmen haben auch keine Abschlagszahlungen erhalten, weil die vom Bund bereitgestellte Software die automatisierte Bearbeitung vieler Anträge abgelehnt hat. Die Anträge für die Dezemberhilfe können seit Mitte Dezember gestellt werden und die ersten Abschlagszahlungen sollen im Januar erfolgen. Es ist für die Betriebe elementar, dass es nicht erneut zu ähnlich massiven Verzögerungen kommt, wie bei der Novemberhilfe. Leider deutet sich aber auch für das neue Instrument “Überbrückungshilfe III” eine Fortsetzung der Verzögerungen an. Denn in einem heute (06.01.) veröffentlichten Papier des Bundesfinanzministeriums heißt es dazu, die erforderlichen Programmierarbeiten würden „einige Wochen bis nach dem Programmstart Anfang Januar 2021 in Anspruch nehmen“.

Welche Betriebe sind besonders betroffen?

Im Moment machen wir uns besonders Sorgen um die Einzelhändler in den Innenstädten. Durch den erneuten Lockdown ist ein großer Teil des dringend benötigten Weihnachtsgeschäfts verlorengegangen. Wir rechnen im ersten Quartal 2021 mit einer größeren Zahl von Geschäftsschließungen im Einzelhandel. Nach wie vor sind auch das Reise- und Veranstaltungsgewerbe in besonderem Maße von der Corona-Pandemie betroffen, ohne dass rasche Besserung in Sicht ist. Außerdem zeigt sich die Gastronomie wegen des ausbleibenden Weihnachtsgeschäfts durch Verlängerung des Lockdowns bis Ende Januar als sehr angeschlagen. Während zu Beginn der Corona-Krise vor allem Messebauer, Gastronomen, der Einzelhandel und die Tourismusbranche betroffen waren, hat sich die Krise längst auch auf viele Zulieferbetriebe, Logistiker, auf die Veranstaltungsbranche und viele mehr ausgeweitet. Die Folgen der Corona-Pandemie sind also nahezu branchenübergreifend spürbar. Das zeigt auch die enorme Nachfrage nach Liquiditätshilfen, die unsere Berater täglich erreichen. Gleichzeitig gibt es aber einige Unternehmen, die zumindest zu Beginn der Krise ein Auftragsplus verzeichneten: der Lebensmitteleinzelhandel, Wirtschaftsberater, IT-Dienstleister, die Homeoffice-Plätze einrichten, Lieferdienste und Online-Händler. Die deutsche Wirtschaft kann Krisen wegstecken: Unsere Konjunkturumfrage für das 3. Quartal 2020 hatte zum Beispiel gezeigt, dass die regionale Wirtschaft auf dem Weg war, sich aus dem Corona-Tal hinauszuarbeiten. Aufgrund der anhaltenden Infektionszahlen und des aktuellen Lockdowns wächst die Unsicherheit allerdings wieder.

Wie beurteilen Sie den Appell an die Betriebe, Homeoffice-Angebote auszuweiten?

Dass es Sinn macht, Kontakte zu beschränken, wissen auch die Arbeitgeber. Sie sind sich ihrer Verantwortung sehr bewusst und haben längst mit guten Hygienekonzepten, virtuellen Meetings und – soweit möglich – eine Verlagerung der Arbeit ins Homeoffice reagiert.

Was braucht es für den Neustart aus der Krise?

In der aktuellen Krise liegt auch die Chance, Defizite konsequent anzugehen, Lösungen von Übermorgen zu realisieren und Wachstum zu ermöglichen. All das greift unsere IHKLW 2021 mit dem Jahresthema „Region zukunftsfähig aufstellen“ auf. Unter dem Credo #GemeinsamWirtschaftStärken wollen wir die regionale Wirtschaft dabei unterstützen, mit Vollgas aus der Krise zu starten. Neben kurzfristigen Unterstützungsleistungen von Bund, Ländern und Kommunen, bei denen wir den IHKLW-Mitgliedsbetrieben beratend zur Seite stehen, setzen wir uns ein für Investitionen in wichtige Infrastrukturprojekte und Bürokratieabbau. Die regionale Wirtschaft braucht ein Belastungsmoratorium: keine neuen bürokratischen oder finanziellen Belastungen, stattdessen Deregulierung und steuerliche Entlastung durch Ausweitung des Verlustvortrags und verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten. Dass diese Maßnahmen wichtig sind, spiegeln uns auch die Unternehmen, die sich an der oben genannten Corona-Umfrage beteiligt haben: 53 Prozent der Befragten antworten auf die Frage, wie die Politik die Wirtschaft stützen kann, mit „Bürokratieentlastung“.

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Foto: ihklw/tonwert21.de

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