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Dürfen wir das Auto gucken? – „Wie retten die Deutschen?“ – Russische Medizinstudenten beim DRK

  • Celle

CELLE. „Wieso wird bei uns nicht an die Menschen gedacht?“, fragt der junge Medizinstudent aus der östlichsten Stadt Europas. Sie liegt in Russland, heißt Perm und gehört zur gleichnamigen Verwaltungsregion westlich des Uralgebirges. Mit dieser unterhält Niedersachsen eine Partnerschaft, und in deren Rahmen sind 17 Studenten und Dozenten der Staatlichen Medizinischen Universität für ein einwöchiges Seminar nach Celle in die Deutsche Management Akademie Niedersachsen gekommen.

„Freiwilligenmanagement in medizinischen Hochschulen und im Gesundheitswesen – Erfahrungen in Deutschland“ lautet der Titel. Am Dienstag stand der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) auf dem Programm. „Der Wunsch, hierher zu kommen, wurde von der Gruppe selbst geäußert“, berichtet die Organisatorin und Tutorin der Akademie, Brigitte Fischer. Das Rote Kreuz ist den Studenten ein Begriff, auch in Russland ist es eine feste Größe.

Der Fachbereichsleiter für den Rettungsdienst, Katastrophenschutz, Technik und Freiwilligendienste, Uwe Ammoneit, muss daher nichts Grundsätzliches erklären, sondern geht im theoretischen Teil direkt auf die Organisation des Rettungswesens in Deutschland ein und erläutert auf Wunsch die Verbindungen zum Allgemeinen Krankenhaus. Die Eingangsfrage, weshalb nicht ausreichend an die Helfer gedacht werde, ist nur eine von vielen, die sich an das kurze Referat anschließen, und bezieht sich auf Ammoneits Ausführungen zu den Arbeitszeitregelungen für die Einsatzkräfte, die in Deutschland 48 Stunden einschließlich der Bereitschaftszeiten pro Woche nicht überschreiten dürfen. „In Perm sind 24 Stunden Ruhe und 24 Stunden Bereitschaft üblich“, berichtet der angehende Mediziner. Der DRK-Fachbereichsleiter hat seinerseits nicht gespart mit kritischen Anmerkungen zu speziell deutschen Regelungen hinsichtlich der präklinischen Versorgung wie z.B. dem Arztvorbehalt: „In Deutschland ist man davon überzeugt, der Arzt muss zum Patienten kommen, und dann erst ins Krankenhaus. Einen wissenschaftlichen Beleg für die Überlegenheit dieses Vorgehens gibt es nicht. Die meisten Länder machen das nicht so“, sagt Ammoneit. Mittlerweile würden Notfallsanitäter so ausgebildet, dass sie in der Lage sind, einen großen Teil ärztlicher Versorgung und Erstmaßnahmen in eigener Verantwortung zu leisten, so dass ärztlicher Sachverstand konzentriert für die klinische Behandlung und schwerwiegende Notfallbehandlungen zur Verfügung stehe.

Die Präsentation des ausgewiesenen Experten stößt auf großes Interesse bei den Gästen. Welche Kriterien die Bewerber für den Freiwilligendienst denn erfüllen müssten, ob Frauen oder Männer bevorzugt würden, ob es die Einhelfermethode gebe und man auch Erfahrungen mit Leuten habe, die den Notruf wählten, ohne überhaupt in einer entsprechenden Situation zu sein, wollten die jungen Frauen und Männer wissen, bevor die wichtigste Frage – anders als die anderen auf Deutsch – gestellt wurde: „Dürfen wir das Auto gucken?“

Ammoneit benötigt Unterstützung von Kollegen, um die Neugierde, was es mit all den Vorrichtungen und Utensilien im Rettungsfahrzeug auf sich habe, zu stillen. Mark Baluev kann Deutsch, er zeigt sich beeindruckt von der Ausstattung des Rettungswagens: „Alles ist sehr neu, vieles geht automatisch, die Deutschen haben eine gute Technologie, die hilft allen. Bei uns ist immer alles kaputt.“

Anke Schlicht
Fotos: Anke Schlicht

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