Dienstag, 8. Juli 2025

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„Kaufkraft muss in die Innenstadt“ – Diskussion über Leerstand

So ungewöhnlich scharfe Töne hört man in Celler Ausschuss-Sitzungen selten, doch das Thema Leerstand brachte die Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaftsförderung und die Vertreter der Verwaltung in Wallung. Routinemäßig unterbreitet die Verwaltung in jeder ersten Sitzung im neuen Jahr einen City-Zustandsbericht. Darüber hinaus lag ein Antrag der SPD-Fraktion zum Thema vor.

„Reden Sie nur immer weiter alles schlecht“, warf der Vorsitzende Dr. Michael Bischoff (CDU) denjenigen vor, die sich mit der Präsentation von Innenstadtmanagerin Johanna Crolly zum Leerstand in der City nicht zufrieden zeigten. „Die Datenlage ist doch zu dürftig“, pflichtete Björn Espe (FDP) Patrick Brammer (SPD) bei, der kritisiert hatte: „Ich sehe da keine aussagekräftige Darstellung. Wir müssen doch eine Entwicklung sehen, welche Geschäfte sind verschwunden, welche sind neu hinzugekommen.“ Crolly beschränkte sich auf die Ausweisung der Flächen, gestaffelt nach Größen und deren Anzahl, die potentiellen Betreibern zur Verfügung gestellt werden können. Als Bezugsgröße für die Sichtbarmachung der Veränderung wählt sie das Jahr 2016, und damit das letzte vor Amtsantritt des Oberbürgermeisters Dr. Jörg Nigge. „Damals standen 70 Gewerbeflächen für die Vermietung zur Verfügung, im Jahr 2024 sind es nur noch 25“, führte sie aus. Man sei in einer sehr guten Entwicklung, „wir haben die Innenstadt belebt, das wird uns immer wieder gesagt“, betont die Innenstadtmanagerin.

Qualifizierte Leerstandsanalyse gefordert

Die Forderung der SPD-Fraktion, jährlich eine qualifizierte Leerstandsanalyse vorzustellen, weist das Neue Rathaus zurück. Die Genossen argumentieren: „Die bisherigen Ausführungen der Verwaltung hierzu sind äußerst unbefriedigend und wenig valide, obwohl in der Öffentlichkeitsarbeit der Verwaltung stets davon die Rede ist, dass sich die Anzahl der Leerstände seit 2016 verringert hat. Gerade hinsichtlich dieser Aussage ist es wichtig, diese auch qualitativ zu untermauern.“ Das Innenstadtmanagement und die Erste Stadträtin Nicole Mrotzek sehen die Ausweisung der Areale, die tatsächlich für eine Vermietung zur Verfügung stehen, als ausreichend an. Mrotzek ergänzt: „Wir sind eng dran an den Immobilienbesitzern.“

Im Ausschuss-Vorsitzenden Bischoff hat die Stadt einen Verbündeten. Als er anmerkt, mehr könne die Wirtschaftsförderung und Kommunalpolitik nicht tun, es verändere sich nun einmal alles, wird die Diskussion grundsätzlich. Denn Dr. Jörg Rodenwaldt (Zukunft Celle) widerspricht zwar nicht der Tatsache, dass alles einem steten Wandel unterliegt, aber der Sichtweise, der kommunalpolitische Einfluss sei gering. Auch in dieser Sitzung wird, ähnlich wie es regelmäßig vom Oberbürgermeister zu hören ist, sowohl von Nicole Mrotzek als auch von Johanna Crolly hervorgehoben, man werde von Vertretern anderer Städte gelobt. Jörg Rodenwaldt vermisst bei derlei Statements die Sicht der eigenen Bewohner. „Wir müssen uns die Frage stellen, warum gehen die Celler nicht mehr in die Innenstadt? Ist sie überhaupt noch attraktiv für unsere Bürger? Das ist Aufgabe der Kommunalpolitik, aber wir führen diese Diskussionen nicht. Das Wort Kaufkraft kommt bei uns nicht vor. Aber genau diese muss in die Innenstadt.“

Falsche Schwerpunktsetzung

Jörg Rodenwaldt ist von Beruf Volkswirt, aus dieser Perspektive schaut er auf die Thematik und vertritt die Ansicht, dass man in Celle weiter sein könnte: „Der Schwerpunkt der Stadtentwicklung lag auf der Schaffung von Neubaugebieten an den Rändern, z.B. in Groß und Klein Hehlen. Die Bewohner dort nutzen die City nicht zum Einkaufen, sondern die Center an der Peripherie.“ Innenstadtnahe Areale wie die Allerinsel und die 77er Straße würden sich zu lange hinziehen bzw. seien abrupt unterbrochen, Stichwort Cramer-Markt, und neu gestartet worden. Die Sanierung Neuenhäusens sei um rund drei Jahre aufgehalten worden. „Und was hat sich denn in zehn Jahren am Nordwall getan?“, erläutert der Kommunalpolitiker seine Position in einem Nachgespräch. Zudem plädiert er für Arbeiten in der City, indem z.B. Behörden und Verwaltungen dort angesiedelt würden, um das Herz Celles zu beleben und Kaufkraft zu generieren. „Wir wollen, dass die Innenstadt sich entwickelt. In den vergangenen zehn Jahren hätte man die Fokussierung ändern müssen“, betont der Kommunalpolitiker und lässt auch das Thema Wohnen nicht außen vor: „Den gesamten Innenstadtbereich hätte man in Bezug auf Wohnkultur entwickeln können.“ Er spricht sich dafür aus, die Problemfelder in den Ausschuss-Sitzungen klar zu benennen und nach Lösungen zu suchen. „Aber wir reden über den Weihnachtsmarkt, und ein paar Plastik-Blumenampeln sind pure Kosmetik“, warf er in der Sitzung des Gremiums ein.

Die Vertreterinnen der Verwaltung, Johanna Crolly und Nicole Mrotzek, verwahren sich gegen die Kritik: „Vieles wird von der Politik niedergeredet, anstatt positiv zu berichten.“

Anke Schlicht
Redaktion Celler Presse
Fotos: Anke Schlicht

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