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Wie wirkt sich der Lieferengpass auf den Fahrradhandel aus?

CELLE. Eberhard Büchel, Präsident des CONEBI, weist darauf hin, dass europäische Produktionen gestärkt werden müsse für größere Unabhängigkeit von fernöstlichen Anbietern. Der europäische Verband der Fahrrad- und Zubehörindustrie (CONEBI) warnt, dass der unglaubliche Nachfrage-Boom wieder auf Material- und Liefer-Engpässe stoßen werde. Die Lieferengpässe im vorherigen Jahr hätten zu nicht vollen Auslastung der möglichen Kapazitäten geführt. Die immense Steigerung der Frachtraten, – immerhin das 10-fach der Fachhandelsraten von Ende 2019 – hätten Importe verteuert. Dies und die Lieferengpässe hätten die Lieferketten massiv gestört. Hinzu kommt, dass Corona zu Beeinträchtigungen in chinesischen Hafen führe. Die Zero-Covid-Strategie führt immer wieder zu Schließungen oder Beeinträchtigungen im chinesischen Hafenbetrieb.

Laut Gemeinschaftsstudie „Branchenbericht Fahrräder 2021“ der IFH Köln und BBE Handelsberatung GmbH habe der Fahrradmarkt eine äußerst positive Entwicklung genommen. Die Marktteilnehmer konnten in den letzten 10 Jahren ihre Umsätze verzehnfachen. 70 % des Umsatzanteils bilden die E-Bikes, welches auch die Renaissance des Fahrradmarktes eingeläutet hat. Zum gestiegenen Umsatz trugen bei: hervorragende klimatische Wetter-Bedingungen, Corona-Lockdowns sowie Wiederentdeckung des Fahrrads und ein steigendes Umweltbewusstsein sowie nachhaltigen Mobilitätswunsch.

Doch wie äußert sich das in der Celler Fahrradlandschaft?

Anna-Sophie Fuchs vom Celler Fahrradhändler erzählt, dass sie Engpässe in allen Bereichen hätten angefangen bei Kleinteilen bis zu fertigmontierten Rädern. Standardersatzteile wie Reifen und Ketten hätten Lieferzeiten von bis zu anderthalb Jahren und im E-Bike Sektor fehlten gerade Platinen, Akkus und Ladegeräte. E-Bike-Hersteller lieferten ihnen zwar fertige Räder aufgrund des begrenzten Lagerplatzes, aber häufig ohne Akkus. Nur ein Bruchteil der bestellten Fahrräder würden sie erhalten. Vielen Händlern würde ein Großteil der Saison-Bestellungen gestrichen, da die Produktionen für 2022 bereits seit Monaten voll ausverkauft wären. Eine Entspannung der Situation sei nicht erkennbar, aber sei definitiv vor 2023/24 nicht zu erwarten. Gerade die asiatischen Lockdowns führten zu Schließungen der Produktionsstätten. Dieser Ausfall könne nicht aufgeholt werden, da die Auslastung der Produktionsstätten bereits überreizt sei. Waren würde es weiterhin geben, aber als Händler müsse man in diesen Zeiten aufgeschlossener sein.

Mit ihrem hohen Lagerbestand könnten sie einiges auffangen. Doch gerade im Elektronikbereich wären sie stark auf Zulieferer angewiesen, da sie meist für Kundenaufträge bestellen würden. Diese bringe meist längere Wartezeiten mit sich, da es dort Lieferengpässe und Produktionsschwierigkeiten im asiatischen Raum gebe. Derzeit hätten sie auch neue Lieferanten angeschrieben oder Kunden als Endverbraucher gebeten, selber die benötigten Teile zu bestellen. Denn Endverbraucher im Netz erhielten oft noch Waren, die für den Händler nicht mehr bestellbar wären. Eine gute Planung sei in diesen Zeiten unerlässlich, weil es derzeit überall Lieferengpässe gebe.

„Zum Glück sind unsere Kunden bisher verständnisvoll und geduldig! Sie verstehen die Situation und erleichtern uns so natürlich die Arbeit.“ Aber es gäbe auch Ausnahmen. Aber auch für solche Ausnahmen könnten sie nicht Teile oder Fahrräder herbeizaubern. Alle müssten warten, niemand werde bevorzugt und für niemanden würden sie Ausnahmen machen. Jeder weggeschickte Kunde bringe aber einen Verlust mit sich. Manche würden auf ihre Ware warten bis zu einem Jahr und länger und manchen könne der Handel Ausweichprodukte anbieten. Aber ja, die Lieferengpässe führten zu Verlusten im Tagesgeschäft. Sie wünsche sich von der kommunalen Politik, dass sie bei den überlasteten Speditionen Anregungen zur Entlastung reingeben würde. Denn ihr sei bewusst, dass der kommunale Arm nicht in den Fernen Osten reicht, wo die Produktion oft coronabedingt pausiere.

Auswirkungen auf ehrenamtliche Fahrradexperten?

Michael Weinrich von der Celler Lastenrad Initiative erzählt, dass die 4 Lastenräder hin und wieder mal repariert werden müssten. Der erfahrenen Zweirad-Mechaniker Claus Stahl der Initiative repariere und beschaffe auch die Einzelteile dafür. Gängiges Material wie Seilzüge und Ketten wären auf Lager, speziellere Teile würden besorgt werden. Aber der geringe Bedarf sorge für eine recht unproblematische Beschaffung von Ersatzmaterialien.

Hans Lilie (Fahrradverleih am Bahnhof) berichtet, dass sie für Reparaturen Materialien wie Scheinwerfer, Ketten, Kettenschützer, Ersatzschläuche und Weiteres brauchen würden. Durch Recycling alter Räder hätten sie ein gutes Lager von gebrauchten Einzelteilen. Deren Lieferant hätte bisher das benötigte Material auf Lager gehabt. Daher hätten sie bisher von einem Lieferengpass nichts bemerkt.

Redaktion
Celler Presse

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