Donnerstag, 3. Oktober 2024

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Stellungnahme des Stadtelternrats zum Lockdown: „Schule muss eine feste Burg sein!“

CELLE. Das Jahr 2021 beginnt für die Eltern schulpflichtiger Kindern schlecht: Unsicherheit und ambivalente Aussagen von Politik und Verwaltung sowie lernpsychologische Irrwege prägen die jetzige Situation. Sogenanntes „Distanzlernen“ und Wechselunterricht bestimmen den Alltag der Schulkinder. Hier ist die Stellungnahme des Stadtelternrates:

„Die Folgen des eingeschränkten Schulbetriebs wurden bereits 2020 deutlich. Expertinnen sind sich darüber einig, dass vor allem leistungsschwächere Schülerinnen, Kinder aus schwierigen sozialen Lagen und Kinder, deren Familien noch nicht so lange in Deutschland leben durch die coronabedingten Einschränkungen im Schulbetrieb große Lernrückstände aufweisen. Dies bestätigt sich auch in Celle durch viele Gespräche mit Lehrer*innen und Eltern, auch melden Arztpraxen vermehrte psychische Störungen bei Kindern und Burnout-Symptome bei Eltern (insbes. bei Müttern).

Aus Sicht des Stadtelternrats sind viele der jüngst beschlossenen Maßnahmen nicht zu Ende gedacht. Politik und Verwaltung müssen alles erdenkliche tun, um Unsicherheit und Irritationen bei den Familien zu vermeiden und Belastungen auf ein Minimum zu reduzieren.

Verlässlichkeit
Schule muss selbst in unsicheren Zeiten eine „feste Burg“ sein! Distanzlernen für Kinder hat nach allen Erkenntnissen der Hirnforschung und der Pädagogik keine nachhaltigen Effekte. Lernen bei Kindern funktioniert stattdessen über gruppen-dynamische, emotionale Prozesse, über Reflexion und die Anwendung von Erlerntem.

Der Stadtelternrat fordert das Wechselmodell (halbe Klassen in getrennten Gruppen) und ein Einstellen des Distanzlernens jetzt und in Zukunft.

Denn: Unbegleitetes Lernen zu Hause funktioniert nicht. Selbstständiges schulisches Arbeiten jüngerer Kinder im eigenen Heim ist eine Utopie! Die meisten Kinder lernen nicht selbstständig. Sie brauchen eine Lern-Begleitung. Zu Hause kann maximal ein Training von bereits gelernten Inhalten stattfinden. Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation! Zudem sollten Inhalte von den Lehrkräften gut vorstrukturiert und der Anspruch klein gehalten werden. Ein klarer täglicher Zeitrahmen muss kommuniziert werden.

Keine neuen Inhalte
Neue Inhalte im Distanzunterricht zu beginnen, ist nicht zielführend, denn viele der Inhalte benötigen eine pädagogische Einbettung durch professionelle Lehrer*innen. Eltern können dies in den meisten Fällen nicht leisten. Insbesondere Kinder aus schwierigen sozialen Lagen werden hier noch weiter abgehängt. Zentrale Aufgabe von Politik und Verwaltung ist es, für alle Kinder Chancengleichheit herzustellen.

Einheitlichkeit
Wir fordern eine kommunal einheitliche Regelung zur Gestaltung des Szenario B. Manche Schulen wechseln tageweise, manche Schulen wochenweise, manche teilen sogar den selben Vormittag. Familien mit Kindern auf unterschiedlichen Schulen stehen vor einem Organisationschaos.

Familien mit Sprachförderbedarf
Insbesondere Familien mit Sprachförderbedarf brauchen Informationen in ihrer Herkunftssprache. Vielen Familien sind Unterstützungsangebote wie die Notbetreuung kaum bekannt, weil eine Übersetzung in die Herkunftssprachen erst gar nicht erfolgt. Wir fordern zielgerichtete Informationsmöglichkeiten für Familien, die die deutsche Sprache noch nicht oder nur wenig beherrschen.

Notbetreuung
Die Notbetreuung muss erweitert und insbesondere für Kinder, die in schwierigen familiären Verhältnissen leben, geöffnet werden. Ein Platz in der Notbetreuung darf nicht ausschließlich vom Beruf der Eltern abhängen. Aspekte des Kindeswohles müssen in gleicher Weise behandelt werden und nicht erst bei nachgewiesener Kindeswohl-gefährdung greifen. Eine aktive Mitarbeit der Schulsozialarbeiter*innen und Förderschullehrkräfte bietet sich hier an.

Digitalisierung für alle
Der Ausbau von Lernplattformen wie z.B. IServ sind gute Schritte bei der Digitalisierung. Aber sie nützen nur den Kindern, die zu Hause über entsprechende Computer (Laptop oder PC) verfügen. Für Familien, die wenig Geld zur Verfügung haben, müssen diese Geräte bereit gestellt werden, wenn sie selbst dazu wirtschaftlich nicht in der Lage sind bzw. muss ihnen Unterstützung zuteil werden, wenn sie Anträge auf Endgeräte beim Job Center stellen. Hier fordern wir zentrale Beratungsstellen, die die Familien unterstützen.

Fazit
Wenn Schulschließungen aus Sicht der Virologen wirklich der einzige Weg sind, um die Infektionsketten zu unterbrechen, dann kann es Akzeptanz und Unterstützung durch die Elternschaft nur dann geben, wenn fundierte pädagogische Konzepte für diese Ausnahmesituation entwickelt worden sind und eine transparente Informationspolitik für alle Familien praktiziert wird.“

Zum Stadtelternrat:
Die Mitglieder des Stadtelternrats vertreten die Interessen und Belange der Elternschaften der Schulen im Celler Stadtgebiet. Dabei sind allen Schulformen angemessen berücksichtigt, wobei ein besonderer Fokus auf den Grundschulen liegt.

Im November 2020 wurde das Gremium neu gewählt und setzt sich jetzt wie folgt zusammen:

Stephan Ohl (GS Blumlage) wurde einstimmig als erster Vorsitzender wieder gewählt, Johanna Thomsen (GS Hehlentor) als Stellvertreterin.

Als Beisitzer*innen sind Thomas Warnecke (IGS Celle), Bianca Trenapp (Pestalozzi Schule) und Susanne Gresch (IGS Celle) mit im Vorstand.

Steffen Breitenfeld (GS Altencelle) wurde als Delegierter für den „Ausschuss für Schule, Kinder und Jugend des Rates der Stadt Celle“ gewählt.

PR

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